Wettstetten
Mit Sankt Salvator auf Spurensuche

Andreas Betz hält am Samstag einen Vortrag über die lange Geschichte der Wallfahrt von Wettstetten nach Bettbrunn

05.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:52 Uhr
Zu Fuß von Wettstetten nach Bettbrunn: die Pilger bei der Jubiläumswallfahrt im Juni 2013 mit der extra für diesen Zweck gestalteten Kerze, die nun in der Salvatorkirche steht. −Foto: privat

Wettstetten (DK) Seit über 400 Jahren pilgern die Wettstettener Katholiken jährlich zu Fuß nach Bettbrunn, wo sie in der Salvatorkirche den Wallfahrergottesdienst feiern. Der Germanist und Theologe Andreas Betz beleuchtet in einem Vortrag, den er an diesem Samstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der Kulturzeit im Bürgersaal hält, Geschichte, Hintergrund und so manche Kuriosität dieser Wallfahrt.

Den Anfang nahm der Legende nach alles 1125 mit einem Hirten: Der hatte nach der Kommunion eine geweihte Hostie mitgenommen und zur Verehrung an seinem Hirtenstab befestigt. Durch eine unglückliche Begebenheit fiel diese auf den Boden und ließ sich von dort erst durch Intervention des Regensburger Bischofs wieder aufheben. An der Stelle, an der die Hostie gelegen hatte, wurde eine Kapelle gebaut - und Bettbrunn so zum ältesten bayerischen Hostienwallfahrtsort. Als die kleine Kirche (und mit ihr die Hostie) später einem Feuer zum Opfer fiel, verehrte man ein hölzernes Christus-Standbild, das den Brand überstanden hatte. Nach Jesus Christus, dem "Salvator Mundi" - lateinisch für Erlöser der Welt, wurde die neue Kirche Sankt Salvator genannt.

"Wenn man sich näher mit der Wettstettener Wallfahrt nach Bettbrunn beschäftigt, ist deren Geschichte ziemlich interessant mit einigen Verstrickungen", berichtet Andreas Betz. "Zum Beispiel werden wir am Samstagabend auch der Frage, warum wir 1978 unser 300-Jähriges und 2013 schon das 400-Jährige feiern konnten, nachgehen", kündigt der pensionierte Gymnasiallehrer, der selbst seit fast 40 Jahren mitpilgert und auch als Vorbeter aktiv ist, an.

Die Wallfahrt hat für den Wettstettener zwei Seiten: Eine religiöse und eine kulturelle. "So eine Wallfahrt ist immer auch ein Pilgerweg, den man geht, und damit ein Symbol des eigenen Lebens", sagt der 66-Jährige nachdenklich. "Im Gehen kann man sich gut besinnen, deshalb laufen wir im Wald immer ein Stück schweigend und meditierend, vielleicht auch in einer ?Ich-bin-dann-mal-weg-Manier'." Betz ist es genauso wichtig, religiöse Traditionen zu erhalten und deren historischen Hintergrund zu vermitteln, wie die Wallfahrt als kulturgeschichtliches Ereignis zu beleuchten. Dabei möchte er mit vielen Bildern auch "ein bisschen was für die Augen bieten."

In seinem Vortrag wird er auf die bedeutende Kerzensammlung in Bettbrunn eingehen. Alle 100 Jahre überbringen pilgernde Pfarrgemeinden üblicherweise eine große, besonders geschmückte Votivkerze, die im Chorraum der Salvatorkirche ausgestellt wird. "Das waren mal über 300, viele sind im Zuge der Säkularisation vernichtet worden. Inzwischen sind wieder ungefähr 240 vorhanden", erklärt Betz. Die älteste stammt aus Ingolstadt aus dem Jahr 1378, Wettstetten ist mit fünf Kerzen aus den Jahren 1778, 1878, 1880,1978 und 2013 vertreten. Der Theologe erläutert: "Die Kerzen geben den Menschen das Gefühl, am Ort präsent zu bleiben mit all ihren Anliegen, das ist eine sehr besondere Empfindung. Wallfahrt an sich ist ja auch keine klerikale Verordnung gewesen, sondern ein intensives Anliegen der gläubigen Menschen."

Die Wettstettener starten traditionell Mitte Juni zu ihrer jährlichen Bettbrunn-Wallfahrt. Um 6 Uhr morgens geht es los: über das Högnerhäusl zieht die Wallfahrergruppe singend und betend Richtung Stammham und weiter nach Bettbrunn, mit einer "Ratsch- und Brotzeitpause" zwischendrin. "Auch das muss sein", betont Betz. Ungefähr drei Stunden brauchen sie für den Weg. "Wir sind im Durchschnitt ungefähr 50 bis 80 Fußwallfahrer, etwa die gleiche Menge kommt in Bettbrunn nochmal mit dem Auto dazu. Gemeinsam feiern wir dann ab 9.30 Uhr den Wallfahrergottesdienst in Sankt Salvator", so Betz. Ganz besonders ist vielen Wettstettenern noch die Jubiläumswallfahrt von 2013 in Erinnerung, die verdeutlichte: Seit 400 Jahren ist man zusammen unterwegs.

Tickets zum Vortrag "400 Jahre Wettstettener Fußwallfahrt nach Bettbrunn" von Andreas Betz am Samstag, 9. Februar, gibt es zum Preis von zwei Euro (Abendkasse: drei Euro) im Rathaus Wettstetten, Kirchplatz 10, Telefonnummer (0841) 99436-21, in der Ingolstädter Geschäftsstelle des DONAUKURIER, Mauthstraße 9, Telefon (0841) 9666-800 oder im Internet unter www.event.donaukurier.de.

Anne Gülich