Ingolstadt
Kaputter Engel und Wachsattacken

Grabschmuck zerstört: Erneut Vandalen auf dem Südfriedhof?

20.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:35 Uhr
Vandalen am Südfriedhof: Ein Grabbesitzer macht seinem Ärger mit einem Zettel Luft. Auch dieser Engel auf einem anderen Grab (Foto rechts) erlitt starke Blessuren. −Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Wieder einmal scheint es auf dem Südfriedhof zu Fällen von Vandalismus an mindestens zwei Gräbern gekommen zu sein.

Anfang der Woche meldete sich eine Friedhofsbesucherin bei unserer Zeitung und berichtete von einem solchen Vorfall, der ihr sehr zu Herzen ging.

Betroffen sei ein Grab unweit der Grabstelle ihres verstorbenen Mannes, das die Frau oft besucht. An der dort aufgestellten Engelsskulptur fehlte plötzlich ein Teil der rechten Körperhälfte samt Arm. Die abgebrochenen Stücke sollen vor der Grabeinfassung gelegen haben, erzählt sie. Zudem habe die Figur tiefe Kratzspuren aufgewiesen, die womöglich mutwillig herbeigeführt worden seien. Das Grab werde von einer Frau im hohen Alter gepflegt, die sich nicht zu helfen wüsste, so die Ingolstädterin. "Sie stand am Grab, trug den abgebrochenen Arm in der Hand und hat geweint", schildert sie dem DK die Situation. "Ich bot meine Hilfe an und sagte ihr, sie solle das der Friedhofsverwaltung melden. " Das habe die betagte Frau jedoch vermutlich nicht getan, weil ihr das zu schwer gefallen wäre.

"Sie hat mir einfach nur leid getan", sagt die Ingolstädterin über das Gespräch mit ihr und berichtet von weiteren Vorfällen, die sich innerhalb der vergangenen 14 Tage auf dem Südfriedhof zugetragen haben sollen. Demnach soll ein Grabstein mit heißem Wachs übergossen und ein Weihwasserbehälter zerschmettert worden sein. "Es wurden auch schon Rosen gestohlen", entrüstet sich die Friedhofsbesucherin.

Bei einem Termin machte sich unsere Zeitung ein Bild von der Situation vor Ort. Die Besitzer der betroffenen Gräber konnten allerdings nicht angetroffen werden. Der kaputte Engel auf besagtem Grab war zum Zeitpunkt des Besuchs ebenso noch vorhanden wie offenbar vergossenes und ausgehärtetes Wachs an einem Grab in der Nähe. Diesmal wurde das Wachs jedoch nicht über den Grabstein gegossen, wie es dem DK zuvor geschildert worden war, sondern über das Grablicht. Ein Zettel an dem Grab mit einer eindeutigen Botschaft an die unbekannten Verursacher gerichtet, macht deutlich, dass die Familie wohl schon länger unter den Taten zu leiden hat. Dass eine tote Maus an diesem Vormittag ganz in der Nähe der Grabstelle an exponierter Stelle lag, mag Zufall gewesen sein und hoffentlich nicht böse Absicht.

Die Friedhofsbesucherin vermutet hinter den Attacken angetrunkene Jugendliche, die in der Dunkelheit die Mauer zum Friedhof überwinden und ihre Zerstörungswut an den Gräbern auslassen. Die Stadt Ingolstadt will das auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. Sie ließ zu den vermeintlichen Vorkommnissen über ihr Presseamt mündlich mitteilen, dass die zuständige Bestattungsbehörde die Berichte "nicht so richtig nachvollziehen" könne. Die zerbrochene Engelsfigur sei zwar bekannt, es könne jedoch im Nachhinein nicht mehr festgestellt werden, ob diese bei einem Unwetter umgestürzt oder vorsätzlich beschädigt worden sei. "Die Leute müssen solche Vorfälle umgehend bei der Friedhofsverwaltung melden", sagt die stellvertretende Stadtsprecherin Ingrid Schmutzler hierzu. Es sei der Stadt schließlich nicht möglich, permanent Streifen auf den städtischen Friedhöfen einzusetzen. Weitere Vorkommnisse von Vandalismus auf dem Südfriedhof seien der Verwaltung derzeit nicht bekannt. Auch könne Schmutzler sich nicht vorstellen, dass jetzt mehr Kontrollen auf dem Friedhof durchgeführt würden. Dies sei aufgrund der Personallage schwierig, sagte sie.

Zuletzt berichtete der DK im August 2017 über Vandalismus auf dem Südfriedhof. Damals wurden von einem Grabstein mehrere Buchstaben und Ziffern der Inschrift entfernt. 2009 wurden bei einem größeren Vorfall insgesamt zwölf Gräber verwüstet und teils mit Schmierereien verunstaltet. Der Schaden belief sich damals nach Informationen der Stadt auf rund 3000 Euro. Ende 2018 sorgten Blumendiebstähle auf dem alten Friedhof in Mailing und auf dem Westfriedhof, über die der DK berichtete, für Unverständnis bei den Betroffenen. Auf die Berichterstattung hin meldeten sich weitere Leser beim DK und klagten über ähnliche Fälle.