Oberdolling
"Ich sage, was ich möchte"

Marianne Weißberger ist erst die dritte Frau im Oberdollinger Gemeinderat

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Immer neue Ideen denkt sich Marianne Weißberger für ihre Gruppenstunden aus. Zum Thema "Feuer und Flamme für Jesus" haben die Firmlinge beispielsweise ein überdimensionales Streichholz gebastelt. Über ihr soziales Engagement in Oberdolling ist Weißberger auch in den Gemeinderat gekommen. - Foto: Stephan

Oberdolling (DK) Marianne Weißberger ist die einzige Frau im Oberdollinger Gemeinderat. Zu ihren männlichen Kollegen hat sie nach eigenen Angaben ein gutes Verhältnis. Die 61-Jährige sagt aber auch, sie habe insbesondere bei sozialen Themen oft eine ganz eigene Meinung.

Nur zwei Frauen waren vor Marianne Weißberger im Oberdollinger Gemeinderat. "Der Ort war davor einfach noch nicht so weit", sagt die 61-Jährige mit einem Schmunzeln. "Hier ist es halt immer noch sehr ländlich, es gibt immer noch Bürger, die es nicht als ganz selbstverständlich sehen, dass eine Frau was zu sagen hat." Die Situation diesbezüglich verändere sich aber, unter anderem wegen der vielen Zugezogenen.

Auch Weißberger ist sozusagen eine Zugezogene. 1980 kam sie nach der Hochzeit mit ihrem Mann von Tauberfeld nach Oberdolling - und knüpfte durch ihre drei Kinder schnell Kontakte zu vielen anderen Einwohnern. Mit der Erstkommunion ihrer Tochter begann 1993 auch ihr Engagement im Ort: "Ich habe die außerschulische Vorbereitung zur Kommunion mit eingeführt, damit die Kinder nicht nur trocken durch auswendig gelernte Texte herangeführt werden", erinnert sich Weißberger. Über Jesus sei in den Gruppenstunden vor allem spielerisch gesprochen worden. Das habe sich bewährt, deshalb habe sie sich auch für die außerschulische Firmvorbereitung engagiert - genau wie in einer Mutter-Kind-Gruppe, im Pfarrgemeinderat oder später in der Betreuung von Asylbewerbern.

Für die Kommunalwahlen vor neun Jahren kam schließlich die Christliche Wählergemeinschaft (CW) auf die ehemalige Fachlehrerin für Werken, Hauswirtschaft und Textiles Handarbeiten zu: "Ich soll doch kandidieren, haben sie gesagt." Im ersten Anlauf habe es nicht geklappt, nur ein paar Stimmen hätten ihr zur Wahl in den Gemeinderat gefehlt. "Beim zweiten Versuch hab' ich's 2014 dann geschafft, und jetzt bin ich schon mitten in meiner ersten Amtsperiode", sagt die 61-Jährige. Weißberger hebt das "harmonische Zusammenarbeiten" mit den Kollegen hervor. Sie verhehlt aber auch nicht, dass es durchaus Themen gibt, bei denen sie einen anderen Standpunkt als die elf männlichen Gemeinderäte oder der Bürgermeister vertritt. "Da geht es meistens ums Soziale, da hat man als Frau vielleicht doch andere Ansichten als Männer", sagt sie und nennt als Beispiel die Diskussionen um den Standort der Container für Flüchtlinge. "Ich wollte, dass sie innerorts aufgestellt werden, um sie nicht auszugrenzen", sagt Weißberger in Bezug auf die "Willkommenskultur". Gelandet seien die Container schließlich am Ortsrand an der Bahnhofstraße.

Ihre Meinung standhaft zu vertreten, scheint für Weißberger kein Problem darzustellen. "Ich sage, was ich möchte und was mir passt, und dann kann es auch sein, dass ich anecke", sagt sie selbstbewusst. Sie sei aber nicht der Typ dafür, der sich persönlich angegriffen fühlt oder aus der Ruhe bringen lässt. "Wenn man das persönlich nimmt, dann kann man in einem Gemeinderat eigentlich gleich einpacken."

Dass bisher nur wenige Frauen in das Gremium gewählt wurden, erklärt Weißberger mit den Geschlechterrollen. "Ich glaube, dass vor allem jüngere Frauen durch Beruf und Familie genug eingebunden sind." Absolute Emanzipation gebe es - noch - nicht, Mann und Frau hätten über Jahrhunderte dieselben Aufgaben gehabt. Ihr eigener Mann habe allerdings kein Problem damit, dass sie viel Zeit in ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten und in den Gemeinderat steckt. "Er ist es gewöhnt, dass ich viel unterwegs bin und unterstützt mich auch", sagt sie. Ab und an übernehme er den Fahrdienst für Flüchtlinge oder helfe bei Nikolausfeiern im Tennisverein aus. "Da arbeiten wir dann zusammen."