Pförring
Nachhaltig und wirtschaftlich

Josef Karrer erzeugt mit Biomasseanlage Strom für seine Firma FKT und benachbarte Unternehmen

19.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:00 Uhr
FKT-Chef Josef Karrer (rechts) will regenerative Energien vorantreiben. Auf dem Bild prüft er zusammen mit Matthias Ecker, Leiter des Erneuerbare-Energien-Projekts bei FKT (Mitte), und Matthias Preschke, dem Nachhaltigkeitsmanager des Unternehmens, die Qualität des gehäckselten Holzes. −Foto: Ecker

Pförring (DK) Josef Karrers Lieblingswort ist "Nachhaltigkeit", wie er selbst sagt. Dass das kein bloßes Lippenbekenntnis ist, stellt sich schnell heraus. Denn der Pförringer Unternehmer treibt die Nutzung regenerativer Energien nicht nur in seiner eigenen Automobilzulieferfirma FKT voran, er bindet auch benachbarte Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bei diesem Thema mit ein.

Josef Karrer ist fest überzeugt, dass ein Unternehmer den Blick nicht nur in die nahe, sondern vor allem in die fernere Zukunft richten müsse, "speziell beim Thema Energie". Und er selbst lebt dieses Credo seit vielen Jahren natürlich auch. So hat er bei der Erweiterung seines Unternehmens in den Jahren 2009/10 eine Biomasseanlage installieren lassen. Ein zweiter "großer Ofen" kommt derzeit gerade hinzu.

In all den Jahren hat Karrer dabei gelernt: "Die Rahmenbedingungen für die Nutzung regenerativer Energien sind nur schwer auf einmal zu schaffen." Nicht nur, aber auch weil Deutschland ein Land mit wenig fossilen Rohstoffen sei, lag und liegt es dem Pförringer aber "persönlich am Herzen", die entsprechenden Voraussetzungen dennoch zu schaffen. Dabei gibt Karrer gerne zu, dass dies alles "nicht nur Liebhaberei" sei. Er hat nämlich festgestellt, dass "Nachhaltigkeit und ein profitables Unternehmen kein Widerspruch" sind.

Freilich dürfe man dabei nicht in Quartalszahlen denken. Karrer hat den "Horizont der Rentabilität" der Biomasseanlage auf zehn Jahre angesetzt. Innerhalb dieser Rechnung laufe es bei FKT "besser als geplant", weshalb er "auch aus kaufmännischer Sicht und nicht nur ideell" zufrieden mit seinem Projekt ist.

Bei der Ansiedlung des Unternehmens in Pförring im Jahr 2002 waren die Rahmenbedingungen noch ganz anders. Es gab laut Karrer eine Wärmepumpe und eine Ölheizung. Bei der Erweiterung kam dann der Ölkessel weg und wurde durch direkte Wärme aus Biomasse - also der Verbrennung von Holz - ersetzt. Nach und nach schlossen sich schließlich benachbarte Unternehmen und die Gemeinde etwa mit Bauhof und Kindertagesstätte diesem Weg an, sodass Karrer heute knapp ein Dutzend Kunden hat, die von ihm Wärme beziehen. "Ich will nicht mehr, dass wir hier Öl verbrennen", sagte sich der Firmenchef damals - und er tut es auch nicht mehr.

Bei FKT werden heute mittels einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage mehr Wärme und Strom erzeugt, als das Unternehmen selber (ver)braucht, der "moderate" Überschuss wird ins Netz eingespeist.

Damit hat das Ganze Karrer zufolge mittlerweile einen doppelten kaufmännischen Vorteil. Er braucht auf der einen Seite keinen teuren Strom mehr von woanders her beziehen und kann einen Teil der Eigenerzeugung sogar an andere weiterverkaufen. Und noch einen Vorteil hat die Umstellung auf die eigene Stromerzeugung mit regenerativen Energien: Gab es früher einen Stromausfall von mehr als fünf Minuten, schlug sich das schnell in einem Produktionsausfall in Höhe von etwa 10000 Euro nieder, rechnet Karrer vor. Das passiert jetzt nicht mehr.

Das Holz, das FKT zum Verbrennen braucht, bekommt das Unternehmen im Übrigen "zum Nulltarif aus dem allernächsten Umkreis" - von einem Zimmerer, aus der Landschaftspflege, als Industrierestholz - etwa in Form von Paletten - oder aus der Forstwirtschaft. Das angelieferte Holz wird laut Karrer natürlich kontrolliert und sortiert. So werde "nur reines Holz" verbrannt, oft sauberer als Waldholz, das nicht selten unter der Rinde stark belastet sei. Die Verbrennungsrückstände kämen in Form von Asche als Dünger zurück in den Wald, so Karrer, der selbst bei der Waldbesitzervereinigung (WBV) Altmannstein ist. Weil damit neue "Nährstoffe für Baumwachstum" eingebracht würden, stelle dies sogar einen geschlossenen Kreislauf dar.

Schließlich tut Karrer mit seiner Anlage auch noch etwas für die Feinstaubentlastung. Rund drei Tonnen jährlich spart FKT damit ein, hat der Firmenchef errechnen lassen. Das entspreche dem Feinstaubausstoß von etwa 1000 Dieselautos mit herkömmlicher Technik und mit einer durchschnittlichen Fahrleistung von 20000 Kilometern pro Jahr.

Jetzt geht Karrer aber noch einen Schritt weiter. Zusammen mit der OTH Regensburg entsteht eine auf zwei Jahre angelegte Studie über die "Digitalisierung der Energielandschaft". Dabei untersucht ein Doktorand, der sich seit Kurzem immer wieder bei FKT aufhält, wie Energieerzeuger und -verbraucher zusammengeführt werden können - mit dem Ziel, die Energielandschaft besser zu steuern. Dazu sollen eine dementsprechende EDV-Landschaft aufgebaut und die Effizienz mittels geeigneter Technik gesteuert werden, etwa mit einer automatischen Anpassung der benötigten Heizleistung in öffentlichen Einrichtungen, sodass diese beispielsweise niedriger ist, wenn die Sonne scheint und umgekehrt.

Weil dies für Karrer "ein wichtiges Thema" ist, will er daraus auch "keine Geheimniskrämerei" machen. Im Gegenteil. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit hofft er, damit auch woanders "Pflänzchen setzen" - sprich: weitere Nachahmer finden - zu können.