Manching
Was kostet eine alte Kaserne?

Gemeinderat gibt Wertermittlung und archäologisches Gutachten für früheres Fort in Oberstimm in Auftrag

12.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:33 Uhr
Aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt die Luftaufnahme des Forts IX südwestlich von Oberstimm. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage zerstört. Auf dem Gelände befindet sich heute noch die Immelmann-Kaserne. −Foto: Förderverein Bayerische Landesfestung

Manching (DK) Die Frage erscheint einfach, ist aber von größter Bedeutung: Was ist das Gelände der Max-Immelmann-Kaserne überhaupt wert? Der Gemeinderat Manching hat jetzt Angebote für ein Gutachten zur Wertermittlung des Areals in Auftrag gegeben.

Wie bekannt, wird die Kaserne Mitte des Jahres endgültig geschlossen und soll später zivil genutzt werden. Derzeit sind in einigen Häusern auf dem knapp 40 Hektar großen Gelände, das zu drei Vierteln auf der Flur des Marktes Manching liegt, Asylbewerber untergebracht.

Neben dem Gutachten sollen eine artenschutzrechtliche Prüfung sowie ein orientierendes archäologisches Gutachten in Auftrag gegeben werden. Denn im Boden ruhen noch die Überreste eines 1945 geschleiften ehemaligen Forts des Festungsrings Ingolstadt. Diese Voruntersuchung zum eigentlichen Verfahren ist „erforderlich und angezeigt“, wie es in der Beschlussvorlage formuliert ist. Denn die zu untersuchende Fläche von rund zehn Hektar sei für die Beurteilung des ganzen Gebiets „von maßgeblicher Bedeutung“ und gehe weit „über die übliche Betrachtungsweise von Belangen und Pflichten der Eigentümer“ hinaus.

Mit der Voruntersuchung will man nicht nur die Reste des ehemaligen Forts präziser erfassen. „Darauf aufbauend soll die grundsätzliche Eignung und Sinnhaftigkeit des betreffenden Bereichs im Sinne der städtebaulichen Zielstellung für eine gewerbliche Nutzung geklärt werden“, so die Vorlage. Auf gut Deutsch: Man will klären, ob sich das Areal grundsätzlich für eine gewerbliche Nutzung eignet oder ob Alternativen entwickelt werden müssten. Außerdem haben die Relikte im Boden natürlich auch Einfluss auf den Wert des Grundstücks.

Diese Wertbestimmung, die nach einem Beschluss des Gemeinderats Manching ein Fachbüro vornehmen soll, geschieht in zwei Schritten. Zunächst wird der Boden-Verkehrswert ermittelt, wofür es eine Förderung von 80 Prozent gibt. Im zweiten Schritt wird der gesamte Grundstückswert bewertet, also Boden und Gebäude. Die Kosten hierfür teilten sich der Markt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, wobei es wiederum 80 Prozent Zuschuss gibt. Wichtig ist, dass auch die möglichen Rückbaukosten für die Gebäude berechnet werden, die ebenfalls berücksichtigt werden. Denn einige der früheren Kasernen sind nicht im allerbesten Zustand. Ergebnisse sind im Herbst zu erwarten. Gesichert hat sich die Gemeinde Manching bekanntlich bereits den Erstzugriff auf das Kasernengelände, wofür im Vorfeld im Rahmen eines Standortentwicklungskonzepts (SEK) ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erstellt wird.

Das frühere Fort IX war Teil des ehemaligen Festungsrings um Ingolstadt. Am 9. Oktober 1878 erfolgte die Übergabe. Im April 1879 war auch die Anschlussbatterie fertig. 1891 bis 1893 wurde die Anlage verstärkt und die beiden inneren Anschlussbatterien und die rechte äußere Batterie gebaut.

Das Gelände des Forts IX bei Oberstimm wurde nach der Zerstörung für die Neuerrichtung einer Bundeswehrkaserne (Max-Immelmann-Kaserne) genutzt. Heute findet man nur noch geringe Reste des ehemals größten Forts des äußeren Fortgürtels Ingolstadts. Im Luftbild erkennt man noch Reste des Wassergrabens und den dreieckigen Grundriss des früheren Torbereichs, so der Förderverein Bayerische Landesfestung.

Das Fort war vorgesehen für eine Besatzung von 800 Mann und 30 Geschütze. Auf dem alten Luftbild ist die Struktur der Wallanlagen mit den verschiedenen Geschützrampen, den Verstärkungsbauten auf dem Hauptwall und der langgezogenen einstöckigen Kaserne auf der Rückseite gut zu erkennen. Alle Forts auf der rechten Donauseite waren wegen des flachen Geländes mit Wassergraben und nur einstöckigen Kasernen geplant worden.