Ingolstadt
Mehr Dampf im Tourismus-Kessel

Neue ITK-Chefin stellt Konzept vor: Frische Ideen für Marketing und digitale Projekte

26.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:05 Uhr
Die Landesgartenschau im kommenden Jahr - oben eine stilisierte Darstellung aus der Planungsphase - soll wieder Hunderttausende nach Ingolstadt locken. Einen Teil möchte die Tourismuswerbung auch für einen Besuch der Innenstadt erwärmen.ITK-Chefin Alexandra Kröner (l.) will in ihrer Zentrale an der Moritzstraße die Hebel für eine erfolgreiche Tourismuswerbung stellen. −Foto: Därr Landschaftsarchitekten,Hauser

Ingolstadt (DK) In der städtischen Tourismusförderung sind neue Anstrengungen angesagt. Alexandra Kröner, seit dem vergangenen Herbst Prokuristin der zuständigen städtischen Gesellschaft ITK, hat sich vor allem einen frischen Auftritt mit neuem Logo auf Messen und in den Medien, den stärkeren Einsatz digitaler Technik und eine bessere Kooperation mit den umliegenden Landkreisen auf die Fahnen geschrieben.

Als die neue ITK-Chefin jüngst ihr Konzept im Verwaltungsrat der IFG vorstellte (die Tourismuswerbung ist bei der städtischen Wirtschaftsförderung angesiedelt), gab es viel zustimmendes Nicken, aber auch Irritationen bei einigen Stadträten: "Geradezu erschreckend" fand SPD-Sprecher Manfred Schuhmann, dass er von dringend gebotenen Investitionen in digitale Angebote wie Social Media und neue Werbeauftritte und auch in Offerten für Radtouristen und Village-Besucher hören musste. Offenbar war aber nicht nur der Sozialdemokrat bislang der Auffassung gewesen, dass Alexandra Kröners nach Dresden entschwundener Vorgänger Jürgen Amann hier ein bereits gut bestelltes Feld hinterlassen hätte.

Im Gespräch mit dem DK hat die neue ITK-Strategin deshalb jetzt nachgeschoben, dass es ihr im Verwaltungsrat nicht darum gegangen sei, die bisherigen Tourismusaktivitäten zu konterkarieren, sondern notwendige neue Akzente zu benennen. Auch die Tourismusbranche sei in stetigem Wandel, einmal gefundene Werbemaßnahmen müssten nicht dauerhaft tragen, und die digitalen Herausforderungen seien nun mal in jeder Branche akuter denn je. Jürgen Amann habe in Sachen Tagungen und Business-Tourismus viel erreicht - nun müsse beim klassischen Tourismus nachgelegt werden.

19 HANDLUNGSFELDER

Ganze 19 Handlungsfelder möchte Alexandra Kröner mit ihrem Team in näherer und mittlerer Zukunft anpacken, zehn davon sind nach ihren Worten bereits in Arbeit, einiges soll bereits im Laufe dieses Jahres Früchte tragen. Das Spektrum reicht in Stichworten von "Vernetzung und Bekanntheit" (der ITK) über "Festivals und Kultur" und "Hotel der Zukunft" bis zu "Landesgartenschau 2020".

Die Gartenschau steht praktisch ja bereits vor der Tür; bei der ITK wird längst überlegt, wie man in Kooperation mit der LGS-Gesellschaft möglichst viele der erhofften rund 700000 Besucher vom Ausstellungsgelände am nordwestlichen Stadtrand in die immerhin rund vier Kilometer entfernte Stadtmitte bewegen kann. Alexandra Kröner: Wir wollen Übernachtungen anbieten oder die Gäste zumindest soweit für die Stadt begeistern, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt nochmal wiederkommen und sich dann auch die Innestadt anschauen." Erst jüngst sind deshalb Gespräche mit Verantwortlichen der Würzburger Gartenschau geführt worden, um von deren Erfahrungen zu zehren. Auch in Würzburg hatte voriges Jahr die Schwierigkeit bestanden, das sehr peripher gelegene dortige LGS-Gelände mit der Kernstadt zu verknüpfen.

