Großmehring
"Opas Wunsch"

Enkelin will Hilfsprojekt des verstorbenen Großmehringers Ferdinand Holzmann retten

27.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:14 Uhr
Eine enge Verbindung hatten Ferdinand Holzmann und seine Enkelin. Nach dem überraschenden Tod des Großmehringers will Sarah Hammerschick dessen Hilfsprojekt in Kenia fortsetzen. −Foto: Foto: privat

Großmehring (DK) Nach dem Tod von Ferdinand Holzmann steht "Kindergarten für Ukunda" auf der Kippe. Der Großmehringer hatte den Verein gegründet, um armen Kindern in dem kenianischen Küstenort eine Zukunft bieten zu können. Holzmanns Enkelin will das Projekt nun retten.

Es ist erst vier Monate her, dass der DK über das Hilfsprojekt „Kindergarten für Ukunda“ (siehe eigener Artikel) berichtete: Architekt Peter Bachschuster hatte mit Vereinsgründer Ferdinand Holzmann die Kindergarten- und Schulfamilie in Ukunda besucht, um sich als Vertreter der Ingolstädter Rotarier ein Bild von der Lage der Einrichtung zu machen. Wenige Wochen später war Holzmann tot: Der 71-Jährige starb im April bei einem unverschuldeten Motorradunfall in der Heimat. So traurig der überraschende Tod des ehemaligen Leiters des Ingolstädter Vermessungsamts für Familie und Freunde ist − für sein Herzensprojekt ist dies eine Katastrophe. „Von uns hatte keiner einen Überblick“, sagt Holzmanns Enkelin, Sarah Hammerschick. Kurz nachdem die kenianische Regierung in eine politischen Krise geschlittert ist und ein neues Bildungsgesetz auf den Weg gebracht hat, „ein blöder Zeitpunkt“ für eine plötzliche Umstrukturierung des Vereins. Das Ende 2017 erlassene Gesetz hat laut Hammerschick strenge Auflagen: Es besagt unter anderem, dass Schulen nur dann zertifiziert werden, wenn mindestens drei Steingebäude auf dem Schulgelände vorhanden sind. Holzmann hatte auf dem vom Verein Ende 2016 für seine Pläne neu gepachteten Grundstück aber Häuser in kenianischer Holzbauweise errichten lassen.

„Das war meinem Opa wichtig“, sagt Hammerschick. „Aber deshalb gelten wir nun als illegales Bildungsprojekt.“ Die Existenz des Kindergartens, der nach kenianischen Maßstäben als Vorschule gilt, und der Grundschule ist damit bedroht. „Unseren Lehrern wird mit Haftstrafen gedroht, und sie haben uns Stühle weggenommen“, erzählt Hammerschick. Der Verein musste deshalb handeln. Nachdem aufgrund des Pachtvertrags keine Festbauten auf dem bisherigen Grundstück erlaubt sind, musste notgedrungen ein neues her: „Wir haben von der Regierung einen Aufschub bekommen und konnten 15 000 Euro für ein neues Grundstück aufbringen.“ Dies sprengte allerdings das Budget des Vereins. Für die drei erforderlichen Steingebäude fehlt nun das Geld. „Wir brauchen für 2019 über 20 000 Euro, um das Projekt weiterlaufen lassen zu können“, sagt die 23-Jährige. Ein Haus ist etwa 7000 Euro teuer, außerdem müssen die laufenden Kosten gedeckt werden. Kann der Verein nicht ausreichend finanzielle Mittel aufbringen, muss die Einrichtung vermutlich schließen.

Sowohl für die Kinder und ihre Eltern als auch für die Angestellten wäre das ein schwerer Schicksalsschlag. „Es gibt staatliche Schulen, aber da sind bis zu 70 Kinder in einer Klasse. Da geht’s drunter und drüber“, sagt Hammerschick. „Mein Opa wollte die Kinder aber gut versorgt wissen.“ Für Hammerschick ist die Situation nicht einfach. Zwar schließt die 23-Jährige bald ihr Studium des Bauingenieurwesens in München ab. „Es ist praktisch, dass ich mich auskenne und das Bauprojekt begleiten kann“, sagt die gebürtige Straubingerin, die im Januar gemeinsam mit ihrem Großvater ebenfalls zu Besuch in Kenia war. Außerdem war sowieso angedacht, dass Hammerschick das Projekt übernimmt: „Es war Opas Wunsch, dass ich weitermache.“ Allerdings war die Übergabe erst für 2019 geplant – und erst recht nicht unter diesen Umständen. Dass Holzmann als Ruheständler mehr Zeit als Hammerschick und mitunter drei Monate am Stück in Afrika verbracht hatte, macht die Sache nicht einfacher: „Er hat acht Stunden am Tag für das Projekt gearbeitet. Diese Kapazitäten zu decken, ist für mich schwierig.“ Unterstützung erhält sie aber aus allen Richtungen. Den Vereinsvorstand teilt sie sich mit Holzmanns Nichte Alexandra Brunner, aber auch andere Familienmitglieder und Freunde haben Aufgaben übernommen. „Ich merke, dass wir als Familie enger geworden sind“, freut sich Hammerschick. Nach den ersten traurigen Wochen macht der 23-Jährigen die Arbeit für den Verein mittlerweile Spaß. „Wenn ich etwas für das Projekt mache, fühle ich eine enge Verbindung, mein Opa und ich waren uns sehr nah“, erzählt Hammerschick. Kurz kämpft sie mit den Tränen. Umso wichtiger ist es der Studentin, Holzmanns Herzensprojekt fortzusetzen: „Ihm war es wichtig, etwas zurückzugeben, weil ihm selbst im Leben so viel Gutes passiert ist.“

Tanja Stephan