Ingolstadt
Knotenpunkte und Urnenwände: OB Scharpf in Friedrichshofen

Oberbürgermeister stellt sich Fragen der Bürger zum Verkehr und zur Verdichtung

10.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:40 Uhr
Oberbürgermeister Christian Scharpf stellte sich im BZA Friedrichshofen-Hollerstauden den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Ein Thema war die Wohnbauverdichtung. −Foto: Brandl

Friedrichshofen - Genau 82 Pkw, 24 Lkw und 107 bespannte Fahrzeuge wurden bei einer Verkehrszählung in Friedrichshofen an einem Tag gezählt.

Das klingt nach wenig, ist aber auch fast 100 Jahre her und geht so aus der Chronik des Ingolstädter Stadtteils hervor. "Da es sich hier um Jahresdurchschnitt handelt, kann man ermessen welch geradezu riesigen Verkehr die Straßen in den Sommermonaten aufweisen", berichtete das Ingolstädter Tagblatt damals.

Eine streitbare Bürgerinitiative gegen die seitdem gefühlt ins Unermessliche angewachsene Blechlawine durch die Friedrichshofener Straße gab es damals ebenso wenig wie den Bezirksausschuss (BZA), der sich nicht minder engagiert für die Anliegen und Nöte der Bürger im Ort einsetzt - die wiederum bis heute nicht selten mit Verkehrsärgernissen aller Art zu tun haben.

In seiner jüngsten Sitzung hatte das Gremium OB Christian Scharpf (SPD) zu Gast. Eine Premiere in den zwölf Ingolstädter Bezirksausschüssen, wie BZA-Vorsitzender Rainer Mühlberger (CSU) hervorhob. Für Scharpf war der Termin offenbar überfällig, seien wegen Corona doch einige Bürgerversammlungen ausgefallen, wie er erklärte. Anlass für ihn, eine Tour durch die Bezirke zu starten. "Ohne Tagesordnung und mit freiem Austausch", sagte er. Dieser kam - nach einem historischen Rückblick auf den Stadtteil mit dem laut Mühlberger größten Einwohnerzuwachs in den vergangenen zehn Jahren und Ingolstadts zweitgrößtem Arbeitgeber, dem Klinikum, vor Ort - zwar zunächst nur zaghaft in Gang, wuchs sich dann aber zu einer regen Fragerunde aus.

Dichte Bebauungals Problem

Ein Schwerpunktthema war neben dem Verkehr die Wohnbauverdichtung. Ein oft angesprochenes Problem im BZA sei die dichte Bebauung mit Mehrfamilienhäusern in Vierteln mit vielen Einfamilienhäusern, sagte Mühlberger, verbunden mit der Frage nach Bebauungsplänen, die dies regelten. Die Zahl der Bebauungspläne steige, antwortete Scharpf, es sei aus seiner Sicht aber kaum möglich, die ganze Stadt damit zu überziehen, weil die Auswirkungen bei zu großer Verdichtung oft schwierig wären. Eine dichtere Bebauung solle überall dort geschehen, wo es verträglich sei, nicht nur im Zentrum. Die Stadt sei in der Fläche weit ausgedehnt, da stelle sich die Frage, ob man noch mehr in die Fläche gehe und damit der Landwirtschaft weiter Boden wegnähme.

Die Einwohnerzahl stagniere, meinte ein Bürger und fragte, ob der Bau von fünf- und sechsgeschossigen Gebäuden noch notwendig sei. Der OB sah das anders und zitierte eine Prognose zum Einwohnerwachstum bis 2039, die bis zu 157000 Einwohner voraussieht. Zudem seien vermehrt größere Wohnungen nachgefragt, worauf etwa die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GWG bereits reagiere. Eine klare Meinung vertrat Scharpf auch bei der Eindämmung des Verkehrsproblems - von einem Bürger als "Verkehrschaos" bezeichnet - im Nordwesten. "Der Schlüssel sind die Knotenpunkte", sagte der OB und nannte den Gruberkreisel und den Lana Grossa-Kreisel zwischen Gaimersheim und Ingolstadt. Auch den Standort des Edeka-Centers an der Dr.-Ludwig-Kraus-Straße sah er in dem Zusammenhang als suboptimal an. "Der steht im Weg", sagte Scharpf. Einig war man sich, dass der ÖPNV dringend verbessert werden müsse.

Unrnenwand: OB informiertBestattungsamt

Auch den vermeintlich kleinen Anliegen schenkte der OB geduldig Aufmerksamkeit. Etwa, als es um die Urnenwand auf dem Friedhof ging. Die sei in ihrer Gestaltung unwürdig, empörte sich eine Bürgerin und machte zugleich auf weitere Unzulänglichkeiten am Standort aufmerksam. Der OB versprach, das Bestattungsamt zu informieren. Notiert wurde außerdem, dass die Modernisierung des Fahrradabstellplatzes vor dem Klinikum nicht vorankomme, wie Mühlberger erläuterte. Und auch der BZA selbst geriet zum Thema: Dass die Bezirksausschüsse längst zu einer festen kommunalen Größe mit beratender Funktion - jedoch ohne höhere Entscheidungsbefugnis - geworden sind, steht in Ingolstadt außer Frage, wie der OB deutlich machte. Ihnen zukünftig mehr Gewicht durch eine direkte Wahl der Mandatsträger zu verleihen, sei für ihn deshalb eine Option, wie er auf eine Frage hinsichtlich der Zukunft der Bezirksgremien erklärte.

DK


Michael Brandl