Ingolstadt
Kostenbewusst weiter in die Tiefe

Kein Baustopp im Kunstmuseum, aber neuer Beschluss des Stadtrats über ergänzende Projektgenehmigung im Februar 2019

28.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:14 Uhr
Auf der Problembaustelle in der alten Gießereihalle (hier im Juli) gehen die Arbeiten weiter. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Der Stadtrat wird angesichts unheilvoll steigender Kosten beim Bau des Kunstmuseums (jetzt schon knapp 33 Millionen Euro) nicht die Notbremse ziehen. Oder auch: noch nicht. Die Verwaltung wird beauftragt, alles noch einmal genau durchzurechnen, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen und zusätzliche Fördermöglichkeiten zu prüfen. Im Februar nächsten Jahres soll der Stadtrat - auf der Basis aktueller Zahlen - einen neuen Beschluss über das Projekt fassen. Bis dahin wird weitergebaut.

nKostenbewusstsein (I): "Es wird keinen Baustopp geben!", stellte Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) gestern im Kultur- und Schulausschuss klar. "Das wollen wir nicht! Es soll auf der Baustelle ohne Pause weitergehen." Wenn Anfang kommenden Jahres Klarheit über die Kostenentwicklung sowie etwaige neue Komplikationen bei dem hindernisreichen Tiefbau unter der historischen Halle herrsche, werde es eine Entscheidung geben. Und zwar in der Februarsitzung des Stadtrats. Bis dahin wird die Beschlussvorlage für die ergänzende Projektgenehmigung (also die Zustimmung zu den von 25 Millionen auf 32,8 Millionen Euro gestiegenen Kosten) zurückgezogen und durch eine "Ersatzvorlage" ersetzt. Die gibt der Verwaltung auf, alle Optionen einer Kostensenkung zu prüfen. "Damit gewinnen wir Zeit, um über das weitere Vorgehen nachzudenken", sagte Hans Achhammer (CSU). Von seiner Fraktion ist die Initiative ausgegangen, der überaus schwungvollen Kostensteigerung auf der Baustelle Einhalt zu gebieten.

nKostenbewusstsein (II): Der Abriss der Emmi-Böck-Schule Auf der Schanz und der Neubau für die FOS/BOS an dieser Stelle bereiten den neuerdings immer kostenbewussteren Stadtratsfraktionen auch keine Freude. Die voraussichtlichen Gesamtkosten liegen jetzt bei 39,5 Millionen Euro (der schon weit fortgeschrittene Neubau der Emmi-Böck-Schule ist hier nicht dabei) - das seien 9,5 Millionen mehr als ursprünglich genehmigt, gab Achhammer zu bedenken. "Eine deutliche Erhöhung! Deshalb müssen wir einige Positionen überdenken." Zum Beispiel die 550000 Euro für die "Verwendung einer Kühlung im Gebäude als Folge einer Simulationsberechnung (Bauphysik) der sommerlichen Wärmeentwicklung im Gebäude" (so steht es in der Sitzungsvorlage). Hier wurde die Diskussion für Laien recht kompliziert, da konnten die Bauprofis im Saal noch so kühl kalkulieren und argumentieren. Die Geschossfläche habe sich gegenüber der ersten Projektgenehmigung im Februar 2017 um 376 Quadratmeter erhöht. "Das kostet natürlich mehr." Ebenso die Entscheidung, den Pausenbereich des FOS/BOS-Gebäudes nicht auf das nahe Glacis auszudehnen. "Wir müssen deshalb die vorgeschriebene Pausenfläche je Schüler im Gebäude nachweisen. Auch das mehrt die Kosten", sagte Achhammer. Und der steigenden Tendenzen nicht genug: "Wo kommen eigentlich die 1,6 Millionen für das Staffelgeschoss her?" Fragen über Fragen. Zu Kosten über Kosten.

Albert Wittmann wies darauf hin, dass man hier nur über eine Vorprojektgenehmigung rede. "Da sind die Zahlen noch nicht belastbar, weil noch nicht alles durchgerechnet worden ist."

Georg Niedermeier (BGI) war der Erste, der bei diesem Punkt nicht über Geld sprach. Er hielt sich auch beim Fachdiskurs rund um die "Simulationsberechnung (Bauphysik) der sommerlichen Wärmeentwicklung im Gebäude" zurück und sagte dafür eine eigene Entwicklung bei sommerlicher Wärme voraus: "Die FOS- und BOS-Schüler sind vernünftige junge Leute. Die werden diesen Park erobern. Und das ist eine tolle Sache! Sie werden im Sommer im Glacis liegen. Das wird sich wie ein Campus entwickeln." Mit nennenswerten Verunreinigungen rechne er nicht.

nKostenbewusstsein (III): Die Grundschule Mailing bekommt einen Anbau für die Mittagsbetreuung. "Das ist für die Schule sehr wichtig, damit die Betreuung weiterlaufen kann", sagte Stadträtin Brigitte Mader (CSU), eine Mailingerin. Das wiederum biete auch die Möglichkeit, in der Schule einmal Ganztagsklassen einzurichten. Das sei für den Ortsteil ebenfalls wichtig. "Denn die Schule hat 180 Schüler und wird immer größer", so Mader. Sie hatte aber eine kritische Frage an den Baureferenten: "Wieso ergeben sich beim Übergang zwischen der Schule und dem Anbau Kosten von 470000 Euro?" Das erscheine ihr ziemlich viel. Man habe leider nur wenige Angebote von Baufirmen bekommen und sich für den günstigsten entschieden, antwortete Alexander Ring. Dessen Preis lag jedoch immer noch über der Kostenberechnung der Stadt. In einem "sehr vernünftigen Gespräch" sei man darin übereingekommen, dass dieser Gebäudeteil "viel Handarbeit bedarf", und man zudem "elastische Abschlüsse " benötige, weil man an ein Gebäude anbaue. Das koste. "Der Auftrag ist schon vergeben, da brauchen wir gar nicht weiterreden!", warf Wittmann ein. "Das können wir jetzt bedauern, aber das hilft uns nichts mehr." Ring hatte allerdings nur Brigitte Maders Frage beantwortet, warum der Übergang so teuer komme.

nKostenbewusstsein (IV): Der Kostenboom im Reuchlin-Gymnasium (rund 38 Millionen statt 28 Millionen Euro für Teilabriss, Neubau und Altbausanierung) war diesmal kein Diskussionsthema. Über diese gleichwohl wenig erbauliche Steigerung beraten erneut die Fraktionen.

nKostenkorrektur: Die Zusammenstellung des Kulturreferats aller möglichen Veranstaltungssäle und -räume als Alternativen für die Zeit, da der Festsaal wegen der Sanierung geschlossen ist, fand im Kulturausschuss großes Interesse. Ebenso die Übersicht, die am Dienstag im DK erschienen ist. Allerdings hat der Redakteur eine falsche Zahl in der Vorlage der Verwaltung übernommen. Der Orbansaal kostet doch nicht 60 Euro Miete; das wäre fast ein Schleuderpreis für diesen Prunksaal. "Ich hatte sofort einen erbosten Anrufer am Telefon, der vor einer Woche 600 Euro für den Orbansaal bezahlen musste", berichtete Kulturreferent Gabriel Engert. Doch die Katholische Canisiusstiftung hat völlig redlich abkassiert. Der Saal kostet 600 Euro. Nicht 60.

Christian Silvester