Ingolstadt
Kantine - mal anders

Feinste Küche und edle Weine bei "canteen goes fine dining" im Studio 16

30.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:48 Uhr
  −Foto: Schattenhofer

Ingolstadt (DK) Das ist mal ein Kantinenbesuch!

Gedämpftes Licht, leise Jazzmusik, Kerzen brennen, die Tische sind festlich gedeckt, die Gäste werden mit Champagner und einem Amuse Gueule begrüßt. Das Personal ist sehr aufmerksam - sobald das Glas geleert ist, wird auf Wunsch sofort nachgeschenkt. Und in der Küche rührt Spitzenkoch Frank Hartung die Kürbissuppe, bekannt vom Münchner Traditionsrestaurant Boettners, das er bis 2015 leitete (heute heißt es Schuhbecks Fine Dining im Boettners und wurde 2018 unter Küchenchef Maurice Kriegs mit einem Michelinstern ausgezeichnet).

Kein Zweifel also - diese Kantine hat es in sich. Einmal abgesehen von der Lage: Das Studio 16, umringt von schmucklosen, funktionalen Industriebauten, befindet sich im Gaimersheimer Gewerbegebiet, in der Daimlerstraße 16. Einst wurden in der Fertigungshalle Motorenteile gepresst, dann folgten Umbau und gastronomische Nutzung. Jürgen Uedelhoven, umtriebiger Chef des nahe gelegenen Design- und Ingenieurdienstleisters ue studios, betrieb das Re-Opening im Jahr 2013. Er wollte seinen Mitarbeitern etwas Gutes tun, und von ihm stammt auch die Idee für "canteen goes fine dining". Am vergangenen Freitag war es mal wieder soweit. Für Uedelhoven, der nicht nur krasse Showcars wie den Audi AI-Trail, sondern abwechslungshalber auch gern Bühnenbilder für die Bayreuther Festspiele baut, hat Ingolstadt ein großes Manko: Seiner Ansicht nach gibt es kaum Möglichkeiten, wirklich stilvoll und gepflegt zu dinieren. Früher war das mal anders - bis 2004 wurden hiesige Feinschmecker mit echter Spitzengastronomie verwöhnt: Johann Schweiger besaß eine der begehrten Gault-Millau-Hauben für sein Restaurant in der Egerlandstraße. Seitdem fielen auf Ingolstadt keine Sterne oder Hauben mehr herab. Das Avus im Audi-Forum wurde schon getestet, so heißt es, aber nicht ausgezeichnet.

So beschloss Unternehmer Uedelhoven vor gut einem Jahr, ab und zu Spitzenköche ins Studio 16 zu holen, das von Tobias Birner geleitet wird. "Wir geben täglich 160 Essen aus", sagt er. Gediegene Kost vom Wiener Schnitzel bis zum Chili con Carne. Beim Fine Dining werden nur 46 Gäste bewirtet, die sich entscheiden können, ob sie in intimer Zweisamkeit speisen wollen oder gesellig an einem der größeren Tische. Das hat auch etwas für sich: Man lernt neue Leute kennen oder trifft spontan alte Bekannte und kann das Kulinarische durch angeregte Konversation garnieren. Ganz klar: Beim Preis von knapp 170 Euro pro Person für fünf Gänge samt handverlesener Weine ist so ein Abend etwas, das man sich mal gönnt. Aber das Diner, zubereitet von Spitzenkoch Frank Hartung, ist seinen Preis eben auch wert. So wird zur Tarte von der Entenleber an Gewürzorangen aus der Magnumflasche ein edelsüßer Sauternes eingeschenkt - ein 1996er Chateau Suduiraut 1er Cru Classè, der den perfekten Begleiter gibt. Die Gäste verdrehen verzückt die Augen und beißen glücklich in die weiche lauwarme Brioche. "Ein Knüller" schwärmt ein kulinarisch verwöhnter Gast.

Und gaumenfreudig geht es weiter: Kürbissuppe mit gebratener Riesengarnele, Loup de Mer mit Sesamkruste an Rahmwirsing und Rotweinbutter, Rinderfilet mit Waldpilzsauce, Semmelknödel und buntem Gemüse sowie - und als krönender Abschluss - eine Schokotarte mit Himbeersorbet. Ein Menü ohne Schnickschnack, dem jedoch die Auswahl erlesener Zutaten und die erstklassige Zubereitung den noblen Charakter verleihen. Veredelt durch Spitzenweine bis hin zum finalen Portwein, ein zehn Jahre alter spanischer Rozes Infanta Isabel.

Am Schluss geht Frank Hartung von Tisch zu Tisch und freut sich über rundum glückliche Gäste. Am 22. November heißt es wieder "canteen goes fine dining", ein paar Plätze sind noch frei. Buchung unter finedining@studio-16.de.

Suzanne Schattenhofer