Ingolstadt
Ist das Geschichte oder kann das weg?

14.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:59 Uhr
−Foto: Dieter Storz

Ingolstadt - In den USA-Süd wanken viele Denkmäler derzeit bedrohlich.

Sie erinnern an Generäle und Heroen auf dem Feld der Politik, die im 19. Jahrhundert in den von Washington abtrünnigen Konföderierten Staaten ihre Macht beförderten und dazu die florierende Sklaverei gegen liberale Ansichten aus dem Norden verteidigten. Alles Rassisten, die keiner Statuen würdig seien, sagen die Denkmalstürmer in den Südstaaten. Präsident Donald Trump giftet zurück: Dieser "linksradikale Mob" solle sofort aufhören, "ein großartiges amerikanisches Erbe" zu zerstören.

In Deutschland pfeift der Wind nicht so stürmisch um alte Denkmäler, aber auch bei uns werden Forderungen laut, steinerne Erinnerungen an Personen, die Feinde der Demokratie waren, aus dem öffentlichen Raum verschwinden zu lassen, den Fürsten Otto von Bismarck etwa, der drei Kriege provozierte, um den Zusammenschluss der deutschen Fürsten unter preußischer Führung zu erzwingen. Oder Paul von Hindenburg, ein Reaktionär, der beflissen zum Untergang der Weimarer Republik beitrug.

Soll man also die Hindenburgstraße oder den Hindenburgpark in Ingolstadt umbenennen? Nein, sagt der Historiker Dieter Storz. "Man sollte sich mit Hindenburg auseinandersetzen und sich fragen, warum er damals so beliebt war - ein Nationalheld. " Man müsse historische Fakten immer aus ihrer Zeit heraus verstehen und bewerten.

Ob man heute bedenkliche Statuen abbauen soll, sei eine Frage der Politik, sagt der Historiker Ansgar Reiß. Er ärgert sich über Anschläge auf Denkmäler, weil das kriminell sei "und feige - ein Ausweichen vor dem, was in der Gegenwart angesprochen werden muss. Der Protest sollte sich besser gegen die richten, die zum Beispiel den Krieg im Jemen angezettelt haben: das saudische Königshaus".

sic