Ingolstadt
Nächster Halt 2019

Durchbruch für den Audi-Werksbahnhof – Freistaat, Stadt, Bahn und Audi teilen sich die Kosten

03.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:36 Uhr

Bahnhaltestelle vor dem Hallentor: Wo heute Güterwaggons rangiert werden und Regionalzüge auf der Strecke Ingolstadt - Treuchtlingen das Audi-Werk durchqueren, sollen ab 2019 täglich tausende Audi-Mitarbeiter ein- und aussteigen. Die Ziele: eine Entlastung der Straßen und entspanntere Fahrten der Pendler - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Für den Werksbahnhof bei Audi sind jetzt die Weichen gestellt worden. Der Fahrplan zur Realisierung steht, geregelt ist auch die Finanzierung. Das teilten Ministerpräsident Horst Seehofer, Audi-Chef Rupert Stadler und OB Christian Lösel gestern in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Die Fahrt hat sich hingezogen. Der Audi-Betriebsrat setzt sich seit Jahren für eine Zughaltestelle auf dem Werksgelände ein, um tausenden Pendlern aus den Landkreisen eine Alternative zu entnervenden Autofahrten im Stau zu bieten. Auch Grüne und ÖDP im Stadtrat fordern den Bahnhalt schon lange. Doch im Unternehmen gab es zunächst starke Widerstände gegen das Projekt. Audi-Mitarbeiter, die in öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit fahren – diese Vorstellung hat viele Manager offenbar arg erschreckt. Aber diese Vorbehalte scheinen überwunden zu sein. Ein Grundsatzbekenntnis zum Werksbahnhof haben alle Beteiligten schon vor Jahren abgegeben. Jetzt präsentieren sie ein Finanzierungskonzept und einen Fahrplan für die Realisierung. Der erste Zug könnte 2019 bei Audi halten – ein Jahr vor der Landesgartenschau, die zwischen Westpark und Güterverkehrszentrum aufblühen soll, also ganz in der Nähe.

„Es ist ein Durchbruch erzielt worden“, sagte Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt, als er gestern die gemeinsame Erklärung von Ministerpräsident Horst Seehofer, Audi-Chef Rupert Stadler und OB Christian Lösel vorlegte. Der Plan für den Werksbahnhof gehe sofort in die Gremien, am 17. November befasst sich als Erstes der Planungsausschuss damit.

So soll es laufen: Als Ergebnis einer Prüfung empfehlen Experten, einen Mittelbahnsteig zu errichten. „Dadurch kann die Flexibilität im Zugbetrieb und ein besserer Fahrgastservice gewährleistet werden“, heißt es. Die Finanzierung wurde so geregelt: Die Haltestelle soll etwa 8,4 Millionen Euro kosten. Eine Hälfte zahlen zu gleichen Teilen die Deutsche Bahn AG und der Freistaat. Die andere Hälfte übernehmen – ebenfalls jeweils zu 50 Prozent – Audi und die Stadt Ingolstadt. Die zwei Partner teilen sich auch die Kosten für die Anbindung des Bahnhalts ans Straßennetz und nötige Umbauarbeiten auf dem Werksgelände. Das macht der ersten Kalkulation zufolge noch einmal gut 4,6 Millionen Euro. Die geschätzten Gesamtkosten für den Werksbahnhof, der den Namen „Ingolstadt Audi“ tragen soll, belaufen sich damit auf rund 13 Millionen Euro.

Ministerpräsident Horst Seehofer ließ erfreut mitteilen: „Mit Weitblick und Beharrlichkeit haben wir das für Ingolstadt bedeutende Verkehrsinfrastrukturprojekt gemeinsam vorangebracht. Pünktlich zur Landesgartenschau wird die Stadt noch besser an den Nahverkehr angeschlossen. Die neue Haltestelle ist ein großer Gewinn für die Stadt Ingolstadt. Die Menschen, die hier leben und arbeiten, profitieren in besonderem Maße: Sie bekommen eine Alternative zum Auto und können auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.“

Rupert Stadler, der Audi-Vorstandsvorsitzende, erklärt: „Ein starkes Projekt. Mit Stadt, Bahn und Freistaat Bayern haben wir den für Audi so wichtigen Bahnhalt direkt am Werkgelände erfolgreich auf den Weg gebracht. Der Bahnhalt wird maßgeblich zur Verkehrsentlastung beitragen und eine Bereicherung für die Region und viele tausend Audianer sein.“

Oberbürgermeister Christian Lösel betont: „Die Errichtung des Bahnhalts bei Audi ist ein weiterer wichtiger Baustein im Rahmen unseres Verkehrsentwicklungsplans und gewissermaßen ein geschichtlicher Moment, da seit vielen Jahrzehnten in Ingolstadt kein neuer Bahnhalt entstanden ist. Diese Entwicklung zeigt das Wachstum in unserer Stadt.“

Der Bahnhalt sei „der zweite große Baustein“ für das Ziel, das Audi-Werk besser an die Bahn anzubinden. Einen Fortschritt verspricht der neue Fahrplan, der Mitte Dezember in Kraft tritt: Dann fahren die agilis-Züge, die bisher nur auf der Strecke Ulm – Regensburg über Ingolstadt Hauptbahnhof unterwegs sind, zusätzlich zum Nordbahnhof und binden so die Linie Richtung Eichstätt an.

Und ein drittes Ziel steht auch schon am Horizont: Am Anfang des nächsten Jahrzehnts soll der Gaimersheimer Bahnhof umgebaut werden, „um eine dichtere Haltefrequenz am Bahnhalt ,Ingolstadt Audi’ anbieten zu können“, heißt es in der Mitteilung der Stadt.