Ingolstadt
Im Union-Filmtheater erleben Besucher einen Eindruck vom Kino der Zukunft

Im Union-Filmtheater erleben Besucher einen Eindruck vom Kino der Zukunft

09.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:05 Uhr

Spot an: Wolfgang Schick leuchtet für Renate Preßlein-Lehle.

Ingolstadt (DK) Wenn künftig auch so viele Besucher ins Union-Filmtheater kommen wie gestern am Tag des offenen Denkmals, dann muss sich Geschäftsführer Wolfgang Schick keine Sorgen machen. Das Kino war schon am Vormittag voll, denn viele Ingolstädter sehnen die Eröffnung herbei.

Statt eines roten Teppichs empfängt die Besucher ein Bauzaun: Obwohl die Arbeiten noch in vollem Gange sind, lockt die Neugier die Menschen in Scharen in das alte Filmtheater: Das Union wurde 1911 nach Plänen von Otto Abe errichtet: „Es handelt sich um einen der ältesten Kinozweckbauten Deutschlands“, sagt Betreiber Franz Fischer.
 

Aus jener Zeit stammen noch die eleganten Jugendstilleuchten, die frisch geputzt wieder voll zur Geltung kommen. So wie die große weibliche Gipsfigur, die in wallendem Gewand über der Kinoleinwand zu schweben scheint und auf die Zuschauer herabblickt – mit der Eule an ihrer Seite. „Das ist wahrscheinlich Pallas Athene, die Göttin der Kunst“, erklärt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, als Schick die Frage ins Publikum wirft. „Schade, dass wir noch nicht geöffnet haben, sonst hätten Sie freien Eintritt gewonnen“, meint Schick.
 
Wann endlich eröffnen die Altstadtkinos? Das ist die häufigste Frage der Besucher. Grünen-Stadträtin Petra Kleine erzählt, sie hätte sich die Karten für den Eröffnungstag am 16. August bereits im Internet reserviert – doch weiterhin ist Geduld gefragt. „Das ist ja fast wie an Weihnachten“, so Kleine.
 
Am morgigen Dienstag soll nun bekannt gegeben werden, wann der Tag X ist. Einen kleinen Vorgeschmack bekommen die Besucher bereits am Tag des offenen Denkmals. Viele nutzen die Gelegenheit, um die neuen Sitze auszuprobieren und die Qualität von Bild und Klang auszukosten. „Mit dem Ton können wir Konzertatmosphäre schaffen“, erklärt Schick. „Da brummt es richtig.“ Zum Beweis wird der Film „Shine a Light“ mit den Rolling Stones gezeigt.
 
Eine richtige Baustelle ist noch das Kino 2 im ersten Stock. Wo sich einst der Vorführraum befand, ist ein Foyer mit drei hohen Fenstern entstanden, von wo aus sich ein schöner Blick auf den grünen Innenhof des Technischen Rathauses bietet. Dieses kleine Kino wird intimer und noch komfortabler. Zum Beispiel verfügt jeder Sessel über eigene Armlehnen. Franz Fischer erklärt, dass er diese Räume auch für Vorträge oder Veranstaltungen vermietet: „Hier kann man doch herrlich seinen Geburtstag feiern: Ein Lieblingsfilm und 50 Freunde – und schon passt’s.“
 
Andreas Sommer ist mit Frau und Kind gekommen und überrascht, was aus dem Union geworden ist. „Ich kann mich noch gut erinnern: Hier oben war das Raucherkino, und ich hab’ mir damals – es war 1993 oder ’94 – einen Film von Helge Schneider angeschaut: Jagd auf Nihil Baxter. Das war klasse.“ Der Ingolstädter und seine Frau Regina möchten künftig öfter in die Altstadtkinos gehen. „Denn da draußen am Westpark finden wir es so anonym.“
 
Die Stadtbaurätin Preßlein-Lehle fordert in ihrer Eröffnungsrede zum Tag des Denkmals alle Besucher auf, fortan fleißig ins Kino zu gehen. „Denn nur so kann dieses Denkmal dauerhaft bestehen bleiben. Das Union ist ein Glücksfall für die Denkmalpflege.“ Wolfgang Schick verspricht: „Wer häufig kommt, der fährt preislich gut mit uns.“ Rund eine Million Euro kostet die Sanierung der Kinos – das Geld muss reingespielt werden.