Mit
Jäger und Sammler: Facebook beobachtet seine Nutzer im Internet

Facebook beobachtet seine Nutzer im Internet

22.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:01 Uhr

Mit rund 800 000 000 Nutzern weltweit ist Facebook das größte Soziale Netzwerk im Internet. Statistisch gesehen ist jeder zehnte Mensch auf der Erde vom Baby bis zum Greis Mitglied. Im vergangenen September war zum ersten Mal eine halbe Milliarden Nutzer gleichzeitig online.

Wäre es ein Staat, er wäre der drittgrößte der Welt. Datenschützern ist Facebook ein Gräuel. Der Internetkonzern legt nicht nur Verhaltens- und Interessenprofile seiner Mitglieder an, sondern registriert auch E-Mail-Adressen von Internet-Nutzern, die von Facebook aus angeschrieben wurden, aber gar nicht Mitglied sind. Über ein Cookie, das auf dem Computer jedes Facebook-Nutzers gespeichert wird, kann die Firma das Surf-Verhalten seiner Kunden auch außerhalb des Sozialen Netzwerkes verfolgen. Laut einem Prüfbericht des Hamburgischen Datenschutz-Beauftragten bleibt das Cookie zwei Jahre aktiv, selbst wenn der Internetnutzer nicht mehr auf Facebook surft.

In Sozialen Netzwerken werden nicht nur öffentliche Statusmeldungen abgesetzt, sondern über Chats und persönliche Nachrichten auch kommuniziert. Selbst diese Gespräche werden gespeichert. Der Umfang der gesammelten Daten wurde der Netzgemeinde im vergangenen September bewusst, als ein Jurastudent aus Österreich alle Informationen, die Facebook über ihn gespeichert hat, bei dem Konzern anforderte. Dieses Recht gibt ihm die Europäische Gesetzgebung, dem Facebook Europa mit Sitz in Irland unterworfen ist. Der Student erhielt schließlich ein Paket mit über 1200 Seiten. Auffallend war dabei, dass der Stapel auch Informationen enthielt, die der Student aus seinem Profil gelöscht hatte. Er strengte daraufhin mehr als 20 Klagen gegen Facebook an und gründete die Initiative „Europe versus Facebook“, die Internetnutzern hilft, ihre Daten bei Facebook anzufordern, um den Konzern zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den persönlichen Daten seiner Mitglieder zu bewegen.

Facebook weiß über seine Nutzer verständlicherweise nur, was diese freiwillig mitteilen. Diese Informationen werden verknüpft und können ein genaues Profil über den Menschen hinter dem Facebook-Account ergeben. Vor allem, wenn noch andere Informationen aus dem Internet mit herangezogen werden. Datenschützer fordern Internetnutzer deswegen immer wieder eindringlich auf, mit der Preisgabe persönlicher Informationen sparsam umzugehen. Das allerdings erfordert eine Medienkompetenz, die viele Menschen schlicht nicht haben. Anders als etwa beim Fernsehen fehlt vielen Eltern und Lehrern das Wissen über das Internet, um Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Netz beizubringen.

Der Internetkonzern setzt weiter auf die Unbedarftheit seiner Mitglieder. Seit einigen Tagen hat Facebook die so genannte Timeline eingeführt. Die Nutzer sind aufgerufen, nicht nur aktuelle Postings abzugeben, sondern ihr gesamtes bisheriges Leben mit alten Bildern und Texten zu dokumentieren. Gleichzeitig legt Facebook eine Chronik vom Verhalten jedes Nutzers und seiner Freunde an. Facebook will so zum Lebensarchiv seiner Mitglieder werden.