Vohburg
Ohne Plastik für ein besseres Leben

Seit fünf Jahren versucht Patrizia Kufer so weit es geht auf Kunststoffe zu verzichten - und gibt ihr Wissen bei der VHS weiter

13.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:04 Uhr
Verzichtet nicht nur auf Plastik, sondern macht auch vieles selbst, wie hier zum Beispiel Seife: Patrizia Kufer. −Foto: Lamprecht

Vohburg / Pfaffenhofen (DK) Tupperdose, Handyhülle, Chipstüte, Kinderspielzeug, Kaffeemaschine. Plastik ist im Alltag so allgegenwärtig, dass man es kaum noch wahrnimmt. Patrizia Kufer hat sich für ein Leben ohne Plastik entschieden - auch wenn das nicht immer einfach ist und will in Kursen auch anderen von ihren Erfahrungen berichten und Tipps geben, wie der Umstieg gelingen kann.

Was passiert, wenn man es doch tut und sich ganz bewusst für ein Leben ohne, oder zumindest mit viel weniger Plastik entscheidet, das haben Partizia Kufer und ihre Familie erlebt. Seit fünf Jahren hat sie Plastik aus ihrem Alltag verbannt - Kompromisse und Ausnahmen gibt es zwar, sie sind aber selten. Vermisst hat sie seitdem nichts. Wie ein Leben ohne gelingt, das erklärt sie auch gerne anderen - zum Beispiel in den beiden vhs- Kursen die die Pfaffenhofenerin in den kommenden Wochen in Vohburg im Rahmen des neuen Herbstprogramms anbietet.

"Begonnen", so erinnert sie sich, "hat das Alles, als ich eine Reportage im Fernsehen gesehen habe." Eine Familie hat in dem Beitrag einen Monat lang völlig auf Plastik verzichtet. Vor und nach dem Experiment wurden bei allen die Bisphenol-A-Werte im Blut gemessen und die waren nach der plastikfreien Zeit um einiges niedriger als zuvor. Für Kufer ein Augenöffner: "Ich war fasziniert und schockiert zur gleichen Zeit", erinnert sie sich und erzählt, dass sie wenig später einen weiteren Film, der Titel lautete Plastikplanet, gesehen hat. "Und dann war mir sonnenklar: Als Mama und als Mensch muss ich jetzt handeln und etwas ändern!"

Was folgte, war eine Zeit voller Diskussionen - schließlich mussten auch die Familienmitglieder, damals noch ihr Mann und zwei Töchter, vom Leben ohne Plastik überzeugt werden - eine Zeit voller ausmisten - "man glaubt gar nicht, wie viel das ist" - und eine Zeit voller neuer Erfahrungen: "Das erste Mal mit eigenem Schälchen beim Metzger war schon komisch."

Inzwischen aber, so erzählt Kufer, hat sich vieles eingespielt. Einkaufen ist heute zum Beispiel kein Thema mehr: Vieles wird auf dem Markt gekauft, zu Bäcker und Metzger kommen Gefäße oder Taschen mit, statt Folien wird mit Deckeln oder Bienenwachstüchern abgedeckt und die Plastikschüsseln in der Küche sind längst ihren Verwandten aus Glas oder Keramik gewichen.

"Im Grunde ist das alles kein Problem", sagt Kufer und fügt an, dass es eben wichtig sei, nicht gleich alles zu wollen: "Wenn ich mit der Zahnbürste anfange, dann wird das schwierig, aber gerade in der Küche lässt sich vieles an Gefäßen ganz leicht ersetzen."

Auf andere Dinge verzichtet man aber im Hause Kufer nicht: Die Kinder etwa durften einige für sie besonders wichtige Spielsachen aus Plastik behalten. In der Küche gluckert nach wie vor die Kaffeemaschine und auch einen Staubsauger gibt es.

"Das Ganze muss praktikabel und machbar bleiben", sagt die dreifache Mutter und fügt hinzu, dass sie auch bereit ist, Kompromisse einzugehen. "Wenn der Tag kommt, an dem meine Kinder unbedingt ein Handy haben wollen - und der wird kommen - dann gibt es halt ein Fairphone. Und als meine Tochter unbedingt eine modische Schultasche wollte, habe ich eben eine aus recycelten PET-Flaschen gekauft. Man kann das Ganze ja leben, ohne dabei extrem zu werden."

Was extrem ist, dass müsse, so Kufers Überzeugung, dabei ohnehin jeder selbst entscheiden: "Wenn jeder ein bisschen was beiträgt und sei es nur, auf die Plastiktüte im Supermarkt zu verzichten, dann ändert das schon viel." Die Gründe dafür liegen aus ihrer Sicht dabei sowohl in der Gesundheit der Menschen als auch im Umweltschutz. "Für mich ist einfach wichtig, dass ich für mich sagen kann: Ich habe alles getan, um meinen Kindern einen Planeten zu hinterlassen, auf dem sie auch leben können", sagt sie.

Das ist auch der Grund, warum Patrizia Kufer zusätzlich noch Kräuterpädagogin und Imkerin ist. Warum sie einen Gemüsegarten hat und ganz aktuell Apfelsaft selbst presst und auch sonst vom Waschmittel bis zur Marmelade vieles selbst herstellt. "Irgendwo findet das Ganze ja in der Lebenseinstellung, die ich habe, zusammen und das ist doch schön."

Und dann erzählt sie lachend noch eine kleine Anekdote darüber, wie das plastikfreie Leben ihr ganz persönliches Denken verändert hat: "Als ich mit meinem Sohn schwanger war, wollte ich einmal unbedingt Chips und dann stand ich mit hochrotem Kopf an der Kasse im Supermarkt und es war mir so unendlich peinlich, diese Tüte zu kaufen, obwohl ja sonst keiner wusste, dass das für mich eben nicht normal ist. Und deshalb kann ich meinen Kindern und meinem Mann nur sagen: Wenn ihr so was wollt dann holt es euch, aber ich kaufe es nicht."

Susanne Lamprecht