Ingolstadt
Irgendwann in der Zukunft geht's weiter

Lob für Akteure und Organisatoren des Herzogsfests - Termin der nächsten Auflage ist noch unklar

09.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:41 Uhr
Früh übt sich, wer ein Meister werden will: Kleine Steinmetze hämmerten fröhlich im Schlosshof. Rund 30000 Menschen besuchten heuer das Herzogsfest. −Foto: Fotos: Hammer, Schalles

Ingolstadt (DK) Nach vier Jahren Pause ist es am vergangenen Wochenende wieder historisch rundgegangen. Das fünfte Ingolstädter Herzogsfest bekam viel Lob von Besuchern und Mitwirkenden. Die Veranstaltungsgesellschaft der Stadt berichtet von 20000 zahlenden Gästen und geschätzt 10000 Kindern mit freiem Eintritt. Die Stimmung war durchwegs entspannt. Wann das nächste Herzogsfest stattfindet, steht allerdings noch nicht fest. Frühestens in zwei Jahren, vielleicht aber auch erst 2021.

Die Damen und Herren sind keine Dekoration, auch wenn sie vielleicht so ausschauen: Die gut 100 Mitglieder starke Ingolstädter Stadtwache übernimmt auf dem Herzogsfest viele richtige Ordnungsaufgaben. Die Wächter kontrollierten sehr aufmerksam, ob jeder Erwachsene Eintritt gezahlt hatte, sie sicherten bei Umzügen, oder wenn Pferde den Weg der Besucher kreuzten, und sie patrouillierten an der Seite der neuzeitlichen Security über das Gelände: ein Wachmann in Schwarz neben einem Wachmann in Metall. Ernsthaft eingreifen mussten sie jedoch nicht, denn auf dem Herzogsfest rauften nur die Ritter - und das ordnungsgemäß auf der Bühne und dem Turnierplatz.


Es war das erste Herzogsfest, das die neue städtische Veranstaltungsgesellschaft organisiert hat. Deren Geschäftsführer Tobias Klein freut es deshalb besonders, dass alles so gut gelaufen ist, und mehr als 30000 Besucher kamen. "Ich danke allen Mitwirkenden und Helfern! Das war eine super Teamleistung! Denn so ein Fest stellt man nicht mit vier Leuten auf die Beine."

Die Stadtwache "ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Fests". Klein erzählt, dass die Mitglieder Freundschaften in ganz Europa pflegen, "und unsere Stadt überall bestens repräsentieren".



Festleiter Marcus Jaud hat wie sein Team anstrengende Tage hinter sich. Aber er ist sich sicher, dass es den großen Einsatz wert war: "Ich hatte den Eindruck, dass es den Besuchern gut gefallen hat. Sie haben zufriedend und gechilled gewirkt. Unser Fest war auch wieder sehr kinderfreundlich." Organisatorisch habe alles geklappt wie gewünscht. "Auch das Angebot der Händler und an den Essensständen war sehr vielfältig, dazu das schöne Lagerleben und die Ritterpiele - sie haben das Fest erneut stark bereichert." Besondere Höhepunkte seien die Auftritte der jungen, wagemutigen Demon Riders aus Györ gewesen.

Es gab auch etwas Kritik: Ein Imbissstand servierte seine orientalischen Speisen auf Plastiktellern samt Plastikbesteck. Das kam nicht gut an. Weniger, weil das nicht zu einem Mittelalterfest passt, sondern einfach, weil es Plastik dringend zu vermeiden gilt. "Das wissen wir", sagt Jaud. "Das war aber der Einzige, der Plastik verwendet hat, und das wird auch nicht mehr vorkommen, weil wir das nicht wollen." Pappteller und Holzgabeln seien in Ordnung. Am umweltfreundlichsten ist natürlich richtiges Geschirr. Es sei "logistisch nicht ganz einfach", Wasserleitungen zum Spülen überall auf dem Festplatz zu verlegen, aber man gebe sich größte Mühe.



Eine Leserin des DK schrieb gestern der Redaktion, dass sie es nicht verstehen könne, wieso man die "Renaissanceklänge ausnahmslos in den Keller verbannt hat". Also ins Zeughaus. Jaud sagt dazu: "Diese leisen Töne würden draußen untergehen. Da wird gekämpft und getrommelt - dagegen kämen Gruppen wie Mille Fontane oder Platerspil wohl kaum an." Und ein Renaissanceensemble mit Verstärkeranlage kann sich Jaud beim besten Willen nicht vorstellen. "Wir haben mit dem Zeughaus, diesem Juwel, das sonst immer verschlossen ist, bewusst einen stimmungsvollen, stillen Raum mit sehr guter Akustik für diese Musik und auch die Märchenerzählerin geschaffen. Das hat da wirklich gut reingepasst."

Kulturreferent Gabriel Engert hat das Fest zwei Mal besucht: Am Freitag nahm er in einem frühneuzeitlichen Gewand am Umzug teil (vermutlich stellte er einen herzoglichen Hofmeister dar; die waren auch für die Kulturpflege zuständig), am Sonntag kam er neumodisch. "Es war ein schönes Fest", resümierte er gestern. "Natürlich kann so was nicht zu 100 Prozent historisch authentisch sein, aber es hat eine sehr schöne Atmosphäre vermittelt." Dass der Paradeplatz diesmal nicht dazugehörte, "hat sich sogar als Vorteil erwiesen, denn die Reduzierung hat dem Fest mehr Dichte gegeben", sagt Engert. "Dabei war das eigentlich nur der Baustelle auf dem Paradeplatz geschuldet." Auch die Konzerte im Zeughaus seien ein großer Gewinn gewesen. "Und natürlich die Reiter aus unserer Partnerstadt Györ!"

Wann das nächste Herzogsfest gefeiert wird, ist allerdings noch unklar. Sie fanden zuvor 2008, 2010, 2012 und 2014 statt, immer im Wechsel mit dem Bürgerfest. 2016 unterbrach das Zam-Festival (aus Anlass des Jubiläums "500 Jahre Reinheitsgebot") diesen Turnus. 2017 war wieder Bürgerfest. Engert zufolge muss erst noch beschlossen werden, welcher Feierrhythmus künftig gilt. Es gebe sogar den Vorschlag, das Herzogsfest nur alle drei Jahre zu veranstalten und mal wieder ein Zam-Fest (ein kleines Bürgerfest oder ein großes Straßenfest, je nachdem) dazwischenzuschalten. Der Erfolg vom vergangenen Wochenende war für Engert aber "ein deutliches Signal dafür, dass das Herzogsfest ein sehr wichtiges Fest für Ingolstadt ist. Es ist wie ein Gesicht unserer Stadt."

Doch nächstes Jahr ist erstmal wieder Bürgerfest. Ganz sicher.
 

Christian Silvester