Ingolstadt
Von der Kindolstadt zum Kind ohne Namen

Neue Auflage des Projekts ist im Sommer 2019 geplant - Über 100 Nationalitäten sollen im Fokus stehen

06.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:40 Uhr
Erlebt eine Neuauflage: Das Projekt Kindolstadt war im Sommer 2016 sehr erfolgreich. −Foto: Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Die Kindolstadt geht 2019 in die zweite Runde.

Das hat am Donnerstag der Jugendhilfeausschuss beschlossen. Einen Namen hat das neue Projekt aber noch nicht. Den werden die teilnehmenden Kinder bestimmen - wie auch alles andere in der Kinderstadt.

International, inklusiv und interkulturell - das sind nur ein paar Schlagworte aus dem Konzept für eine neue Kinderstadt in Ingolstadt. Die erste Hürde hat das Projekt am Donnerstag mit der Zustimmung des Jugendhilfeausschusses überwunden - einige Stadträte störten sich aber an mangelnder Personalplanung.

Dabei sah das Konzept vor, eine halbe Vollzeitstelle, besetzt mit einer pädagogischen Fachkraft, einzurichten. Dafür bekommt der Stadtjugendring, der die zweite Auflage des Projektes organisieren soll, 30000 Euro Personalkostenzuschuss. Der sei aber nur einmalig, kritisierte Barbara Leininger (Grüne): "Ohne Moos nichts los. "

Auch der Geschäftsführer des Stadtjugendrings Ingolstadt, Stefan Moser, warf ein, dass diese kurzfristige Finanzierung bedeute, dass man "genau in einem Jahr an derselben Stelle wieder über das Thema reden wird". Schlussendlich aber gab es keine einzige Gegenstimme im Gremium. "Ich freue mich darauf", sagte zum Beispiel Leininger, "wie auch immer das Kind mal heißen wird. "

Im Sommer 2016 hatte das Projekt unter der Regie des Stadttheaters noch den Namen "Kindolstadt" getragen. 6000 Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahren hatten damals etwa zwei Wochen lang ihre eigene kleine Kommune gestaltet. Erwachsene mussten draußen bleiben, außer die Kleinen gewährten ihnen ein spezielles Visum. In der Kindolstadt verdienten die Kinder Geld ihr Geld in der Gärtnerei, dem Krankenhaus, der Bäckerei oder der eigenen Zeitung. Die verdienten Taler, die sogenannten Ingolder, konnten gleich wieder für einen Kino- oder Discobesuch ausgegeben werden.

Die neue Kinderstadt will nun einen besonderen Augenmerk auf Internationalität und interkulturelles Lernen richten - daher auch der Arbeitstitel "Ingolstadt International". Die mehr als 100 Nationalitäten der Stadt und deren Vielfalt sollen abgebildet werden. So soll es neben den Amtssprachen Bayerisch und Deutsch in der Kinderstadt auch viele offizielle Sprachen wie Türkisch, Russisch oder Italienisch geben.

Im Fokus wird aber logischerweise - wie 2016 - auch Partizipation und politische Bildung stehen. Schließlich gestalten die Kinder eine eigene Kommune, inklusive demokratischer Wahlen, einem Rathaus, einem Arbeitsamt und einem Entscheidungsgremium, dem Kinderrat. Außerdem wird eine Bank und Steuern geben. Ein weiteres Ziel des Projekts soll sein, dass die Kinder handwerkliche Berufe kennenlernen, zum Beispiel Schreiner oder Friseur.

Geplant ist die neue Auflage der Kinderstadt drei Wochen lang rund um die Pfingstferien von 11. bis 28. Juni 2019. Alle zwei Jahre, so das Konzept, soll das Projekt in unterschiedlichen Stadtbezirken stattfinden. Täglich könnten bis zu 300 Kinder Teil der fiktiven Stadt sein. Der Vorschlag des Stadtjugendrings wäre, dass die Kinderstadt 2019 im Bezirk Nordwest oder Nordost stattfinden könnte.

Sophie Schmidt