Ingolstadt
Kriegsgerät statt Kunst

Die Reithalle im Klenzepark wird zum Depot für das Bayerische Armeemuseum

14.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:47 Uhr
Die Reithalle im Klenzepark war über Jahre von der Stadt angemietet. Jetzt hat der Freistaat Eigenbedarf angemeldet. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Für was war sie nicht schon alles im Gespräch: Einst sollten in die Reithalle im Klenzepark die Kammerspiele einziehen, später das Digitale Gründerzentrum. Als in dem Bau zuletzt die Kunstmesse stattfand, verbreitete sich unter Ausstellern und Gästen die Nachricht, dass der historische Bau jetzt zum Depot für das Bayerische Armeemuseum werden soll.

Wie die meisten Festungsbauten in Ingolstadt gehört auch die Reithalle dem Freistaat. Der lang gestreckte, einstöckige Bau wurde 1916 neben der rund 20 Jahre älteren Exerzierhalle errichtet. Er diente der Königlich Bayerischen Armee als Reithalle. 1992 wurde das Gebäude mit der markanten Dachkonstruktion für die Landesgartenschau saniert, seit Mitte der 90er-Jahre hat die Stadt Ingolstadt die Reithalle gemietet.

Der Freistaat hat den Mietvertrag zum Sommer gekündigt, bestätigte Kulturreferent Gabriel Engert jetzt auf Anfrage des DONAUKURIER. Das sei allerdings keine Überraschung, sondern bereits im vergangenen Jahr so vereinbart worden. "Die Nutzung war zuletzt - vorsichtig gesagt - ohnehin nicht mehr so intensiv", merkt Engert an.

Tatsächlich blieb die Halle zuletzt meist ungenutzt. Zeitweise war sie im Gespräch für die geplanten Kammerspiele, später sollte das Digitale Gründerzentrum einziehen - zumindest, bis die Sanierung der Kavaliers Dalwigk abgeschlossen ist. Daraus wurde allerdings nichts. Nicht nur, weil die Miete, die der Freistaat dafür aufrief, der Stadt zu hoch war, sie sollte sich außerdem verpflichten, alle vorgenommenen Umbauten nach dem Auszug des Gründerzentrums rückzubauen. Darauf wollte sich der Stadtrat nicht einlassen. Mittlerweile hat das Brigk im Koboldblock sein Übergangsquartier bezogen.

Der Freistaat meldet derweil Eigenbedarf an der Reithalle an. Sie soll dem Bayerischen Armeemuseum als - vorübergehendes - Depot dienen. In einer benachbarten Halle hat das Museum bereits seit Jahren etliche große Sammlungsstücke untergestellt. Diese Depoträume müssen allerdings dringend saniert werden, weswegen das sperrige Kriegsgerät in die benachbarte Reithalle ausgelagert werden soll, erklärt Ansgar Reiß, der Leiter des Armeemuseums. Wie es danach weitergeht, sei noch nicht entschieden. Denkbar sei, dass die Reithalle als eine Art öffentliches Schaudepot vom Museum weitergenutzt wird. Zunächst muss die Reithalle allerdings umgebaut und ebenfalls saniert werden. Dass das nötig ist, zeigte sich etwa bei dem Unwetter an Fronleichnam, nach dem die Halle tagelang unter Wasser stand. Auch die Belüftung und die Lichtanlage sind reparaturbedürftig, Fenster und Türen undicht. Im nächsten Jahr soll die "Evakuierung und Renovierung " der bestehenden Depothalle beginnen, sagt Reiß. Insgesamt werde die Maßnahme sicher "das ein oder andere Jahr" dauern.

Zuletzt hat der Berufsverband Bildender Künstler Oberbayern Nord und Ingolstadt (BBK) die Halle genutzt. Bei der alle zwei Jahre stattfindenden Kunstmesse am vergangenen Wochenende präsentierten in ihr 35 Künstler aus ganz Bayern sich und ihre Werke. Hinzu kamen 42 Aussteller in der benachbarten Exerzierhalle. Stefan Wanzl-Lawrence, Geschäftsführer des BBK und Messeleiter, bedauert den Wegfall der Reithalle. "Das schmälert das Ganze natürlich", sagt er. Und auch wenn die Frequenz nicht so hoch sei, habe es doch immer wieder sehr reizvolle Ausstellungen in der Reithalle gegeben. Bei der Kunstmesse zeigten in der Reithalle unter anderem Bildhauer ihre Werke. Hier standen auch die vier Kojen zur Digitalen Kunst. Eine Kunstmesse 2020 müsste sich wohl wieder auf die Exerzierhalle beschränken, so wie bei der vorangegangenen im Jahr 2016. "Ich weiß sonst keine Alternative", sagt Wanzl-Lawrence. "Immerhin lebt die Kunstmesse ganz stark vom tollen Ambiente im Klenzepark. Das gibt es sonst nirgends." Beim BBK denkt man auch deswegen darüber nach, das Konzept der Kunstmesse etwas abzuändern, um sie auch nach einer Verkleinerung der Ausstellungsfläche überregional relevant zu halten. "Wir könnten mehr in den Außenbereich gehen und auch einige Events in den Abendstunden anbieten", überlegt der BBK-Geschäftsführer.

Johannes Hauser