Niederfeld
Niederfeld steht auf

Zahlreiche Bürger stellen sich gegen das NPD-Grillfest am Wochenende in ihrer Nachbarschaft

10.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

»Wir wollen das nicht«: Etwa 100 Bewohner von Niederfeld haben sich am Dienstagabend zusammengefunden, um zu diskutieren, wie sie ihrer Ablehnung des NPD-Grillfestes in ihrem Dorf am besten Ausdruck verleihen - Foto: Hauser

Niederfeld (DK) Etwa 80 Mitglieder und Sympathisanten der NPD aus ganz Bayern wollen am Samstag in Niederfeld ein Grillfest abhalten. Der Landesvorsitzende der rechten Partei soll eine Rede halten.

Bewohner des Ingolstädter Ortsteils stellen dem ein öffentliches Bekenntnis für Toleranz und Menschlichkeit entgegen. Die Front der Ablehnung ist breit in Niederfeld. Rund 100 Bürger des kleinen Ingolstädter Ortsteils haben sich am Dienstagabend zu einer kurzfristig einberufenen Versammlung eingefunden, um zu beratschlagen, wie mit dem angekündigten NPD-Grillfest umzugehen sei. Auch mehrere Stadträte und Bewohner anderer Stadtteile waren gekommen. „Es kann nur eine Antwort geben: Wir wollen das nicht“, stellte Karl Sokoll, einer der Initiatoren des Treffens, unter Applaus klar.

Jürgen Gaspar, der Leiter des Ingolstädter Ordnungsamtes, erläuterte, was die Niederfelder am Samstag auf einem Privatgelände im Westen des Örtchens zu erwarten haben: Angemeldet ist eine Versammlung von 80 bis 100 Menschen. Es wird eine Eröffnungsrede geben, die wohl der Landesvorsitzende der NPD halten wird. Ein Lagerfeuer wird geschürt, Bierbänke aufgestellt. Das Thema der politischen Zusammenkunft wird „wohl in Richtung Asyl“ gehen, hat Sokoll im Internet recherchiert. Manch einer im Ingolstädter Südosten macht sich deswegen Sorgen um die Bewohner des Containerdorfes unweit von Niederfeld. „Sind die Flüchtlinge ausreichend geschützt“, war eine Frage an Gaspar. Der versicherte, dass sich das Ordnungsamt und die Polizei bereits eingehend mit dem geplanten NPD-Grillfest beschäftigen. Eine Gefahr für das Containerdorf sieht Gaspar nicht. „Die Veranstaltung ist als ein Familienfest ausgelegt“, betonte er.

Dennoch wäre es so manchem Niederfelder am liebsten, die Stadt würde das Treffen der Rechtsextremen einfach verbieten. Das allerdings ist nicht möglich, betonte Gaspar. „Das ist eine Frage des Versammlungsrechtes. Jeder, der will, darf ein solches Fest ausrichten. Auch die NPD.“ Dennoch: Wenn es den Rechten in Niederfeld „zu gemütlich“ gemacht werde, sei zu befürchten, dass sie sich häufiger hier treffen, fürchtete ein Anwohner. „Das kann die Stadt doch nicht wollen. Das ist nicht nur ein Thema für Niederfeld. Das ist ein Thema für ganz Ingolstadt“, betonte er. Friedrich Glemnitz, der mit fünf anderen zu dem Treffen eingeladen hatte, ergänzte: „Wir wollen nicht, dass das hier eine Keimzelle wird.“ Deswegen sei es wichtig, „unsere deutliche Ablehnung zum Ausdruck“ zu bringen. „Wir Niederfelder wollen uns aber nicht vor einen Karren spannen lassen“, betonte Sokoll. „Weder von Rechts- noch von Linksextremen.“ Protestaufrufen und Veranstaltungen anderer Gruppen will man sich in Niederfeld deshalb nicht vorbehaltlos anschließen.

Wichtig sei vor allem, dass die Situation am Samstagabend nicht eskaliert, so der Tenor. Auf Provokationen oder gar Konfrontation sollte deswegen unbedingt verzichtet werden. Eine Einstellung, die Gaspar ausdrücklich begrüßte. Oft, so seine Erfahrung, entstünden Probleme bei ähnlichen Gelegenheiten durch hitzige Gegenveranstaltungen. „Man sollte sich da zu nichts hinreißen lassen“, warnte er.

Zumindest die Teilnehmer an der Versammlung haben sich das fest vorgenommen. Die NPD-Grillfeier in ihrem Ort wollen viele Niederfelder am Samstagabend einfach ignorieren. Allerdings nicht, ohne vorher ihrer geschlossenen Ablehnung rechtsextremen Gedankengutes gemeinsam Ausdruck zu verleihen. Breit war die Zustimmung zu der Idee, im DONAUKURIER eine Anzeige zu veröffentlichen, in der sie sich namentlich für die Wahrung von Toleranz und Menschenrechten aussprechen. Kaum ein Versammlungsteilnehmer, der nicht seinen Namen auf die improvisierte Unterschriftenliste setzte und einen finanziellen Beitrag für das Vorhaben leistete. Ein herumgereichter Fahrradhelm füllte sich schnell mit – teils großen – Scheinen. Sollte Geld übrigbleiben, wollen es die Niederfelder den Bewohnern der benachbarten Flüchtlingsunterkunft spenden.

Weitere Informationen zu dem Protest gegen die Grillfeier der NPD finden Sie hier.