Kösching
Motor der Modernisierung Köschings

18 Jahre lang leitete Siegfried Betz die Geschicke der Marktgemeinde – am Donnerstag wird er 80 Jahre

12.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:27 Uhr
Jutta und Otto Frühmorgen

Siegfried Betz hat den Schreibtisch gegen den Garten eingetauscht: Der langjährige Bürgermeister der Marktgemeinde Siegfried Betz blicktnoch privat auf sein Leben und Werk zurück. Foto: Frühmorgen

Kösching – Bei großer geistiger und körperlicher Frische feiert der langjährige Bürgermeister der Marktgemeinde Kösching, Siegfried Betz, im Kreise seiner Familie, Freunde und Bekannten seinen 80. Geburtstag.

Der Jubilar kam am 12. Mai 1942 als Sohn der Eheleute Johann und Franziska Betz in Kösching zur Welt. Zusammen mit seinen fünf Geschwistern wuchs er in der Ottstraße auf. Im Alter von neun Jahren verlor er seine Mutter, als diese mit 49 Jahren starb. Nach dem Besuch der Knabenschule begann er 1956 eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Despag in Ingolstadt. Bereits mit 17 Jahren entschloss er sich zum Eintritt in die Bundeswehr. Nach der Grundausbildung als Fallschirmspringer in Sigmaringen war er Sanitätsunteroffizier in Calw, dann Rechnungsprüfer bis 1965. In dieser Zeit absolvierte er insgesamt 43 Absprünge mit dem Fallschirm.

Am 21. August 1965 heiratete er in der Köschinger Peterskirche Ursel Betz, geborene Sekot. Aus der Ehe ging der Sohn Dieter hervor. Gleichzeitig bat Siegfried Betz um Versetzung nach Ingolstadt zur 3. Kompanie des 10. Pionierbataillons, bevor er dann ab 1970 eine Berufsausbildung bei der Regierung von Oberbayern absolvierte. Danach arbeitete Betz als Regierungsinspektor beim Landratsamt Pfaffenhofen. Im Jahr 1976 beantragte Siegfried Betz seine Versetzung nach Kösching. Dort wurde er Kassenverwalter. Fast acht Jahre lang kümmerte er sich – zuletzt als Amtsrat – um die Finanzen der durch die Gebietsreform gewachsenen Marktgemeinde.

Politische Karriere

Bereits in den 1960er-Jahren begann Siegfried Betz seine politische Karriere. Nach dem Eintritt in die SPD am 6. März 1966 übernahm er zunächst verschiedene Funktionen im Ortsverband,von 1972 bis 1977 war er Jusovorsitzender im neuen Kreisverband Eichstätt. Später kandidierte er mehrfach für den Bezirkstag von Oberbayern, dem er von 1994 bis 2003 angehörte. Dort war er für soziale Fragen zuständig. Das eigentliche Ziel von Siegfried Betz war es, Bürgermeister seiner Heimatgemeinde zu werden. Als 1984 Karl Dollinger nach 24 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand trat, stellte die örtliche SPD den Marktkämmerer Betz als Kandidaten auf. Er gewann die Wahl im ersten Wahlgang mit 57 Prozent gegen seine Gegenkandidaten Franz Bernhofer (CSU), der 37,6 erhielt, und Richard Scheringer junior. Von 1984 bis 2002 stand Siegfried Betz an der Spitze des Marktes Kösching.

An seinen Amtsantritt erinnert er sich auch nach fast 40 Jahren noch genau. Bereits einen Tag später war im Baugebiet Gänsacker bei Bauarbeiten ein römischer Meilenstein gefunden worden. Zusammen mit dem Leiter des Amtes für Denkmalpflege Ingolstadt, Karlheinz Rieder, ließ er den wertvollen Fund bergen und von der Gemeinde aufkaufen. Seitdem ziert dieses prächtige Exemplar aus dem Jahre 201 nach Christus das Köschinger Heimatmuseum und den Römergarten. In seiner 18-jährigen Amtszeit hat Siegfried Betz viele Spuren hinterlassen (siehe eigenen Bericht).

