Oberstimm
Kein großer Bahnhof für Oberstimm

Einst hat es so ausgesehen, als sollte die Haupthaltestelle weit vor der Schanz liegen - doch dann kam es anders

09.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:18 Uhr
  −Foto: Schmidtner

Oberstimm (smd) Es ist über 150 Jahre her, da hätten die Oberstimmer anstelle von Ingolstadt den Hauptbahnhof bekommen - aber am Ende blieben ihnen nur zwei zerstörte Flächen.

Am 31. Januar 1865 erhielten die Gemeindevorsteher von Reichertshofen, Baar, Ebenhausen und Oberstimm vom königlichen Bezirksamt Neuburg die Mitteilung, dass ihre Orte beim Bau der Eisenbahnlinie München - Ingolstadt berührt werden.

Mit dem Bau der Strecke konnte nicht sofort begonnen werden, da ein neuer Exerzierplatz gesucht werden musste - der alte lag genau auf dem Gelände des heutigen Hauptbahnhofes. Am 4. April 1866 wurde mit dem Bau der Eisenbahnlinie und der Errichtung eines provisorischen Bahnhofes auf dem Exerzierplatz in Ingolstadt begonnen, so dass am 14. November 1867 die Bahnlinie eröffnet werden konnte. Der zukünftige Bahnhof, dessen Fläche bereits ausgesteckt war, sollte in Oberstimm entstehen und wäre zweifellos eine Chance für die Entwicklung der Ortschaft gewesen. Doch den Ingolstädtern war dieses Ansinnen ein Dorn im Auge. Zur Wahrung ihrer Interessen hatten die Donaustädter im Januar 1867 eine Delegation nach München und nochmals am 22. Oktober 1867 zum königlichen Handelsministerium geschickt - mit der Bitte, den Hauptbahnhof nicht in Oberstimm, sondern in nächster Nähe der Stadt anzulegen. Da dieses Ansinnen nicht fruchtete, wandten sich die Ingolstädter am 28. Juli 1868 erneut mit einer Bittschrift an das königliche Kriegsministerium.

Eine Kommission entschied damals, dass Bahnhöfe in der Nähe von Festungsanlagen angelegt werden müssen. In der Kammersitzung vom 22. Dezember 1871 teilte der königliche Freiherr von Prankh mit, dass der Bahnhof und Rangierbahnhof aus überwiegend strategischen Gründen innerhalb des Vorwerkgürtels errichtet wird. Damit war die Bahnhofsfrage endgültig im Sinne der Ingolstädter und zum Leidwesen der Oberstimmer gelöst. Das Terrain des Ingolstädter Bahnhofes musste aber um mehrere Meter angehoben werden. Das Erdmaterial dazu holte man sich beiderseits der Bahnlinie bei Oberstimm und transportierte es mit Kieszügen nach Ingolstadt. Oberstimm erhielt keinen Bahnhof, dafür aber zwei riesige Kiesgruben (genannt "die Schacht"), an deren Stelle einst fruchtbares Ackerland vorhanden war.

Das kleine und arme Oberstimm hatte gegen den mächtigen und einflussreichen Magistrat aus Ingolstadt in Sachen Hauptbahnhof keine Chance.