Dieselbe Herausforderung stellt sich übrigens in Ingolstadt nach wie vor auch beim FOC (Ingolstadt Village) nahe der Gunvor-Raffinerie im Nordosten. Auch hier erhofft sich ITK-Chefin Kröner mit der Zeit bessere Anschlussgeschäfte für städtische Geschäftsleute - wenn schon nicht für die Hotellerie, so doch für die Gastronomie. Es werde schon in naher Zukunft verstärkte Auftritte der Tourismuswerber im Outlet geben, verspricht Kröner - in Absprache mit der FOC-Leitung in einem der Stores, womöglich aber auch mal durch Werber in den Einkaufsstraßen. Kröner: "Wir können da auch mal Prospekte verteilen."

Überall dort, wo die Stadt künftig um touristische Zielgruppen wirbt, wird sie mit einem neuen Logo aufwarten, das in dieser Woche bei einem abschließenden Werkstattgespräch seinen letzten Schliff bekommen und dann ab Frühjahr Verwendung finden soll. Im IFG-Beirat wurde der Ingolstadt-Schriftzug mit "gekipptem" S bereits gezeigt. Die so entstandene Sinuskurve in der Mitte des Stadtnamens soll die Donau symbolisieren und die Lage der Stadt am ohnehin sehr bekannten Fluss quasi dauerhaft ins Gedächtnis der auswärtigen Betrachter einbrennen - so die Hoffnung der PR-Leute. Erste Erfahrungen bei gemeinsamen Messeauftritten mit den umliegenden Landkreisen machen hier offenbar Mut.

Die ITK hat sich dabei die Unterstützung der Ingolstädter Werbeagentur "schnellervorlauf" (Harderstraße) geholt, die dem gesamten öffentlichen Auftritt der Tourismuswerber einen einheitlichen Zuschnitt (Corporate Identity) verschaffen soll. Ob es bei der hierzu als Ingolstädter "Erklärmodell" gefundenen Begriffskombination "Feste - Festung - Fortschritt" bleibt, steht noch dahin. Im IFG-Verwaltungsrat fanden einige Kritiker, dass die vielseitigen Reize der Stadt hier vielleicht zu sehr auf wenige Themen verengt werden. Ein komplexes Angebot an touristischen Angeboten auf einen kurzen Slogan zu verkürzen, mit dem alle Kenner leben können, kommt allerdings wohl der Quadratur des Kreises nahe.

DIGITALE PLATTFORMEN

Technisch will Alexandra Kröner die ITK ebenfalls aufrüsten. "Beim Thema Social Media müssen wir frischer werden", erfuhren die Aufsichtsräte der IFG. Will heißen, dass die Auftritte bei den großen, vor allem bei jüngeren Leuten relevanten digitalen Plattformen und Diskussionsforen einen auf solche Nutzergruppen auch ideal abgestimmten Zuschnitt bekommen sollen, Auch hier greift die ITK auf die Unterstützung einer Agentur zurück.

Große Themen sind laut Tourismus-Managerin künftig auch "Open Data" (in diesem Fall Nutzung tourismusbezogener städtischer Daten durch jeden Interessierten via Internet) und "Augmented Reality" (kurze Textinformationen, die in digitale Foto- oder Videobilder, beispielsweise auf Handydisplays, eingeblendet werden). Alexandra Kröner kann sich vorstellen, dass die Tourist Information am Rathausplatz beizeiten entsprechende Geräte für Stadtführungen gegen Leihgebühr bereithalten wird.

Das ITK-Büro am Übergang vom Rathausplatz zur Moritzstraße wird künftig übrigens die einzige Anlaufstelle für touristische Anliegen sein, denn das nicht sonderlich ausgelastete Zweigbüro am Hauptbahnhof soll im April oder Mai geschlossen werden. Durch Umschichtungen im Personaltableau der ITK und Einsparung der Miete am Bahnhof werden rund 80000 Euro im Etat der Gesellschaft frei, die künftig für gezielte einzelne Werbeaktionen genutzt werden sollen.

Bernd Heimerl