Ingolstadt
Aus am See

Verena und Sandra Buck geben ihr Lokal am Baggersee auf – Die Auflagen seien nicht zu erfüllen, sagen sie

17.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:03 Uhr

Aus und vorbei: Sandra und Verena Buck haben das Haus am See geschlossen - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Das Haus am See ist Geschichte. Wie die beiden Wirtinnen am Wochenende bekanntgaben, wird das beliebte Lokal am Baggersee geschlossen. Grund seien nicht erfüllbare Auflagen für geplante Disko-Veranstaltungen in der ehemaligen Fischerstub’n.

Am Wochenende schlossen Verena und Sandra Buck das Haus am See ab, um es nicht mehr aufzumachen. „Es ging nicht anders“, erklärte Sandra Buck gestern. Die städtischen Auflagen, die ihr und ihrer Schwester für so genannte Sonderveranstaltungen am Baggersee gemacht wurden, seien nicht einzuhalten gewesen.

Um die Gaststätte hat es im vergangenen Jahr heftige Diskussionen gegeben. Streitpunkt waren vor allem die geplanten Großveranstaltungen, die auf der Terrasse und im Inneren des Lokals – das im Naherholungsgebiet direkt am Baggersee liegt – hätten stattfinden sollen. Mindestens vier solcher Veranstaltungen seien pro Sommer nötig, um das Haus am See wirtschaftlich zu sichern. Im Normalbetrieb bewirteten die Bucks ihre Gäste täglich bis 23 Uhr bei Lounge-Musik auf der Sonnenterrasse des Haus am See. Die dafür notwendige Regelkonzession sei nur für ein Jahr ausgesprochen worden. „Obwohl die Fischerstub’n immer längere Konzessionen bekommen hat“, wie Buck sagt. Das habe eine längerfristige Planung für den Betrieb ebenfalls unmöglich gemacht.

Nach der ersten Party im April hagelte es Beschwerden von Nachbarn, die sich durch laute Musik und Verkehr gestört fühlten. Zu einer weiteren Party kam es nicht. Eine am 18. August geplante Feier ist kurzfristig abgesagt worden. Unter anderem wurden die Veranstalterinnen von Seiten des Umweltamtes aufgefordert, artenschutzrechtliche Prüfungen und eine Flora-Fauna-Habitat-Verträglichkeitsstudie vorzulegen, die die Unbedenklichkeit einer solchen Feier für die am Baggersee lebenden Fledermäuse belegen sollten. „Mein Anwalt sagt, das sind Vorschriften, die gelten, wenn ich eine Autobahn durch das Gebiet bauen wollte“, erklärte Buck gestern. Sie habe die Expertisen jedenfalls nicht vorgelegt. Stattdessen hat sie eine so genannte „Silent Party“ angekündigt, bei der die Musik nur über Kopfhörer läuft. Die Veranstaltung wurde genehmigt. Allerdings seien auch die Auflagen in Sachen Sicherheitspersonal und Parkplatzanweiser unrealistisch gewesen, argumentiert Buck. Die Unternehmerinnen fühlen sich von der Stadtverwaltung gegängelt. Mehrmals hatten sie der Stadt vorgeworfen, mit zweierlei Maß zu messen und etwa eine Veranstaltung wie „Dance am See“ am Auwaldsee am vergangenen Wochenende zu ermöglichen, und ähnliche Veranstaltungen am Baggersee zu verhindern. Unter diesen Umständen sei der Betrieb des Haus am See nicht möglich.

Von Seiten der Stadt heißt es, den Veranstaltern des „Dance am See“ seien die gleichen Auflagen gemacht worden wie den Buck-Schwestern. „Der Unterschied ist, das zwischen der Gaststätte am Auwaldsee und der Wohnbebauung die Autobahn und ein Lärmschutzwall liegen“, erklärt Stadtsprecher Gerd Treffer. Auf die Fledermäuse angesprochen, erläutert er, eine Biotopkartierung habe ergeben, dass die betreffende Art am Auwaldsee nicht vorkomme. Im Haus am See niste sie sogar direkt unter dem Dach. Einzelne Veranstaltungen könnten sowohl am Bagger- wie auch am Auwaldsee genehmigt werden. Schwierig werde es, wenn laute Partys an den Gewässern regelmäßig veranstaltet werden.

Ganz ohne Beschwerden lief am Wochenende auch die Party am Auwaldsee nicht ab. Die Polizei berichtet von vier Anrufen wegen Ruhestörung. „Das ist im erwarteten Rahmen“, erklärt Polizeisprecher Cölestin Weigert. Dies sei auch dem städtischen Ordnungsamt mitgeteilt worden. Bei der Party am Haus am See, die näher an der Wohnbebauung stattgefunden hat, habe es dagegen „massive Beschwerden“ aus der Nachbarschaft gegeben.

Am Baggersee wird nun wohl Ruhe einkehren. Ihre Pläne, das Lokal auszubauen und mit einem Wintergarten zu versehen, werden die Buck-Schwestern jetzt nicht mehr umsetzen. Dennoch ist Sandra Buck optimistisch, dass sich an diesem „fantastischen Platz“, wie sie sagt, bald ein neuer Betreiber finden lässt. „Vielleicht jemand, der einen besseren Draht zur Stadt hat.“