Ingolstadt
Ostereier im Drive-In

In Corona-Zeiten bieten Ingolstädter Hühnerbauern risikofreie Verkaufskonzepte

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:33 Uhr
Die drei machen vor, wie es geht: Sophie legt den Karton mit den Eiern in den Fahrradkorb von Marta Helmin, Noah das Geld in die Kasse. Wer will, könnte sich hier sogar vom Auto aus mit Eiern versorgen, ohne auszusteigen. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Neben Osterlämmchen und Schinken im Brotteig sind es vor allem gefärbte Eier, die beim Frühstück am Ostersonntag in vielen Familien nicht fehlen dürfen.

 

Glücklicherweise hat die Corona-Krise auf Legehennen keinen Einfluss - wohl aber auf den Verkauf von Eiern. Die Happy Chicken Farm und der Bauernhof Antoniusschwaige in Ingolstadt setzen auf Freilandhaltung und verkaufen ihre Produkte eigentlich im Hofladen. Das geht in Corona-Zeiten so nicht mehr. Beide Höfe bieten Konzepte an, die den Eierkauf vor Ostern trotzdem sichern.

Eine Art Drive-In mit Selbstbedienung hat der Chef der Happy Chicken Farm, Richard Weber, spontan für seinen Hof errichtet. Ihm geht es dabei vor allem darum, das Ansteckungsrisiko für seine Mitarbeiter zu verringern. Um den Hofladen kümmert sich sonst Webers Mutter, Friedhilde Weber, die 80 Jahre alt ist. "Der Selbstbedienungsstand war für uns die beste Lösung. Für unsere Senior-Chefin ist der Hofladen ihr Ein und Alles, aber wir wollten nicht, dass sie sich ansteckt. "

Seit einer knappen Woche können die Kunden nun selbst auf den Hof fahren, sich Eier nehmen und selbstständig bezahlen. "Wir winken dann aus der Ferne", sagt Weber. Die Aktion hat Weber auf Facebook gepostet, auch das Regionalfernsehen war schon zu Besuch. "Jetzt kommen unerwartet sogar neue Kunden auf den Hof", erzählt er. Eine Umstellung ist die Selbstbedienung trotzdem. Dass sich Kunde und Landwirt persönlich begegnen, gehört zum Konzept des Hofes. "Ökonomisch sind wir aber nicht auf der Seite derer, die unter der Corona-Krise besonders leiden", sagt Weber.

Rund 3000 Hennen leben auf der Happy Chicken Farm - "im Homeoffice mit Auslauf", sagt Weber. Für die Mitarbeiter hat der Landwirt verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Drei Verkaufsfahrer müssen regelmäßig in Supermärkte gehen. Sie haben Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel bekommen.

Täglich verkauft der Landwirt momentan zwischen 500 und 600 gefärbte und 1200 bis 1400 normale Eier an seinem Selbstbedienungsstand. Das ist etwas weniger als die Hälfte der Gesamtproduktion. Der Rest geht an den Einzelhandel.

Die Nachfrage in diesem Frühjahr ist stark: "Heuer gibt es zwei Ostern", sagt Weber. Fast doppelt so viele Eier wie sonst hat er bereits im Rahmen der "Hamstereinkaufswelle verkauft, jetzt kommt noch der Ostereinkauf dazu.

Dasselbe berichtet auch Christine Höcker, die gemeinsam mit ihrem Mann den Bauernhof Antoniusschwaige betreibt. Seit Juni 2016 gibt es dort einen Eierautomaten. Der Hof war einer der ersten in Ingolstadt, der den Verkauf über Automaten möglich gemacht hat. Höcker sagt: "Der Eierautomat läuft gerade auf Hochtouren. Wir sind ständig damit beschäftigt nachzufüllen, und kommen kaum hinterher. " Auch Höcker hat den Hofladen geschlossen, um ältere Mitarbeiter vor einer Ansteckung zu schützen. "Die meisten Kunden halten sich zwar an Abstände, aber der Automat ist eine sichere Sache. "

Mehrmals täglich füllt sie die Eier nach, 4000 pro Tag produzieren die Legehennen, etwa die Hälfte geht an den Einzelhandel, die andere wird über den Automaten verkauft, dazu Nudeln und gefärbte Eier. Das Ostergeschäft, sagt auch Höcker, hat in diesem Jahr früher begonnen. "Die Ausgangsbeschränkungen haben für einen richtigen Run auf die Eier gesorgt. " Das liege daran, glaubt die Landwirtin, dass die Leute viel zu Hause kochen oder mit den Kindern backen und mehr Eier brauchen. Die Krise bringt ihr ebenfalls keinen Verlust. Sie sagt: "Ich bin wirklich froh, dass wir den Automaten haben. "

Ein Automat steht direkt auf dem Hof in der Antoniusschwaige 45, einen zweiten gibt es in Mailing in der Regensburger Straße 238. Der Drive-In Selbstbedienungsstand auf der Happy Chicken Farm befindet sich in der Rothenturmer Straße 98 in Niederfeld.

DK

Laura Csapó