Niederfeld
Die NPD sagt ihr Grillfest ab

Rechte verzichten auf Feier in Niederfeld – auch die Gegendemo fällt aus

12.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Alles abgesagt: Dem Ingolstädter Ortsteil Niederfeld steht nun wohl doch ein ruhiges Wochenende ins Haus - Foto: Eberl

Niederfeld (DK) Ohne Angabe von Gründen hat die NPD ihr für heute geplantes Grillfest in Niederfeld abgesagt. Die Erleichterung in dem Ingolstädter Ortsteil ist groß. Manche Anwohner hatten einen Zusammenstoß mit der Gegendemo des Aktionsbündnisses „Ingolstadt ist bunt“ befürchtet.

Aber auch die fällt jetzt aus. Die ersten Gerüchte kursierten schon am Donnerstagabend in Niederfeld. Die NPD, so hieß es, könnte ihr geplantes Grillfest am Westrand des kleinen Ingolstädter Ortsteils kurzfristig absagen. „Wir konnten das aber kaum glauben“, sagt Rainer Gascho, der in der Nähe des Privatgrundstücks lebt, auf dem das rechte Treffen hätte stattfinden sollen. Die Stadt stellte zu diesem Zeitpunkt noch Halteverbotsschilder in Niederfeld auf, um die Grillfeier und die angekündigte Gegenveranstaltung in geordneten Bahnen zu halten.

Am Freitag war die überraschende Absage dann offiziell. In einer kurzen Nachricht an das Ordnungsamt der Stadt teilte die NPD mit, der geplante „Bayerntag“ der Partei mit rund 80 Teilnehmern in Niederfeld werde nicht stattfinden. Gründe wurden nicht genannt. Eine Anfrage des DONAUKURIER bei der NPD blieb unbeantwortet.

„Wir sind natürlich erleichtert“, sagt Gascho. Mit einigen Mitstreitern hatte er am Dienstag eine spontane Versammlung in Niederfeld auf die Beine gestellt. Rund 100 Anwohner kamen und bekundeten schließlich mit einer gemeinsamen Anzeige im DONAUKURIER ihre Ablehnung der rechten Umtriebe in Niederfeld. Für den Samstag planten sie stillen Protest. „Wir hatten schon einige Taferl und Plakate bereitgestellt“, berichtet Gascho. Die werden nun nicht zum Einsatz kommen.

Das neu gegründete Aktionsbündnis „Ingolstadt ist bunt“ traf die Nachricht ebenfalls überraschend. „Das ist natürlich eine gute Neuigkeit “, befand Joachim Siebler, Kreisvorsitzender der Grünen, in einer ersten Reaktion, als er durch den Anruf des DONAUKURIER von der Absage des NPD-Grillfestes erfuhr. Im Bündnis „Ingolstadt ist bunt“ hatten sich kurzfristig mehrere Parteien und Organisationen – darunter der DGB Ingolstadt, die Linksjugend, antifaschistische Organisationen und Fangruppen des FC Ingolstadt 04 – zusammengeschlossen und eine Gegenveranstaltung zu dem NPD-Grillfest geplant. Am Niederfelder Sportplatz sollte gefeiert werden und ein Protestzug durch den Ort ziehen. Auch Redebeiträge von den Grünen, der Linken und des Gewerkschaftsbundes waren geplant.

Diese Vorstellung gefiel in Niederfeld nicht jedem. So mancher Anwohner hatte Angst vor einer Eskalation der Situation, wenn Rechte und Gegendemonstranten aufeinandertreffen. Und überhaupt könne man nicht wissen, wer sich alles auf dem Sportplatz einfinden würde. „Wir wollen auch mit Linksextremen nichts zu tun haben“, hieß es in dem Ortsteil immer wieder. Dem NPD-Grillfest am Samstagabend wären die meisten Niederfelder gerne mit schweigender Missachtung begegnet und nicht mit lautstarkem Protest. Ihre Ablehnung aller extremistischen Positionen haben sie schließlich mit der Anzeige im DK und dem einen oder anderen Transparent an der Straße bereits deutlich gemacht, so der Tenor.

Am Freitag entschied das Aktionsbündnis, auch die Gegenveranstaltung am Niederfelder Sportplatz abzusagen. Eva Bulling-Schröter, Bundestagsabgeordnete der Linken und eigentlich als Rednerin bei der Gegendemonstration eingeplant, rief im Namen des Bündnisses stattdessen dazu auf, sich am heutigen Samstag von 12 bis 16 Uhr an der Menschenkette „Pfaffenhofen ist bunt“ auf dem Gehweg entlang der Hohenwarter Straße vor der Moschee in der Ilmstadt zu beteiligen. „In Pfaffenhofen wurden Bürgermeister Herker und sein Stellvertreter Herr Dörfler von sogenannten Islamkritikern mit Morddrohungen überzogen. Sie brauchen unsere Solidarität“, heißt es in einer Mitteilung Bulling-Schröters.

Die Absagen der Veranstaltungen in Niederfeld bedeuten aber nicht das Ende des Aktionsbündnisses, betont Bulling-Schröter im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Das Engagement gegen Rechts müsse auch in Ingolstadt weitergehen. Sie teilt die Befürchtung mancher Niederfelder, die Rechten könnten es sich sonst in der Region „gemütlich machen“. Irritationen und Skepsis der Niederfelder gegenüber dem Bündnis möchte sie ausräumen. „Wir sind keine Radikalinskis“, betont sie. Gewalt werde von den Mitgliedern des Bündnisses abgelehnt. Sie plant ein Treffen mit den Bewohnern Niederfelds, um „gegenseitige Ängste abzubauen“.

Grundsätzlich ist Bulling-Schröter überzeugt, dass Protest gegen Rechts stets selbstbewusst auftreten sollte. Sie erinnert an den Fall Sinning. In dem kleinen Ort bei Neuburg an der Donau habe die NPD ebenfalls versucht, Fuß zu fassen. Unter anderem sollte hier eine rechtsradikale Zeitung erstellt werden. Dagegen gründete sich 1998 die „Sinninger Initiative gegen Rechts“. Sie besteht heute noch. Die Rechten sind längst aus Sinning verschwunden. Ob sie versuchen, nach Niederfeld zurückzukommen, bleibt abzuwarten.