Gartengeräte bitten zum Tanz

17.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:56 Uhr
Kunst im Park: "Das Paar" von Georg Brinkiesit (von oben links im Uhrzeigersinn), "The Mirror" von Christine Perseis , "join in" von Dagmar Hummel, "Vermeiden Sie jede Art von Schattenbildung!" von Thomas Neumaier und "Entfaltung im Raum" von Reinhard Scherer bilden den künstlerischen Beitrag der Landesgartenschau 2020. −Foto: Entwürfe der Künstler

Neben hunderttausenden von Blumen, hunderten von Bäumen und gut einem Dutzend Gebäuden werden auch fünf Kunstwerke das Gelände der Landesgartenschau zieren. Zwei werden auch danach stehenbleiben.

 

Ingolstadt - Die Landesgartenschau 1992 hat in Ingolstadt zweifellos Spuren hinterlassen. Den Klenzepark will heute niemand mehr missen. Zu ihm gehören auch der - vor allem von Kindern - so genannte Elefantenbrunnen, ein Kunstwerk von Ewerdt Hilgemann vor dem Exerzierhaus und die Stele von Ulrich Rückriem am Fußgängersteg. Beide künstlerische Arbeiten wurden für die Gartenschau vor 28 Jahren errichtet und prägen das Areal noch heute.

 

Für Werner Kapfer, den Vorsitzenden des hiesigen Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) und frisch gekürten Kunstpreisträger der Stadt, war es deswegen schon seit den ersten Planungen der Landesgartenschau 2020 ein Anliegen, dass auch von dieser Gartenschau wieder Kunst bleibt. Bei der Eröffnung der Kunstmesse vor eineinhalb Jahren war diese Forderung eine der zentralen Bestandteile seiner Begrüßungsrede. Es solle eine künstlerische "Landmarke" entstehen, die den Park im Nordwesten der Stadt auch nach dem Ende der Landesgartenschau bereichern soll. Es gelte, "Orte mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, die zum Dialog einladen und in allen Stadtteilen helfen, die Bürger miteinander ins Gespräch zu bringen".

 

Mit dieser Rede hat Kapfer offenbar etwas in Gang gesetzt. Denn für die Macher der aktuellen Landesgartenschau war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, ob auch auf dem LGS-Areal zwischen Westpark und Hans-Stuck-Straße dauerhafte Kunst aufgestellt wird. Mittlerweile steht fest: "Insgesamt werden auf dem Gartenschaugelände fünf Kunstwerke zu finden sein", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der LGS. "Drei davon für die Dauer der Landesgartenschau, zwei sind Teil des neu erstandenen Landschaftsparks und bleiben dauerhaft auf dem Gelände."

 

Kapfer, der auch Mitglied der Jury für die Auswahl der Kunstwerke war, hat diese Entscheidung freilich "sehr gefreut", wie er gestern dem DK noch einmal berichtete. "Kunst kann ein Anziehungspunkt für den neuen Park sein", ist er überzeugt. "Und sie bietet ungewöhnliche Wahrnehmungen und interessante Perspektiven."

 

Für die temporären Kunstwerke wurde im Januar 2019 vom BBK und der Stadt ein zweistufiger Wettbewerb ausgeschrieben. Pro Kunstwerk wurden 6000 Euro für die Realisierung in Aussicht gestellt. Aus insgesamt 17 Einsendungen wählte die Jury drei Werke aus. Diese werden auf dem Gelände verwirklicht und sind während der Laufzeit der Landesgartenschau zu sehen. Danach werden sie nach jetzigem Stand der Dinge wohl wieder abgebaut.

 

Die erste Installation trägt den Titel "join in" und stammt von der Ingolstädter Künstlerin Dagmar Hummel. Sie hat - passend zur LGS - 18 3,20 Meter hohe Laubrechen aufgestellt, die wirken, als würden sie wild tanzen. In der Nähe des Wasserspielplatzes sollen sie die Betrachter durchaus etwas zum Schmunzeln bringen, und wer weiß, vielleicht folgt ja jemand der Aufforderung der fröhlichen Gartengeräte und tanzt eine Runde mit.

Auf der Apfelbaumwiese wird die Skulptur "Das Paar" von Georg Brinkies aufgestellt. Sie besteht aus zwei jeweils drei Meter hohen Stämmen aus Lärchenholz, die in einem Dialog begriffen scheinen. "Das Spiel von Licht und Schatten gestaltet das Kunstwerk mit", heißt es in der Beschreibung der LGS.

"Vermeiden Sie jede Art von Schattenbildung!" fordert der Künstler Thomas Neumaier mit dem Titel seines Kunstwerks. Es besteht aus insgesamt 20 weißen Schildern, "die spielerisch die Systeme unseres Zusammenlebens überprüfen und auf die Probe stellen", heißt es in der Mitteilung. "Das Werk soll zeigen, dass ein Park eigentlich gar kein Stück Natur ist, sondern ein durchdachtes Ordnungssystem." Und da gelten Regeln. Bei Neumaier zum Beispiel "Bei Hitzestau Rettungsgasse bilden" oder "Freiwachsenden Pflanzen ist der Aufenthalt in den städtischen Grünanlagen untersagt".

Zwei weitere Kunstwerke werden nach der LGS im neuen Landschaftspark stehenbleiben. Über einen ebenfalls zweistufigen Wettbewerb wurden insgesamt 117 Konzepte eingereicht. Einer der Sieger heißt "The Mirror - Der Spiegel" und ist von Christine Perseis. Die gebürtige Eggenfelderin, die seit 2019 in Mondsee in Österreich wohnt, errichtet zwischen Spielhügel und Apfelbaumwiese eine Skulptur, die aussieht wie gewachsen mit Blättern, die sich der Sonne entgegenrecken. "Nachts wird die Plastik sanft vom ausschließlich eigens erzeugten Strom durch Solarmodule hinterleuchtet", heißt es in der Mitteilung der LGS. "Symbolik und Formen greifen Themen auf, die auf der Landesgartenschau eine Rolle spielen: Nachhaltigkeit, Waben, Bienen, Blatt, Natur, alternative Energien, autarker Strombetrieb, Zukunft, Nachdenken, verweilen." Die Stadt hat das Kunstwerk für insgesamt 80000 Euro gekauft - 70000 Euro für die Arbeit selbst und 10000 Euro für das Fundament. Es soll zu einem Wahrzeichen des neuen Parks werden.

Das gilt auch für die Skulptur "Entfaltung im Raum" von Reinhard Scherer. Die Audi AG, Sponsor auf der Landesgartenschau 2020, kaufte für den Landschaftspark das Werk des Allgäuers Reinhard Scherer an. Das fast sieben Meter hohe Werk aus Cortenstahl zitiert die Formensprache der Planung des Gartenschaugeländes. Geometrische Formen werden zu einem vertikalen, kristallinen Körper zusammengefügt. "So wird ein Bogen gespannt zu den Potenzialen der Stadt: zu Forschung und Industrie, zu Kunst und Kultur", freuen sich die Verantwortlichen. Aufgestellt wird das Kunstwerk im südlichen Geländeteil, unweit des Stadtlabors.

Bis die Kunstwerke auf dem Areal errichtet werden, dauert es noch ein bisschen, sagt Pressesprecherin Katrin Guth. Das sei der Logistik der Baustelle geschuldet. Nicht auszudenken, wenn etwa noch ein Lkw schwere Lasten anliefert und dann an eines der Kunstwerke stoßen sollte. Auf der Baustelle herrscht gerade Hochbetrieb, am 24. April wird die Landesgartenschau eröffnet.

DK