Karlskron
Kontroverse Diskussion um "35 Fußballfelder"

10.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Karlskron (peh) Im Gemeinderat wurde das Vorhaben von Scherm durchaus unterschiedlich bewertet. Eine Verlängerung des Gleises im Werk, wie von Kurt Bachhuber (FW) vorgeschlagen, ist laut Roos schwierig. Es gebe aber durchaus Überlegungen.

Außerdem habe das Unternehmen keinen direkten Einfluss auf die Bahnanlieferungen. "Stehen dann irgendwann mal die Autos bis nach Karlskron", wollte Erwin Kübler (FW) wissen. Er hatte den richtigen Schluss gezogen, dass mit der Erweiterung auch mehr Abstellfläche für zusätzliche Autos geschaffen wird, was Roos auf Anfrage unserer Zeitung auch bestätigte. Kübler will eine Erweiterung mit dem Bau einer Umgehung von Karlskron verknüpfen. Dann würde auch eine Anbindung des Werks über eine Nordzufahrt Sinn machen, so Roos. Auch Hedwig Brüderle wies auf die Notwendigkeit einer Umgehung hin, da jetzt praktisch der gesamte Straßenverkehr zwischen B 16 und B 300 über die jetzige Route laufe.

"Das macht alles einen plausiblen Eindruck", lobte Werner Widuckel (SPD) die Präsentation. "Der Handlungsbedarf ist da. Wir müssen uns damit befassen." Geklärt werden müssten die wasserwirtschaftlichen Fragen, wobei das Regenrückhaltebecken laut Roos völlig ausreichend sei. Widuckel betonte auch die Dimension des Vorhabens: "Beim Standortentwicklungsplan reden wir nicht über 35 neue Arbeitsplätze, sondern über 235 Arbeitsplätze", sagte er. Außerdem sei eine "langfristig gesicherte Einnahmesituation für die Gemeinde" sehr wichtig - Stichwort neue Turnhalle. "Wir sollten uns der Anfrage positiv stellen", appellierte Tobias Appel (CSU) an seine Ratskollegen. "Die Firma ist ein Aushängeschild der Gemeinde", hob seine Fraktionskollegin Lena Hufnagl hervor - und garantiere außerdem ortsnahe Arbeitsplätze.

Martin Wendl (Grüne) wollte Details zu den Arbeitsplätzen erfahren, nachdem im Mai zwei Abteilungen verlagert worden waren. Wie Roos versicherte, seien diese Beschäftigten noch am Standort. Durch die Errichtung einer neuen Logistikhalle könnten jedoch weit mehr Arbeitsplätze als die genannten 35 entstehen. Dagegen wäre ein von Wendl wegen des hohen Flächenverbrauchs angeregtes Parkdeck laut Roos "extrem teuer".

Kritisch sieht seine Parteifreundin Silvia Dirsch die Pläne von Scherm. "Wir sollten zuerst klären, ob der Gemeinderat diese Erweiterung überhaupt will, und zwar vor dem offiziellen Verfahren", warf sie in die Runde. "25 Hektar für 35 Arbeitsplätze stehen in keinem Verhältnis", betonte sie und wies auf die große Verkehrsbelastung in Lichtenau hin. Rathauschef Stefan Kumpf (CSU) lobte wie auch ein Teil des Gemeinderats die "ungewohnte Offenheit" der Firma und sicherte eine gründliche Beratung und Abwägung zu. Voraussichtlich in der Novembersitzung soll eine Entscheidung fallen, ob eine Bauleitplanung begonnen wird.

Die Pläne für eine Erweiterung der Firma Scherm sind nicht neu. Bereits im Jahr 2009 war ein Antrag auf eine Erweiterung im Norden des Geländes um gut ein Dutzend Hektar nur mit knapper Mehrheit vom Gemeinderat beschlossen worden. Diese Pläne waren Ende 2012 durch einen von der Initiative gegen Schwerlastverkehr gestarteten Bürgerentscheid abgeblockt worden.