Ingolstadt
Liebesbriefe an Luisl

Stadtarchiv zeigt, was Bepp der Fleißer schrieb

08.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:47 Uhr
Doris Wittmann kennt sich aus mit Marieluise Fleißer. −Foto: Eberl, Stefan, Ingolstadt

Ingolstadt - Da liegt er hinter Glas - ein echter Liebesbrief aus dem Jahr 1928. Ausgestellt zum Tag der Archive, aber irgendwie auch passend zum Frauentag.

"Lieber Puny", schreibt Josef Haindl akkurat auf Karopapier. Warum er Marieluise Fleißer so nannte, weiß Historikerin Doris Wittmann nicht. Auch "Herzkätzchen" oder "Herzpeterl" betet er sie an - und einmal, als sie krank ist, "mein Schmerzenskind". Jeder kann sich seinen Reim darauf machen: "Er hat sie glühend geliebt", so Doris Wittmann. Die Fleißer hat dem Bepp zwar zurückgeschrieben, ihn aber nicht zurückgeliebt. Die 27-Jährige ist damals auf der Höhe ihres Erfolgs - er verkauft bloß Zigaretten und verdient zu wenig für die teure Bahnfahrt nach München zu seiner Angebeteten. Das kann nichts werden.

Trotzdem schreibt er ihr drei- oder viermal im Monat, berichtet von seinem Alltag, von seinen sportlichen Wettkämpfen und gibt ihr Ratschläge, wie sie gesund bleiben könne - etwa durch Spazierengehen.

1929 lernt Fleißer den Journalisten Hellmut Draws-Tychsen kennen und verlobt sich im gleichen Jahr, wie eine Karte besagt. Aber die Schriftstellerin heiratet nicht ihn, sondern am Ende doch den Bepp aus Ingolstadt. Ein Bild von Georg Hetzelein zeigt sie, gebeugt im kleinen Tabakladen sitzend, zu ihren Füßen die Schreibmaschine mit dem Manuskript "Der starke Stamm". Das alles wird ab 3. Mai im neuen Museum im Fleißer-Haus gezeigt - wie auch die dicke Hornbrille der Schriftstellerin vom Ischwang.

smr