Ingolstadt
"Man muss auch Geld verdienen"

Gastronom Lorenz Stiftl reagiert auf Kritik - und kündigt ein paar Veränderungen an

06.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:28 Uhr
Lorenz Stiftl auf der Terrasse des Herzschlag-Restaurants beim FCI: Das Lokal kann zu Heimspielen nicht geöffnet werden - die Polizei hat Sicherheitsbedenken. −Foto: Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Vergangenen Monat brandete die Kritik an Gastronom Lorenz Stiftl wieder auf, als sich etliche Besucher des DfB-Pokal-Heimspiels des FC Ingolstadt 04 gegen den 1. FC Nürnberg danach über lange Schlangen an den Kassen, warmes Bier und kalte Würstel beschwerten.

Auch in den Monaten zuvor hatte es in den vielen Geschäftsbereichen des Rockoldingers immer wieder Beschwerden gegeben, an den Preisen oder dem Service, vor allem als Betreiber der Gastronomie des Stadttheaters. Im Gespräch mit dem DONAUKURIER räumt der Unternehmer Fehler ein, verspricht - vor allem beim FCI - Verbesserungen, sagt aber auch, dass er betriebswirtschaftlich arbeiten müsse, weshalb bei den Preisen nach unten keine Bewegung zu erwarten ist.

Dass sich nach dem Pokalspiel so viele Fans via Internet beschwerten, versteht Stiftl nicht so ganz. Schließlich gebe es doch an jedem Kiosk ein Plakat, auf dem Telefonnummer und E-Mail-Adresse angegeben sind - 0151 54427553, sportpark@stiftl. de -, wodurch sich jeder mit Kritik direkt an sein Büro wenden könnte. Ein einziger Fan habe an dem Tag angerufen, sagt der Gastronom.

Das ändert natürlich nichts an der Kritik an sich. Schank- und Kühlanlage waren am Spieltag ausgefallen, lange Schlangen bildeten sich an den Kiosken, bei der Ausgabe wie bei der Pfandabgabe. Das soll sich nicht wiederholen: "Wir haben mit der Brauerei und dem FC Ingolstadt gesprochen", sagt Stiftl. Nach zehn Jahren sei so eine Anlage einfach am Ende - deswegen werde die jetzt aufgerüstet. In den nächsten Wochen werde Herrnbräu da tätig. Auch fürs Becherpfand gebe es eine Lösung, sagt Stiftl. Die Stadionbesucher, die Zeit sparen und gleichzeitig etwas Gutes tun wollen, sollen schon in einigen Wochen die Becher in Tonnen werfen können, die der FCI aufstellt. Die Einnahmen daraus werden gespendet.

Für das Theaterrestaurant hatte sich der Stadtrat bei der Vergabe an Lorenz Stiftl auch mehr versprochen. Bislang ist das Restaurant selten voll, lediglich die Theater-Mitarbeiter kommen regelmäßig in großer Zahl - sie zahlen allerdings auch weniger als normale Gäste. Auch Stiftl ist nicht zufrieden. Für ihn liegt der bisher ausgebliebene Zuspruch vor allem an den baulichen Hindernissen: "Wir haben sehr viele Treppen, die die Leute mit den Kinderwagen nicht raufkommen. Das war mir vorher auch nicht so bewusst. " Dazu komme, dass die Toiletten im Keller sind. "Wenn du mit dem Kinderwagen oben bist, musst du zum Wickeln wieder in den Keller runter. Das ist auch schwierig. " Damit sei das Theaterrestaurant für Familien schon uninteressant. Ähnlich schwierig sei das für Gehbehinderte - es sei denn, das Stadttheater sei gerade wegen einer Veranstaltung geöffnet. Dann könnten die Gäste über den Eingang des Stadttheaters und den Aufzug im Foyer barrierefrei ins Restaurant gelangen. Ob es bis zur geplanten Generalsanierung des Stadttheaters - für die aber immer noch kein Datum feststeht - eine Verbesserung geben wird, steht in den Sternen. "Es hat einmal geheißen, dass die INKO-Bau (die Stadt-Tochter, die für den Stadttheater-Umbau zuständig ist) außen eine Rampe hinmacht, aber bis jetzt ist nichts passiert", sagt Stiftl. Allerdings wisse er auch nicht, ob das angesichts der Steigung der Treppen überhaupt möglich wäre.

Kritik gab es auch am Catering im Festsaal und im Foyer. In Leserbriefen bemängelten Besucher von Veranstaltungen beispielsweise, dass sie während des Abends keine Speisen mehr im Saal bekamen und stattdessen auf ein Büffet im Foyer verwiesen wurden. Dazu missfiel ihnen, dass sie gleich abkassiert wurden. Die Faschingsgesellschaft Narrwalla hatte mit Verweis auf die Kosten schon ihren Weiberfasching verlagert und angekündigt, auch weitere Veranstaltungen im Festsaal infrage zu stellen.

Stiftl verweist auf seine Kosten, die im Stadttheater nicht gering seien - außerdem habe er ja auch zum Start 450000 Euro hineingesteckt. "Wir wollen auch, dass wir ordentlich arbeiten - also Steuer und alles sauber abführen. Und man ist ja auch nicht die Caritas, man muss auch Geld verdienen, dass man sich was leisten und die Leute und Steuern zahlen kann. " Vergangenes Jahr seien etwa die ganzen Bälle der Tanzschulen noch mit komplettem Service gewesen - da habe er jeweils 2000 bis 3000 Euro draufgezahlt. "Die Leute meinen immer, der Stiftl ist schlecht. Dabei kann der Stiftl auch nur das leisten, was er bezahlt bekommt", sagt der Gastronom.

Er verstehe die Tanzschulen, ebenso wie die Vereine, die auch hohe Kosten hätten. "Vielleicht muss man auch mal als Stadt umdenken, wenn man so eine Veranstaltung will, und einen Zuschuss geben oder den Festsaal günstiger hergeben", sagt Stift. Und trotz aller Kritik: Der Festsaal sei weiter fast komplett ausgebucht.

ZUR PERSON

Der 55-jährige Lorenz Stiftl aus dem Vohburger Ortsteil Rockolding ist der bekannteste Gastronom der Region. Er betreibt unter anderem Zelte auf dem Barthelmarkt, den Ingolstädter Volksfesten und dem Pfaffenhofener Volksfest. Einige Jahre war Stiftl auch Sprecher der kleinen Wiesnwirte auf dem Münchener Oktoberfest. Denn dort betreibt er das Zelt Zum Stiftl - laut Gastronom das erste klimaneutrale Zelt des Oktoberfests. Er ist auch erster Nachrücker für eines der großen Zelte. In München betreibt er auch noch das Wirtshaus Zum Spöckmeier.

Das Gründungsmitglied des FC Ingolstadt 04 ist auch für die Stadiongastronomie, inklusive des Restaurants Schanzer Herzschlag, zuständig. Mittlerweile ist er auch Caterer im Grünwalder Stadion von 1860 München.

2017 erhielt Stiftl den Zuschlag für die Theatergastronomie. Theatererfahrung hatte er: Mehrere Jahre lang war er auch Caterer fürs Deutsche Theater in München. Die Partnerschaft endete allerdings im Streit vor Gericht - es ging ums Geld.

Stiftl beschäftigt fast 200 Festangestellte und fast 1000 Aushilfen im Monat in der Spitze - und sucht immer noch Mitarbeiter für Servicebereich und Küche "ohne Ende", wie er sagt.

Thorsten Stark