Kösching
Ökologie und Ökonomie unter einem Dach

Init-Chef Günter Seitz bewirbt sich mit Köschinger Bürogebäude um Deutschen Nachhaltigkeitspreis

03.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:08 Uhr
Das Bürogebäude der Init Consulting AG in Kösching: im Vordergrund das überdachte Schwimmbad, links die Parkplätze, die schon für E-Mobilität vorbereitet sind. Die Mitarbeiter können sich auch auf der Terrasse vor der Kantine ihr Essen schmecken lassen ? beschattet von einem Dach aus vielen kleinen Solarzellen (links unten). Firmenchef Günter Seitz hat sich mit dem Gebäude um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis beworben. −Foto: Fotos: Init

Kösching (DK) Der SAP-Dienstleister Init Consulting AG hat in Kösching nicht nur ein äußerst repräsentatives, sondern auch ein an ökologischen Gesichtspunkten orientiertes Firmengebäude gebaut. Unternehmensgründer Günter Seitz hat sich nun mit dem neuen Bürogebäude um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis beworben.

Seitz, der auch der Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzende von Init ist, hat ein ebenso einfaches wie nachvollziehbares Motto: "Wenn ich etwas mache, dann mache ich es gscheit oder gar nicht." Dass dies nicht nur einfach so dahingesagt ist, zeigt sich auch und gerade an dem Bürogebäude im Köschinger Gewerbegebiet Rupertswies.

Mit halben Sachen hat er sich dabei nicht abgegeben. Und wie wichtig ihm das Ganze war, zeigt sich allein schon daran, dass er sich von Herbst 2015 bis Ende 2017 nach eigener Aussage "schwerpunktmäßig um das Gebäude gekümmert" und sich als Firmenchef in dieser Zeit weitgehend aus dem Tagesgeschäft herausgenommen hat. Das sei so gekommen, "nicht weil ich es so wollte", sondern weil er niemanden gefunden habe für die Umsetzung seiner Ideen. So war der gelernte Modellschreiner und studierte Wirtschaftsingenieur während der Bauphase sein eigener Architekt und Bauleiter.

Am Anfang sei "eigentlich ausschließlich der Umweltgedanke" im Vordergrund gestanden, so dass der Neubau "energetisch und ökologisch so gut, wie es heute möglich ist", errichtet worden sei. Doch inzwischen hat der 50-jährige Seitz erkannt: "Umwelt muss kein Zuschussgeschäft sein", nach und nach rechne sich jeder in das Gebäude investierte Cent.

Eine der Ideen dahinter war nämlich folgende: "Was ich in die Hülle investiere, kann ich woanders sparen." Beispielsweise bei den Heizkosten. Denn durch die Vollholzbauweise ist das Gebäude keinen schnellen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Als Init zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag geschlossen hatte, sei das Gebäude beispielsweise nicht beheizt worden, und dennoch sei die Innentemperatur nicht unter 16 Grad - "Plusgrade wohlgemerkt" - gesunken, erzählt der Ettinger Unternehmer. Die Außenfassade des Gebäudes besteht aus "komplett unbehandeltem" Zedernholz, das in Österreich bei Vollmond geschlagen wurde und das auch etwas teurer ist als das üblicherweise verwendete Lärchenholz, aber wegen seiner Feinporigkeit "einheitlicher vergraut" und somit auch längerfristig besser aussieht.

Aber auch sonst hat sich Seitz irgendwann gesagt "das ziehen wir durch", und sich dort, wo es möglich war, für die ökologische Variante entschieden. Für die überall - außer im Eingangsbereich, wo es nicht erlaubt war - zu findenden Holzwände im Gebäudeinneren hat er nach langem Hin- und Herprobieren seine eigene Kalkmischung zusammengestellt, um die Wände ein wenig zu erhellen. Eine spezielle Holzdecke sorgt in der Kantine für eine maximale Dämpfung des Lärms. Den Boden bedecken Solnhofener Platten aus der Region.

Und noch einen weiteren ökologischen Aspekt bringt Seitz in das Bürogebäude: Er nutzt - außer bei Bürostühlen - so oft es geht, gebrauchte Artikel. So hängen beispielsweise in der Kantine schwere, etwa 60 bis 70 Jahre alte Lampen von der Decke, die einen speziellen Alt-/Neu-Charme versprühen, werden 20 Jahre alte Schreibtische in Topzustand wiederverwendet oder sind Unterlagen in Rollcontainern verstaut, die vor 40 Jahren in der Zentrale der Deutschen Bank zu finden waren.

Im Wettbewerb um den Nachhaltigkeitspreis, der im Dezember in Berlin verliehen wird und der die vier Kategorien Nachhaltigkeit, Innovation, Gestaltung und Soziales berücksichtigt, dürfte der Init-Chef auch bei Letzterem punkten. Denn neben den stets frisch zubereiteten Essen aus der hochmodernen, an der Systemgastronomie orientierten Küche dürfen sich die Beschäftigten auch über eine eigene Mitarbeiterküche im Keller, einen großen Fitnessraum mit modernsten Geräten und über ein 25-Meter-Schwimmbecken freuen. Dieses ist, solange es nicht benutzt wird, mit einem speziellen, dampfdichten Thermodeckel komplett abgeschlossen, sodass das Wasser, das ohnehin nur im Winter - und da durch die Abwärme eines Blockheizkraftwerks - temperiert wird, kaum auskühlt. Bei schönem Wetter können die Init-Mitarbeiter - in Kösching sind es etwa 45 von bundesweit insgesamt rund 80 - ihren Cappuccino zudem auf einer Terrasse vor der Kantine trinken, beschattet von einem Dach mit unzähligen kleinen Solarzellen.

Überhaupt Solarzellen: Von ihnen sind so viele an dem Gebäude angebracht, "dass wir so viel Strom erzeugen, wie das Haus braucht", so Seitz, der über die Bauzeit zusammenfassend sagt: "Das Vorausschauende war die größte Herausforderung." Aber auch diese scheint er gemeistert zu haben. Denn eine Besonderheit weist das 3500 Quadratmeter große Init-Areal auch im Freien noch auf: Der komplette Parkplatz ist unterkabelt, sodass sämtliche 50 Stellplätze für E-Mobilität vorbereitet sind, sollten sie einmal von Elektroautos benutzt werden. Auch wenn es noch nicht so weit ist, hat Seitz auch hierfür eine einfache Erklärung: "Was ich heute weiß, muss ich doch berücksichtigen."