Ingolstadt
Brücke zwischen Technik und Freizeit

10.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:53 Uhr
Die Arbeiten haben begonnen: Auf dem Gelände der Landesgartenschau 2020 zwischen Westpark (links oben und GVZ) sind die Bagger angerollt . Eva Linder und Thomas Hehl (links), die beiden Geschäftsführer der Gartenschau GmbH, stehen am Ufer der künftigen Sees. −Foto: Schalles, Hammer

Ingolstadt (DK) Auf dem Gelände der Landesgartenschau 2020 zwischen Westpark und Güterverkehrszentrum startet nach der Winterpause demnächst die heiße Bauphase.

Der 24. April ist für Gartenfreunde in Ingolstadt und Umgebung ein magisches Datum. 1992 eröffnete an diesem Tag Ministerpräsident Max Streibl im Klenzepark die Landesgartenschau. 2020 beginnt ebenfalls am 24. April die zweite Gartenschau auf Ingolstädter Boden, diesmal im Nordwesten der Stadt zwischen Westpark, Piusviertel und GVZ-Hallen.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass sich den Eröffnungstermin 2020 Ministerpräsident Markus Söder nicht nehmen lassen wird, sofern für die CSU bei der kommenden Landtagswahl nicht alles schieflaufen sollte. Die bunten Blumen- und Ökoschauen sind wie geschaffen zur politischen Sympathiewerbung, zumal dann, wenn sie rekordverdächtige 2,2 Millionen Besucher anlocken wie 1992.

Mit solch einer sensationellen Resonanz rechnen Eva Linder und Thomas Hehl 2020 sicher nicht, denn der äußere Rahmen ist diesmal nicht zu vergleichen mit dem geschichtsträchtigen Donauufer und seinen Klenzebauten. Die beiden Geschäftsführer der Gartenschau GmbH würden sich bei einem Ortstermin auf der Baustelle auch schwertun, eine anheimelnde Atmosphäre herbeizureden.

"Der See ist ein Bauwerk", sagt Linder, "das wird kein natürlicher See, das ist nix Verspieltes, sondern eine moderne Formensprache zwischen Gewerbe und Industrie." Das Gelände, das im Norden an das Parkdeck des Westparks angrenzt, zeigt schon sehr deutlich die Konturen einer der künftigen Attraktionen für die Besucher: den langen Keil der Wasserfläche. "Da wird es einen Wasserspielbereich mit verschiedenen Geräten geben, eine kleine Boulderwand, ein Klettergerüst, einiges für Kleinkinder", verspricht Hehl. Auch mit Rollstühlen seien Wasserflächen nutzbar. Sitzstufen und eine lange Flachzone sollen den Freizeitwert erhöhen.

Anders als der künstliche Bachlauf im Klenzepark wird der See nach Gartenschau zwei künftig während des ganzen Jahres mit Wasser gefüllt sein. Wie Linder berichtet, wurde dafür ein eigener Grundwasserbrunnen bis in etwa zwölf Meter Tiefe geschlagen. Eine separate Zone mit Seerosen, Schilf und Filterkiesen dient zur Reinigung des Gewässers. Nicht ganz einfach ist für die Planer der Großveranstaltung die Abwasserentsorgung. Auf dem weitläufigen Gelände sei nur an zwei Stellen ein Anschluss an die Kanalisation möglich. "Das erschwert die Sache natürlich", sagt Linder. So komme entlang der ganzen Hans-Stuck-Straße kein einziger Abwasseranschluss infrage. "Das ist dort alles in Richtung Osten und GVZ orientiert."

Über das Winterhalbjahr war es noch recht ruhig auf der Baustelle. "Ab April muss es jetzt rundgehen." Die Geschäftsführerin weiß: "Zum Herbst hin wird richtig was los sein auf der Baustelle." Das gilt genauso für die geplante Brücke über die Hans-Stuck-Straße, die das Piusviertel mit dem künftigen Stadtteilpark verbinden soll. Geschäftsführer Hehl beschreibt sie als "relativ leichte Konstruktion", Stahl auf Betonstützen, vier Meter breit, für Radler und Fußgänger. Mitte des Jahres werden voraussichtlich die ersten Brückenbauarbeiten zu sehen sein. Auf Höhe des Steges ist einer der beiden Besuchereingänge 2020 vorgesehen, der andere neben dem Westpark.

Welches Wetter sich die Organisatoren für 2020 wünschen sollen, wissen sie noch nicht so recht. Wenn es längere Zeit sehr heiß ist auf dem flachen Areal, wird man sich wohl hier nach einem schattigen Plätzchen sehnen, denn die gepflanzten Bäume haben noch lange nicht die nötige Größe als Schattenspender. "Ganz ohne künstliche Beschattung", glaubt Hehl, "werden wir nicht auskommen."

Ab Mai sollen sich die Bürger regelmäßig selbst ein Bild vom langsam entstehenden Stadtteilpark machen können. Monatlich werden dann öffentliche Baustellenführungen angeboten. Seit November hat die Geschäftsführung ein Büro in der Spretistraße. Die Telefonnumer ist leicht zu merken: nach der 305 der Stadtverwaltung folgt die 2020, also die Jahreszahl der zweiten Landesgartenschau.

Noch in dieser Woche wird übrigens am Donnerstag die Landesgartenschau 2018 in Würzburg eröffnet. Die alte Residenzstadt am Main war schon 1990 mit ihrer ersten Landesgartenschau Schanzer Vorläuferin.
 

Reimund Herbst