Manching
Bavaria feiert zweimal Jubiläum

20.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:48 Uhr

Die Bavaria-Lichtspiele ohne das Tanzcafé zeigt diese Luftbildaufnahme von Manching aus dem Jahr 1957. - Fotos: Schmidtner

Manching (DK) Vor 60 Jahren eröffnete Michael Weiher an der Ingolstädter Straße das erste Kino von Manching, die Bavaria-Lichtspiele. Heute ist in dem Gebäude ein Trachtengeschäft untergebracht. Vor einem halben Jahrhundert wurde das früher sehr bekannte Tanzcafé Bavaria angebaut.

Eigentlich gab es Kinos Anfang der 50er Jahre nur in Großstädten. Es war daher schon außergewöhnlich, dass in Manching mit damals gerade mal 3000 Einwohnern ein Kino gebaut wurde. Der erste Streifen, der 1951 über die Leinwand flimmerte, war bereits ein Kassenerfolg. In den drei Tagen, in denen der Liebesfilm "Ein Herz schlägt für Dich" lief, drängten exakt 848 Personen in den Kinosaal.

Im Turnus von einer Woche wurde das Filmangebot gewechselt. Der "Brandner Kaspar", "Die fidele Tankstelle", Filme über Tarzan oder "Dick und Doof" sowie auch Bergfilme wie "Der Jäger vom Königsee" lockten bis zu 1600 Besucher an. Die entbehrungsreiche Kriegszeit war noch nicht lange vorbei, die Bevölkerung sehnte sich nach Abwechslung. Auch wenn nur wenig Geld vorhanden war – ein paar abwechslungsreiche Stunden gönnte man sich dennoch. Der Sperrsitz kostete gerade mal 1,60 Mark. Äußerst aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang die Statistik, die der Kinobesitzer gegenüber der Gemeinde führen musste, waren doch pro Eintrittskarte zehn 10 Pfennige an die Gemeindekasse abzuführen. Daraus geht hervor, dass die meisten Besucher sich den etwas billigeren 2. Platz für 1,10 Mark leisteten.

1955 verkaufte Michael Weiher das Kino an Georg und Brigitte Kraus. Um der zunehmenden Konkurrenz des aufkommenden Fernsehnens entgegenzuwirken, versuchte der aus dem Maintal stammende Kraus, das Kinoangebot mit einer Breitleinwand aufzuwerten. Außerdem stellte er seine Bühne für Theatervorstellungen zur Verfügung. Doch der Niedergang der Lichtspiele war nicht mehr aufzuhalten. 1960 gab die Familie Kraus das Kino auf. So waren abwechslungsweise verschiedene Lebensmittelgeschäfte, ein Getränkemarkt und heute ein Trachtenmarkt untergebracht.

Mit dem Anbau der Gaststätte "Tanzcafé Bavaria" sowie zwölf Fremdenzimmern schuf Kraus 1961 ein zweites Standbein. "Eigentlich wollte ich das Tanzcafé in Ingolstadt an der Münchener Straße bauen", erinnert sich Kraus. Doch auf Drängen des damaligen Bürgermeisters von Manching, Michael Raith, und durch die verbriefte Zusage des Gemeinderates, einen Parkstreifen entlang der Ingolstädter Straße bis zur Autobahn benützen zu dürfen, entschloss sich Kraus, in Manching zu bauen.

Doch nach Ausbau- und Anhebung der Straße bis zur Autobahnbrücke seien ihm die Parkplätze genommen worden. Nach langen Verhandlungen, lenkte die Gemeinde ein und stellte die Lindenkreuzstraße und den Schanzenweg als Pkw-Abstellmöglichkeiten für die Besucher zur Verfügung. "Täglich spielten Spitzenkapellen zum Tanz auf", schwärmt Kraus noch heute. Aber auch das junge Publikum kam mit Disco-Musik auf ihre Kosten. "Und so manches Paar hat sich bei mir im Lokal kennen gelernt", erinnert er sich. 1985 zog sich die Familie Kraus aus dem gesamten Geschäftsleben zurück.

Die Erinnerung an den Glanz der alten Zeiten ist aber bis heute lebendig geblieben. Die Chicago-Bar und das Fitnessstudio von Sonja Hibler werden an diesem Samstag ab 18 Uhr mit einer Revival-Party mit Stehempfang, Livemusik und Biergartenatmosphäre an 50 Jahre Tanzcafé Bavaria erinnern.