Oberdolling
Dolli-Werk geht mehrheitlich an Aviko

Familie Amberger verkauft 60 Prozent ihrer Anteile an niederländischen Konzern

15.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:12 Uhr
Mitten in Oberdolling ist das sogenannte Dolli-Werk angesiedelt. Zum 31. Dezember 2018 werden die Amberger Werke, die 2017 komplett vom niederländischen Unternehmen Aviko übernommen wurden, geschlossen. −Foto: Sebastian Kügel

Oberdolling (DK) Die Familie Amberger, Inhaber der Amberger Dolli-Werk GmbH & Co. KG mit Sitz in Oberdolling, verkauft 60 Prozent ihrer Anteile an den niederländischen Kartoffelverarbeiter Aviko B.V. Für die 220 Mitarbeiter – davon 130 in Oberdolling – ändert sich laut Prokuristin Stefanie Amberger nichts.

„Die Strukturen bleiben erhalten“, sagte Stefanie Amberger gestern gegenüber unserer Zeitung. Die geschäftsführenden Gesellschafter Martin und Wolfram Amberger behalten diese Funktion auch weiterhin, die Zahl der Mitarbeiter soll „mindestens gleich bleiben“, so Stefanie Amberger. Eher gehe es „in Richtung einer Schaffung neuer Arbeitsplätze“. Und Martin Amberger ergänzte: „Wir wollen keinen einzigen unserer wertvollen Mitarbeiter abgeben.“

Obwohl bereits in den vergangenen Jahren viel in den Standort Oberdolling investiert worden sei, solle auch künftig in die dortigen Anlagen Geld fließen, das vor allem aus dem Anteilsverkauf stammt. Das Unternehmen habe „hochgesteckte Ziele“, so Stefanie Amberger. Das Dolli-Werk wolle „der Audi im Aviko-Konzern werden“. Dazu wollen sich die Oberdollinger verstärkt durch Premiumprodukte mit dem Qualitätssiegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ profilieren, die Feinkostabteilungen ausbauen und dafür weniger auf die Preiseinstiegsprodukte setzen – auch mit dem Ziel, die Margen zu verbessern.

Martin Amberger sieht durch die Zusammenarbeit mit Aviko, dessen Deutschland-Geschäft von Rain am Lech aus gesteuert wird, „die Chance, auf eine europäische Plattform zu kommen und neue Märkte zu erschließen“. Bisher zählt das Dolli-Werk neben Deutschland lediglich Österreich und Italien zu seinen Absatzgebieten.

Sein Bruder Wolfram Amberger fügt ergänzend an: „Mit Aviko haben wir den idealen Partner gefunden, weil sich beide Firmen in den Bereichen Produktion und Vertrieb perfekt ergänzen und weil es im Hinblick auf den Aviko-Standort Rain am Lech eine bayerische Lösung ist, mit der wir unsere Zukunftspläne noch besser verwirklichen können.“

Aviko, seit 2002 vollständig im Besitz der genossenschaftlich organisierten niederländischen Royal-Cosun-Gruppe, nimmt eine internationale Spitzenstellung bei Tiefkühlprodukten ein, während die Oberdollinger mit Frischespezialitäten aufwarten können. Aushängeschilder sind die Marken „Dolli“, „Feldmühle“ und „Helmer“.

Das Familienunternehmen aus Oberdolling, 1957 gegründet von Martin Amberger senior, hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten nach eigener Darstellung zu einem der national führenden Hersteller von frischen Kartoffelerzeugnissen sowie von Feinkost- und Pastaprodukten entwickelt. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die 220 Dolli-Mitarbeiter am Hauptsitz und in den bundesweit zehn Vertriebsniederlassungen knapp 35 Millionen Euro. Damit lag der Umsatz laut Gesellschafter Martin Amberger um rund fünf Prozent über dem des Vorjahres.

Insgesamt sieht der Geschäftsführer durch den Zusammenschluss – der allerdings noch von den Behörden genehmigt werden muss – „zusätzlich gewonnene wirtschaftliche Kraft an der Seite eines starken Partners“. Martin Amberger ist auch deshalb glücklich darüber, weil „die Expansionspläne, mit denen wir uns schon seit Längerem beschäftigen, außerordentlich hohe Investitionen erfordern, die in unserer mittelständischen Struktur kaum machbar und darstellbar sind.“