Ingolstadt
Wertschätzung als erstes Wahlziel

Günstige Wohnungen, ordentliche Schulen und einiges mehr: UDI stellen Programm vor

21.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:49 Uhr
Das Programmheft ist da: UDI-Kandidaten präsentierten es am Freitag im Le Café. Links OB-Kandidat Jürgen Köhler. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Im Streit geboren, zum Frieden mahnend.

 

So ließe sich der Spannungsbogen der Unabhängigen Demokraten Ingolstadts (UDI) beschreiben. Sie fanden 2017 zusammen, nachdem sich Sepp Mißlbeck und Gerd Werding böse mit den Freien Wählern überworfen hatten. Dorothea Soffner kam von der CSU dazu, und schon hatte das neue Stadtratsbündnis den Fraktionsstatus. Später schloss sich Simone Vosswinkel den UDI an; sie hatte die ÖDP-Fraktion verlassen. Im Mai 2017 schritten die neuen Unabhängigen im Le Café zur Gründungsversammlung. Seither ist ihnen Vergangenheitsbewältigung fremd. Sticheleien gegen die FW (viele von deren Anhängern sind heute UDI-Mitglied) hört man auch keine. Das Wort, das OB-Kandidat und Listenanführer Jürgen Köhler am liebsten verwendet, ist Wertschätzung - den Bürgern gegenüber wie den Widersachern in der Politik. Auch am Freitag, als die UDI im Le Café ihr Kommunalwahlprogramm vorstellten, fielen Kampfankündigungen aus. Köhler beginnt die Präsentation mit einem Bekenntnis. Anlass sind die Toten von Hanau. "Es kann nicht sein, dass so etwas in unserer Gesellschaft passiert. Es ist unsere Pflicht, offen für die Demokratie und eine liberale Gesellschaft einzutreten! Das müssen wir immer zeigen! " Dann wenden sich die UDI den Ingolstädter Themen zu.

STÄDTISCHEGMBHSAls er letzthin im Beteiligungsbericht der Stadt Ingolstadt las, sei er erstaunt gewesen, wie viele GmbHs im Besitz der Kommune es gibt, berichtet der OB-Kandidat. Derzeit 57. Es sei aber "nicht hinnehmbar, dass Stadträte, die in den Aufsichtsräten dieser Gesellschaften sitzen, ihren Fraktionskollegen nichts davon erzählen dürfen". Die 50 Räte seien gewählt, "um für die Stadt zu sprechen und für sie Entscheidungen zu treffen, aber dazu brauchen sie Informationen". Die UDI wollen deshalb prüfen lassen, "ob man auf manche städtischen Unternehmen verzichten kann".

WOHNEN Stadtrat Gerd Werding postuliert Maximen: "Der Grünring um Ingolstadt muss unangetastet bleiben! Wir müssen mehr in die Höhe gehen, weil wir es uns nicht weiter leisten können, in der Fläche zu siedeln. Und bei Neubauten müssen 25 bis 30 Prozent geförderter Wohnraum das Ziel sein. " Also Sozialwohnungen. Auch auf dem früheren Rieter-Gelände, "obwohl das nicht unbedingt durchsetzbar ist, weil es einem Privateigentümer gehört". Aber versuchen müsse man es unbedingt, so Werding.

BUSSE IN DER INNENSTADTSepp Mißlbeck stellt ein Mal mehr sein Konzept dafür vor, die Busse von der Nord-Süd-Achse durch die Innenstadt zu verbannen und über die Tränktorstraße sowie die Schlosslände umzuleiten. Dazu müsste die Haltestelle Brückenkopf zum Knotenpunkt erweitert werden.

RADWEGEMartin Köster, Listenplatz 3, leidenschaftlicher Radler, kritisiert die Bevorzugung der Autofahrer. "Hat man je von Tiefgaragenstellplätzen für Räder gehört? " Auf der Fahrradstraße im Westen bekomme er Angst. "Bis auf ein Schild und einen roten Streifen, der die Autofahrer nicht beeindruckt, ist da nicht viel. " Dann die Druckknopfampeln für Radler. "Würde man so was Autofahrern zumuten, wäre das ein Fall für das Satiremagazin extra 3", sagt Köster.

SCHULEN Dorothea Soffner kandidiert nicht mehr für den Stadtrat, ist aber noch die Fraktionschefin der UDI und setzt sich sehr für Schulen ein. "Bildung ist die Grundlage unserer Gesellschaft von morgen", sagt sie. Ordentliche Schulgebäude seien daher Pflicht. "Wir kommen mit dem Digitalpakt nicht weiter, wenn sich die Kinder weigern, in der Schule aufs Klo zu gehen. "

DK

Christian Silvester