Ingolstadt
Kein Fortschritt

IG Metall macht bei einer Tor-Aktion vor dem Audi-Werk auf stockende Tarifverhandlungen aufmerksam

18.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:07 Uhr
Unter dem Motto "Zamhalten in der Tarifbewegung" informierten Vertreter der IG Metall die Audi-Belegschaft über den Stand der Verhandlungen, ihre Forderungen sowie die nächsten Schritte. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Mit einer Tor-Aktion hat die IG Metall am Donnerstag die Audi-Beschäftigten über die Forderungen und den Planungsstand in der Tarifbewegung informiert.

 

Die Gewerkschaft fordert für die mehr als 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ein Zukunftspaket. Das zentrale Ziel: Vier Prozent mehr Geld. Das sehen die Arbeitgeber aber anders. Ein Streik steht kurz bevor.

Man müsse sichtbar bleiben, auch in einer Pandemie, lautete der Tenor an der Ettinger Straße. Wie an anderen Plätzen am Ingolstädter Audi-Werk trafen sich auch an Tor 10 rund 20 Gewerkschaftsvertreter, um ihre Kolleginnen und Kollegen für die bevorstehende Tarifbewegung zu "aktivieren". Denn noch klaffen die Forderungen von IG Metall und Arbeitgebern weit auseinander. "Die IG Metall strebt einen tariflichen Rahmen an, der ein Entgeltvolumen umfasst, das zur Erhöhung der Einkommen und in Betrieben mit Beschäftigungsproblemen zum Ausgleich von Einkommensverlusten beiträgt, wenn dort Arbeitszeit reduziert wird, etwa in Form der Vier-Tage-Woche", erklärt Bernhard Stiedl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt.

Vier Prozent soll das Gesamtvolumen ausmachen, mit dem die Gewerkschaft die Beschäftigung sichern und das Einkommen stärken will. "Wir brauchen die Lohnerhöhung, sonst haben die Beschäftigten aufgrund der Inflation immer weniger Kaufkraft", befürchten auch die Vertrauensleute der IG Metall. Man könne die Wirtschaft nur wieder stärken, wenn den Menschen auch genug Geld zur Verfügung stünde. Nach der Nullrunde im vergangenen Jahr drohe sogar eine Reallohnverlust, wenn die Verhandlungen zur Lohnerhöhung auch in diesem Jahr scheitern würden.

Jörg Schlagbauer, erster Vertreter der IG Metall bei Audi, findet bei der Toraktion deutliche Worte: "Die Arbeitgeber wollen nicht nur eine Lohnerhöhung verhindern, sondern auch an die Errungenschaften der Vergangenheit, wie etwa Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, ran. Wir werden uns rüsten, um das zu verhindern. "

Obwohl die Belegschaft im Verlauf der Krise sehr entgegenkommend gewesen sei, stellten sich die Arbeitgeber quer. Das ärgere die Menschen, so Schlagbauer. Zumal die IG Metall die vier Prozent für durchaus angemessen erachte: "Wir haben in anderen Zeiten acht, zehn und zwölf Prozent gefordert", sagt Stiedl. Dass Deutschlands größte Einzelgewerkschaft angesichts der Pandemie "nur" vier Prozent fordere, sei als Entgegenkommen ihrerseits zu verstehen, so Stiedl weiter.

Viel Zeit, um doch noch einen gemeinsamen Konsens zu finden, ist aber nicht mehr. Bei den jüngsten Tarifverhandlungen am Dienstag sei man sich nicht näher gekommen. "Die Arbeitgeber begründen alles mit Corona", sagen die Vertrauensleute. Die nächste und vermutlich letzte Chance auf eine Einigung bietet sich nun bei den Verhandlungen am 26. Februar. Viel Hoffnung auf einen zügigen Konsens scheint die Gewerkschaft allerdings nicht zu haben. Für den Abend des selben Tages (18 Uhr) hat die IG Metall bereits eine Corona-konforme Infoveranstaltung auf dem Parkplatz des Audi-Sportparks angekündigt, ehe für den 1. März ein bundesweiter Aktionstag der Gewerkschaft geplant ist. Die Friedensfrist jedenfalls endet an diesem Tag um Mitternacht. Ab 2.März wären also Warnstreiks möglich. "Wir werden machtvoll präsentieren, dass wir die Arbeit niederlegen können", kündigt IGM-Sprecher Schlagbauer bereits an.

DK

 

Benedikt Schimmer