Ingolstadt
Jetzt geht es um das Machen

Runder Tisch Innenstadt: Institut begleitet Prozess, der in eine zügige Umsetzung von Ideen münden soll

22.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:57 Uhr
Schöne Ecken gibt es auch: Die ganze Innenstadt Ingolstadts soll ein Erlebnisraum werden. −Foto: Hammer

Ingolstadt - An Ideen und Begeisterung mangelt es nicht: Am Mittwoch tagte (virtuell) zum zweiten Mal der Runde Tisch Innenstadt unter der Regie von Wirtschaftsreferent Georg Rosenfeld.

"Ich bin regelrecht erschlagen, wie stark alle mitziehen", beschreibt er die Stimmung. Diesmal saßen auch Leute aus der Kunst- und Kreativszene dabei. Außerdem ein Institut, das Prozesse dieser Art seit Jahren professionell begleitet: Die Imakomm-Akademie soll helfen, dass ein "Erlebnisraum Innenstadt Ingolstadt" entsteht. Nicht irgendwann. Sondern zügig.

Bei einer Ausschreibung setzte sich das Unternehmen gegen fünf andere Bewerber durch: Iamkomm ist seit 20 Jahren auf dem Markt und hat bereits 400 Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen in Sachen Stadt- und Innenstadtentwicklung oder Standortmarketing beraten. "Diese Agentur hat sehr große Erfahrung", so Rosenfeld zum DK. "Das Besondere: Sie hat für über 90 Kommunen eine Strategie entwickelt, wie man nach Corona wieder hochfahren kann. "

So ein Erlebnisraum Innenstadt entstehe nur dann, "wenn ein ehrlicher Beteiligungsprozess schnell in die Umsetzung von Maßnahmen mündet und so zu Aufbruchstimmung führt", sagt Peter Markert, Geschäftsführender Gesellschafter von Imakomm. Und die ist jetzt schon spürbar: Wie sehr den Ingolstädtern die Innenstadt am Herzen liegt, spiegelt sich allein in den über 500 Vorschlägen wider, die aus der Bürgerschaft eingegangen sind.

Aus diesem gut gefüllten Pool sticht ein Wunsch hervor, den die breite Bevölkerung schon seit Jahren hegt, der aber irgendwie nie in Erfüllung ging: die Einbindung der Donau über die Schlosslände. In dem Zusammenhang taucht auch ein Projekt wieder an die Oberfläche: die Surfwelle. "Ich bin ein sehr großer Anhänger dieser Welle auf der Donau, denn sie wäre eine echte touristische Attraktion", sagt Phil Schmid vom Café Tagtraum - auch bekannt vom Taktraumfestival.

Der junge Gastronom ist geradezu begeistert, dass auch er jetzt an diesem Runden Tisch sitzt. "Ich bin schon ein wenig aufgeregt, dass jetzt offensiv an Leute wie mich herangetreten wird und auch meine Stimme gefragt ist. Das ist Bürgerbeteiligung! Diese Zusammenarbeit ist für mich etwas komplett Neues und eine spannende Herangehensweise", so Schmid. "Ich habe den Eindruck, dass wirklich etwas dabei herauskommt. "

Einen Vorschlag hat Schmid zum Runden Tisch mitgebracht: Er könnte sich in Ingolstadt eine Aktion wie das Night Groove in Neuburg mit Livekonzerten und DJs in Kneipen, Klubs und Bars vorstellen. Das beliebte Festival lockte stets mehr als 2500 Besucher aus der ganzen Region in die Neuburger Altstadt. "Das läuft wie wie bei den Jazztagen - nur mit verschiedenen Musikrichtungen. "

Eine Graswurzelbewegung wachsen sieht Sigrid Diewald, Geschäftsführerin der Agentur Schnellervorlauf. "Der Runde Tisch Innenstadt ist für die Stadtgesellschaft enorm wichtig. Dass sich hier Bürger, Interessenvertretungen und Verwaltung auf Augenhöhe treffen und gemeinsam die Innenstadt mit Stadtidentität, Wirtschaft, Verkehr und Kultur neu denken und planen, ist ein gutes Zeichen für die Stadt. Es ist schön, einen gewissen Pioniergeist in Ingolstadt zu spüren und ich freue mich sehr darauf, Teil dieses Aufbruchs sein zu dürfen. "

Diewalds größtes Anliegen: ein Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft in Ingolstadt. Eine Untertunnelung der Schlosslände fände sie auch wichtig: "Es wäre ein Traum, die Donau mehr einzubinden: nicht die Stadt am Fluss, sondern die Stadt im Fluss. Ingolstadt bräuchte wieder einen Ruck wie damals mit dem Klenzepark. " Ihre Losung: "Jetzt wird nicht mehr gejammert, jetzt packen wir es gemeinsam an. "

Es sei wichtig, einerseits schon konkrete Projekte anzugehen, aber auch zukunftsgerichtet eine Strategie aufzusetzen, meint Oberbürgermeister Christian Scharpf: "So verharren wir nicht auf der Stelle und verkopfen den Prozess, sondern können zielgerichtet arbeiten. "

In fünf Themenwerkstätten (betreut von Sprecherinnen und Sprechern) geht die Arbeit nun weiter: Stadtstrategie (Sigrid Diewald), Stadtgesicht (Ulrike Wittmann-Brand, Leiterin des Stadtplanungsamts), Stadtmanagement (Unternehmerin und Stadträtin Veronika Peters), Stadtmobilität (Johannes Wegmann, Chef des Amts für Verkehrsmanagement) und Stadtaktion (Phil Schmid). Alle Bürger sind eingeladen, sich in den angegliederten Arbeitsgruppen zu beteiligen. "Wir machen das bewusst öffentlich", sagt Wirtschaftsreferent Rosenfeld. "Ich freue mich, dass wir mit einer überzeugenden Arbeitsstruktur und professioneller Unterstützung jetzt in die konkrete Projektarbeit einsteigen können. Der Ideenfundus ist gut gefüllt, jetzt geht es um die Ableitung umsetzbarer Maßnahmen. " Veronika Peters drückt es konkret aus: "Mir geht es jetzt um das Machen. "

DK

Suzanne Schattenhofer