Münchsmünster
Die Zukunft der Vergangenheit

14 Hobby-Römer genießen das Leben der Legionäre möglichst echt und originalgetreu

10.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Foto: Susanne Lamprecht

Münchsmünster (DK) Im Gleichschritt marschieren 14 Männer durch den Wald. Schwer hallt das Geräusch ihrer genagelten Schuhe und mischt sich mit dem Klang von aufeinanderschlagendem Metall. Ein Kommando ertönt in einer fremden und doch seltsam vertraut klingenden Sprache. "Das ist Latein", sagt Jörg Pohland, alias Julius Poularis Pugnator, Skriptor der Legio III Italica Pia Fidelis.

Aufgestellt wurde die Legio III Italica etwa 165 nach Christus unter Kaiser Marcus Aurelius zur Verstärkung der Donaulegionen. Anfangs war sie in Dalmatia, anschließend bis Mitte des 5. Jahrhunderts nach Christus in Rätien am Limes stationiert. Sie hatte ihr Legionslager in Castra Regina, dem heutigen Regensburg. Und trug den Ehrentitel pia fidelis - fromm und treu. All das ist lange her. Für eine Gruppe geschichtsbegeisterter Männer aus der Region, unter ihnen auch Pohland, wird das Leben der Legionäre aber regelmäßig Wirklichkeit. Das nächste Mal an diesem Wochenende bei den Römertagen Salve Abusina in Eining.

"Wir nehmen das Ganze schon recht ernst", erzählt Pohland, der im echten Leben bei der Bundeswehr ist und in der Römergruppe als Skriptor fungiert, schmunzelnd. "Plastik-Römer gibt es bei uns keine." Was das konkret heißt, zeigt er auf Bildern oder an Römer-Tagen auch gerne in der Realität: Die Gruppe - 14 Aktive zwischen 18 und 50 Jahren - empfindet das Leben der römischen Legionäre so weit wie nur möglich nach.

Da wird Brot gebacken und mit der Groma, einem römischen Vermessungsinstrument, gemessen. Originalgetreue Klei-dung und Lederwaren werden hergestellt. Das Lagerleben wird simuliert, und es wird natürlich auch gekämpft.

Und gerade das ist, so erklärt Pohland, eine der schwierigsten Übungen für die Hobby-Römer: "Alles soll möglichst echt und originalgetreu sein, aber auch so, dass niemand verletzt wird", erklärt er. Ein Punkt, der sehr viel Übung und auch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Das freilich gilt für das gesamte Hobby, dem sich die Männer verschrieben haben: "Es stecken sehr viel Geld und sehr viel Wissen hinter dem, was wir tun", sagt Pohland. Alles soll so genau wie möglich dargestellt werden, alles bis ins Detail nachgebildet und erklärt werden können. Nichts soll einfach nur so gemacht werden, wie man sich gemeinhin vorstellt, dass es so gewesen sein könnte.

Das ist einer der Punkte, der die Ingolstädter Römer-Gruppe, wie sie sich selbst nennen, von vielen anderen Gruppen unterscheidet. Der andere ist das Durchschnittsalter: "Wir sind definitiv eine der jüngsten Gruppen im weiten Umkreis", erzählt er nicht ohne Stolz und fügt hinzu: "Die Jungs sind unsere Zukunft."

Eine Zukunft, die man bei den Römer-Tagen Salve Abusina am Wochenende in Eining bewundern kann. Dort werden auch Pohland und seine Gruppe vertreten sein. "Für uns ist Eining so was wie ein Heimspiel. Da versuchen wir immer noch eins draufzulegen."

Ohnehin ist bei der Gruppe vieles möglich, was andere Gruppen nie zugelassen hätten oder längst nicht mehr anbieten. Bestes Beispiel: "Bei uns darf man bei solchen Veranstaltungen natürlich auch ins Lager reingehen. Wir zeigen und erklären alles sehr gerne. Das ist ja schließlich ein Teil der Begeisterung." Anstrengender als einfach nur vor den Zelten zu sitzen und auf den nächsten Schaukampf zu warten sei das natürlich schon. "Aber die Legionäre früher waren zwischendurch ja auch nicht nur herumgesessen", meint er lachend.