Am 1. Mai 2002 trat Siegfried Betz nach 18 Jahren an der Spitze des Marktes Kösching in den Ruhestand. Damit begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt, in dessen Mittelpunkt das Reisen stand. Die Motive für die zahlreichen Reisen sind sehr vielschichtig. Schon als Jugendlicher, erzählt er, ist er alleine oder mit anderen quer durch Deutschland gefahren, und zwar mit den Reisegutscheinen, die er von seinem Vater erhielt, der bei der Deutschen Bundesbahn beschäftigt war. Er wollte fremde Länder und Kulturen persönlich näher kennenlernen, die er als passionierter Leser in den Reisebüchern entdeckt hatte. Ein wichtiger Anstoß für die Reiselust war auch, dass seine ältere Schwester Johanna 1953 mit ihrer jungen Familie nach Venezuela ausgewandert war.

Fragt man den Jubilar nach der Quintessenz seiner Reiselust, antwortet er spontan: „Das ist eine Weltoffenheit, aber auch die Wertschätzung der eigenen Heimat. Deutschland ist für mich das glücklichste Land auf der Erde!“

Arbeit an Lebensrückblick

Ein schwerer Schicksalsschlag traf Siegfried Betz, als seine Frau Uschi am 15. April 2019 im Alter von 74 Jahren starb. Mit der „Liebe seines Lebens“ war er 54 Jahre verheiratet, sie war ihm eine wichtige Stütze. Seinen Lebensabend verbringt der rüstige Jubilar alleine in seinem Haus an der Frühlingstraße, das er 1970 gebaut hat. Unterstützung erfährt er durch seinen Sohn Dieter. Hier geht Siegfried Betz gerne in den Garten, kümmert sich um seine kleinen Gewächshäuser, zieht Tomaten und andere Pflanzen selbst heran. Einmal im Monat trifft er sich mit Freunden zum Schafkopfspielen. Dazwischen schreibt er an seinen Erinnerungen – Rückblicke auf ein bewegtes Leben. Und zitiert sein Lieblingsgedicht von Rainer Maria Rilke: „Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß!“

Erstes Bürgerfest und Ausbau des Interparks

Siegfried Betz hat die unter seinem Vorgänger begonnene Modernisierung der Marktgemeinde fortgesetzt. Als erste bedeutende Maßnahme wurde im Jahre 1986 das Freibad um das große Schwimmbecken erweitert und die Rutsche installiert. Damit entwickelte sich das Hallenfreibad auf dem Weidhausberg zu einem beliebten Treffpunkt für Besucher aus Kösching und Umgebung. Es folgte die Innerortssanierung mit der Neugestaltung des Marktplatzes und dem Umbau des Rathauses und des Klosters,wo die im Jahre 1977 gegründete Gemeindebücherei ihr Domizil erhielt. Im Jahre 1994 konnte mit dem Abschluss dieser Maßnahmen das erste Bürgerfest gefeiert werden.

In den 1990er-Jahren wurden der Bahnhofskindergarten neu gebaut und der Stegbachkindergarten errichtet, der Schlehensteinkindergarten und der Kindergarten in Kasing erfuhren eine Generalsanierung, die Planungen für den Kindergarten im Bogen begannen; die Mehrzweckhalle an der Ingolstädter Straße wurde gebaut und die Engstelle an der Bahnhofstraße beseitigt.

In den letzten Amtsjahren wurde nach dem Abriss des alten Leichenhauses ein modernes Gebäude errichtet. In diesen Jahren konnten auch die Planungen für das neue Baugebiet Eixelberg V in Angriff genommen werden und der Ausbau des Interparks schritt voran. Außerdem gelang es, in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein im Westflügel des ehemaligen Klosters das Museum für Archäologie und Volkskunde einzurichten. Die Eröffnung war am 28. September 2001.

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