Ingolstadt
"Irgendwann ist Schluss"

Pornofotos per Handy an die "Ex": Hilfsarbeiter mit vielen Vorstrafen muss ins Gefängnis

14.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:52 Uhr

Ingolstadt (hl) Seine Freundin hatte ihn verlassen, und er wollte sie unbedingt zurückgewinnen.

Weil er es im Leben wohl nie ganz einfach hatte, schnell die Fassung verliert und dann einfach drauf los poltert, geriet die Sache aber aus der Bahn. Es endete mit wüsten Beschimpfungen und gar Drohungen gegenüber der Verflossenen und letztlich mit einer Geschmacklosigkeit: Er schickte der Frau übers Handy zwei pornografische Fotos. Da zeigte sie den "Ex" kurzerhand bei der Polizei an.

Die Sache landete vorm Ingolstädter Amtsgericht, wo ein Einzelrichter im vergangenen Mai angesichts mehrerer Vorstrafen des Angeklagten und der ganz und gar nicht harmlosen jüngsten Vorfälle sechs Monate Haft verhängt hatte - ohne Bewährung. Gegen dieses Urteil hatte der 42-jährige Mann, der ob seiner schwierigen Vorgeschichte in einer therapeutischen Wohngruppe im Umland lebt, Berufung vor dem Landgericht eingelegt, doch dort mochte ihm Richter Konrad Riedel, Vorsitzender der 3.Strafkammer, am Dienstag so gar keine Hoffnung auf Erfolg machen.

Wer sich über viele Jahre hinweg schon so viel geleistet habe wie der Angeklagte (14 Vorstrafen, beim hier verhandelten Fall stand er noch zweifach unter Bewährung), der müsse irgendwann mal harte Konsequenzen spüren, so der Kommentar des Richters, bevor es überhaupt zur Beweisaufnahme kam: "Irgendwann ist Schluss. "

Nach Beratung mit seinem Anwalt nahm der berufslose Gelegenheitsarbeiter seine Berufung dann auch tatsächlich zurück. Auch die Staatsanwaltschaft, der das Urteil der Erstinstanz zu milde erschienen war, verzichtete auf Rechtsmittel. Das Urteil des Amtsgerichts ist damit jetzt rechtskräftig.

Der Ausgang dieses Verfahrens ist für den aus Baden-Württemberg stammenden Mann insofern besonders bitter, als er jetzt nicht nur erstmals für mehr als ein paar Tage ins Gefängnis, sondern wahrscheinlich auch die Widerrufung der früheren Bewährungen fürchten muss. Aus den in Ingolstadt verhängten sechs Monaten könnten so in Summe fast zwei Jahre werden - und das alles vor allem wegen jener elektronischen Fotosendung, die die Justiz als Verbreitung pornografischer Schriften gewertet hat. Diese Aktion, das machte der Vorsitzende dem Angeklagten klar, war nun mal "unterste Schublade". Auch der Täter selbst sieht das angeblich inzwischen ein: "Ich kann mir nicht erklären, was da in mich gefahren ist. "

Mittlerweile, so schilderte es der 42-Jährige dem Gericht, ist er wieder mit der seinerzeit geschmähten Lebensgefährtin zusammen; die Frau hat ihren Strafantrag sogar zurückgenommen. Doch da war die Sache bereits in den Akten und juristisch nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Er müsse sich hüten, jetzt seiner Freundin die Schuld an seiner Gefängnisstrafe anzulasten, gab Richter Riedel dem Mann noch mit - schließlich sei allein er mit seinem Verhalten Auslöser dieses Strafverfahrens gewesen.

Der in einem Heim aufgewachsene und deshalb wohl unter schwierigen Umständen sozialisierte Hilfsarbeiter will in der nun wohl bald anzutretenden Haft weiter an sich arbeiten und therapeutische Angebote annehmen. Das hat er zwar auch schon zuletzt getan, doch an seiner Impulsivität hat sich bis in jüngste Zeit offenbar noch nicht sonderlich viel geändert.