Ingolstadt
Liefern mit System

Studierende an der THI legen Konzept vor, mit dem sich Auslieferungsfahrten bündeln lassen

06.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:46 Uhr
Studierende der THI haben ein Konzept entwickelt, das den Lieferverkehr in Städten reduzieren könnte. Das Projekt stellten sie jetzt im Beisein der beteiligten Firmen an der Hochschule vor. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Elf Studierende an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) wollen Innenstädte vom Verkehr entlasten und damit zugleich den Mittelstand stärken.

Ausgesucht haben sie sich dafür eine Logistiksparte, die wächst wie kaum eine andere und deshalb immer mehr Verkehr verursacht - die Liefer- und Paketdienste.

In der Corona-Krise erfahren Lieferservices und Online-Shops einen ordentlichen Schub, weil Geschäfte und Restaurants wochenlang geschlossen haben. Elektronik, Kleidung, Schuhe, alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs und sogar Essen lassen sich Kunden vermehrt nach Hause bringen. Von alleine geht das nicht, also muss oft für eine einzelne Lieferung ein Fahrzeug ausrücken. Dass hierbei das selbe Haus oder sogar die selbe Adresse mehrmals am Tag von Lieferanten angefahren wird, um bestellte Ware zu überbringen, ist demnach nicht abwegig. Genau hier setzt das Projekt "Die neue Mobilität als Jobmotor für den Mittelstand? an.

Dahinter steht eine studentische Gruppe aus angehenden Wirtschaftsingenieuren, Fahrzeug- und Luftfahrttechnikern sowie Maschinenbauern im sechsten Semester. "Wir wollen Lieferanten-Dienstleister mit Unternehmen, Herstellern und Restaurants auf einer gemeinsamen virtuellen Plattform zusammenführen. Hier können einerseits Lieferanten Aufträge entgegennehmen, andererseits Unternehmen sich über eine Plattform austauschen", heißt es von der Gruppe, die das kurz vor dem Abschluss stehende Projekt jetzt an der THI vorstellte. Die Abwicklung solle demnach über eine eigens konzipierte Webseite und eine App erfolgen.

Da sich viele Lieferanten an einer Schnittstelle zwischen Unternehmen und Händlern befänden, ließen sich so deren Routen optimieren. Die Konsequenz: Das selbe Ziel müsste nicht von verschiedenen Lieferanten angefahren werden. Dadurch würden Ressourcen und Zeit gespart und die Effizienz gesteigert, lauten die Überlegungen der Studierenden. Die Logistik im urbanen Raum könne effektiv gebündelt und das Verkehrsaufkommen reduziert werden. Damit das Konzept funktioniert, sollen Depots und sogenannte Hubs, also Transportknotenpunkte, eingerichtet sowie ein emissionsfreier Fuhrpark, etwa aus beladbaren Pedelecs und Elektrodreirädern, zum Einsatz kommen, hieß es bei der Präsentation. Für Städte würde dies bedeuten, dass der Verkehr aufgrund der Hubsysteme und der E-Fahrzeuge entlastet und die Stadt somit sauberer, schöner und ruhiger werde. Auch Aspekte wie das Vermeiden von Leerfahrten und der effiziente Batteriewechsel an den Fahrzeugen wurden in das Konzept mit eingearbeitet. Anderes, wie etwa zusätzliche Kosten für die Kühlung von Lebensmitteln auf dem Transport, sei derzeit noch Gegenstand der weiteren Planung, die die Gruppe anhand verschiedener Szenarien darstellte.

Die Projektgruppe, die für ihre Idee ausgiebig andere Konzepte recherchierte, nahm damit am sogenannten e4-Testival--Start-up-Award "Transforming Mobility 2020" unter dem Produktnamen "Ecolivery" teil und gelangte unter die 18 Finalisten, wurde berichtet. Am Projekt beteiligt seien die Firma vRbikes und das Institut Neue Mobilität. Dessen Geschäftsführer Matthias Groher, der bei der Vorstellung anwesend war, wünschte den Studierenden, dass das Projekt das Zeug zum kommerziellen Erfolg habe. Die Auslieferung schwerer Güter, wie etwa Möbel, sei im aktuellen Stadium des Projekts aber nicht vorgesehen, hieß es.

DK

Michael Brandl