Ingolstadt
Pandora für Liebhaber

29.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Ingolstädter Konsole: Der Mediengestalter Michael Mrozek bringt einen tragbaren Spielecomputer auf den Markt, der auch als vollwertiger PC dienen kann. Die erste Kleinserie mit 4000 Stück ist per Vorkasse bereits verkauft. - Foto: Stadik

Ingolstadt (DK) Alle Spielecomputer kommen aus Japan? Nein: Der Ingolstädter TV-Produzent Michael Mrozek steckt hinter einer neuen, tragbaren Konsole, die demnächst als Kleinserie auf den Markt kommt. Der Clou: Wer will und kann, darf Games für die Geräte programmieren.

Michael Mrozek ist ein umtriebiger Strippenzieher in der Ingolstädter Medienwelt: Der 32-jährige Mediengestalter hat beispielsweise zusammen mit seinem Team den Videowürfel des ERC Ingolstadt in der Saturn-Arena installiert und ist auch für den Betrieb verantwortlich. Als TV-Produzent hat Mrozek unter anderem den bayerischen Lokalfernseh-Preis gewonnen. Doch nur wenige kennen den Mediengestalter als EvilDragon (englisch: Böser Drachen), der in den sozialen Netzwerken des Internets für seine große Liebe zu Computerspielen und Konsolen bekannt ist.

Seit Jahrzehnten sammelt Michael Mrozek die elektronischen Zeitvertreiber und könnte bald ein kleines Museum eröffnen. Auch in seinem Ingolstädter Büro steht daher ein großer Automat zum Videospielen. Doch sein ganzer Stolz ist Pandora, der Prototyp für einen tragbaren Mini-PC mit Steuerungstasten zur Bedienung von elektronischen Spielen. Das kleine Gerät, das Mrozek via Internet mit einem internationalen Team von Entwicklern und Spezialisten geschaffen hat, bietet auch eine Tastatur und alle wichtigen Funktionen wie Schreibprogramm oder Internetzugang. "Das ist ein vollwertiges Arbeitsgerät, zum Beispiel für Reporter", wirbt Mediengestalter Mrozek.

Der erweiterte Einsatzraum ist auch der große Unterschied zwischen der Ingolstädter Pandora und den bekannten Handhelds, wie die portablen Spielecomputer auf englisch heißen. Das beliebteste Gerät ist übrigens das Nintendo DS aus Japan, auf das hierzulande ein Drittel aller verkauften Videospiele entfällt. Immerhin gaben die Verbraucher in Deutschland im ersten Halbjahr 462 Millionen Euro für Konsolensoftware aus. Und zu Weihnachten hatten Nintendo und Co. Hochsaison. Michael Mrozek zuckt nur mit den Achseln: "Wir sind ausverkauft", berichtet der Geschäftsmann, der die komplette erste Kleinserie mit etwa 4000 Exemplaren per Vorbestellung bereits abgesetzt hat. 299 Euro kostet der Ingolstädter Mini-PC.

Sehnsüchtig wie die Kinder auf Weihnachten warten nun weltweit zahlreiche professionelle Entwickler auf die Auslieferung des Gerätes, um selbst dafür Anwendungen zu programmieren. "Spiele und Programme kann jeder installieren: einfach herunterladen und auf eine SD-Karte kopieren, fertig", beschreibt Mrozek die quelloffene Open-Source-Philosophie, die hinter dem Projekt steht. Die Motivation in der Szene ist hoch, meint der Ingolstädter Mediengestalter, obwohl oftmals kostenlos gearbeitet wird: "Die Fans entwickeln Spiele mit Herzblut." Wichtig sind jedoch, das betont Mrozek, die Qualität der Spiele und eine zeitliche Beschränkung der Zeit am PC, vor allem bei Kindern.

"Ich mag keine Ballerspiele", verrät Michael Mrozek. Und auch von Rollenspielen, die über das Internet weltweit ablaufen, lässt der Experte die Finger: "Die sind faszinierend, aber haben einen hohen Suchtfaktor."