Ingolstadt
Öffentlichkeitsarbeit im Testfeld

Ingolstädter Bürgerinitiative "5G ohne uns" befürchtet gesundheitliche Risiken durch neuen Mobilfunkstandard

02.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:10 Uhr
Zu den gesundheitlichen Risiken durch den neuesten Mobilfunkstandard informierte am Samstag die Bürgerinitiative "5G ohne uns" in der Theresienstraße. Interesse am Thema sei durchgehend vorhanden gewesen, hieß es. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Am Samstag, einem bundesweiten Protesttag gegen 5G, informierte die Ingolstädter Bürgerinitiative (BI) "5G ohne uns" dazu in der Fußgängerzone und versuchte sich in Aufklärung quasi mitten in einem Testfeld für 5G.

Flächendeckende Handynetze, hohe Download-Geschwindigkeiten, Mobiles Internet in möglichst jedem Winkel der Stadt. Unsere drahtlos vernetzte Welt soll immer schneller und besser funktionieren. Doch das alles geht nicht ohne technisch aufzurüsten. 5G, die neueste, fünfte Generation der Mobilfunktechnik, übertrifft alle bisherigen Standards in ihrem Potenzial nahezu um ein Tausendfaches. Befürworter des digitalen Hochleistungsstrebens argumentieren etwa mit dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit in einer global vernetzten Wirtschaft und Gesellschaft. Kritiker sehen vor allen Dingen gesundheitliche Risiken und Schäden, die durch elektromagnetische Felder (EMF) verursacht werden könnten, als ungenügend erforscht an und schlagen deshalb Alarm. Sie berichten davon, dass sich Hinweise auf derart verursachte Schäden häuften.

Mitten in einem 5G-Testfeld informiert eine neu gegründete Bürgerinitiative über Hintergründe zu diesem Mobilfunkstandard. Testfeld ist Ingolstadt seit diesem Jahr. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten im Oktober 2019 Vertreter der Stadt (mit dem damaligen CSU-Oberbürgermeister Christian Lösel), der Deutschen Telekom und von Audi. "Ab 2020 will der Mobilfunkkonzern seine bisher 85 LTE-Masten im Stadtgebiet Schritt für Schritt für die neue Technologie ertüchtigen und eventuell auch neue Mobilfunkmasten errichten", hieß es dazu im DK.

Zum Teil ist das inzwischen offenbar auch geschehen, wie Sylvia Doll und Ralf Ehrhardt von der Bürgerinitiative berichten. Sie hätten etwa an der Münchener Straße und beim Westpark neue Masten ausgemacht, erzählen sie. Gleichzeitig erinnern sie daran, dass im Zuge des Vorhabens eine Bürgerbeteiligung, beziehungsweise eine Informationsveranstaltung zu 5G angekündigt worden sei. Sie fordern deshalb jetzt den offenen Dialog zwischen der Stadt und besorgten Bürgern.

"Ich würde gerne wissen, was eigentlich getestet wird", sagt Erhardt. Für ihn seien viele Fragen offen. "Welche Auswirkungen hat 5G auf die Gesundheit? Auf die Entwicklung von Autoimmunkrankheiten oder Krebs? Und was bedeutet das Testfeld für uns Bürger? " Doll und er fordern deshalb von den Beteiligten, "fundamental zu informieren" - und zwar nicht nur über die Angaben der Mobilfunkindustrie, sondern auch über Stimmen aus der "unabhängig forschenden Wissenschaft". Weiter fragt die Initiative, wieso alternative und gesundheitsverträgliche Kommunikations- und Funkmöglichkeiten in keiner Weise gefördert und Studien zur Schädlichkeit von 5G der Öffentlichkeit vorenthalten würden.

"Ich finde es wichtig, dass neue Technik geprüft wird, bis eine Unbedenklichkeit für Mensch und Umwelt nachgewiesen ist", sagt Joachim aus Eichstätt, der am Stand der BI vorbeischaut. Tests im Nachhinein durchzuführen, halte er für schwierig. Er gibt zudem zu bedenken, es sei nicht auszuschließen, dass auch Phänomene wie das Bienensterben mit immer leistungsfähigeren Mobilfunkstandards in Zusammenhang stehen könnten. Auch an der jungen Bevölkerung geht das Thema nicht spurlos vorüber, wie ein anderer Besucher am Stand verdeutlicht: "Ich gehöre zu der Generation, an der man die Auswirkungen von 5G erstmals sehen wird", sagt Moritz aus München, der sich derzeit in der Schanz aufhält. Der 22-jährige Student benutzt seit drei Monaten ein altes Klapphandy, nachdem sein Smartphone kaputtgegangen war, wie er erzählt. "Ich habe das nach einigen Tagen richtig genossen, weil ich nicht mehr ständig am Handy hing", sagt er. Beängstigend findet er noch etwas anderes: "Ich habe drei Nichten und kenne keinen Kindergarten, der noch ohne iPads auskommt. Ich kenne aber auch Leute, die nicht wissen, was 5G ist. "

Genau das ist es, was Doll und Erhardt ändern möchten. Von der Stadt habe die BI auf Nachfrage die Information erhalten, es solle möglichst noch in diesem Jahr eine Online-Podiumsdiskussion zu 5G stattfinden. Für Doll und Erhardt wäre das freilich ein erster Erfolg. Um zudem weiter auf 5G und die möglichen Folgen aufmerksam zu machen, wolle man demnächst mit Messaktionen im Umfeld von Funkmasten beginnen.

Die Bürgerinitiative ist im Internet erreichbar unter www. 5g-ohne-uns. de.

DK

Michael Brandl