Ingolstadt
Unerwartete Stille wirft Fragen auf

14.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Aufwendiger Abbruch: Hans Berger, Projektleiter bei der IFG, zeigte gestern Material, das bei der Entkernung des alten Verwaltungsgebäudes anfällt. Er erklärt: Alles müsse sorgfältig getrennt werden. Und: An den Gerüchten um unerwartete Altlasten sei nichts dran. - Foto: Rössle

Ingolstadt (sic) Der Abriss des alten Verwaltungsgebäudes auf dem Gießereigelände wirft Fragen auf. Die Hinweise verdichten sich, dass unerwartete Altlasten und andere Probleme die Arbeit verzögern. Gestern ging es in sowie vor dem Haus auffällig ruhig zu. Die Bauherrin, die IFG, widerspricht: Alles laufe wie geplant.

Seit 20 Jahren schon befasst sich Werner Richler nun mit der Weiterentwicklung des ehemaligen Gießereigeländes. Vermutlich erklärt diese berufsbedingte Zähigkeit auch, weshalb der Geschäftsführer der städtischen Industriefördergesellschaft IFG unter dem Eindruck der Querelen um den Abbruch samt den neuen Gerüchten relativ gelassen bleibt. Immerhin schwirrt seit dem offiziellen Beginn der Arbeiten am Wochenende so einiges an ominösen Berichten und Hinweisen durch die Stadt. Nicht alles davon lässt sich einfach so als substanzloses Gerede im Kontext der erhitzten Debatte über den Abriss des alten Industriegebäudes abtun.

 
Die Rede ist von unerwarteten Altlasten, die den Zeitplan durcheinanderbringen, und anderen Problemen – gipfelnd in der Behauptung, der Abrissbagger sei Ziel eines Sabotageanschlags geworden. Dass angeblich am Fahrzeug Dieselleitungen gelockert worden seien, berichten mehrere Quellen unabhängig voneinander.

Richler widerspricht den Gerüchten entschieden. Daran sei gar nichts dran. Auch von einer Verzögerung der Abbrucharbeiten könne keine Rede sein. Dass es gestern rund ums Gebäude ziemlich still geblieben ist, liege daran, "dass es erst einmal entkernt wird". Unwägbarkeiten müsse man bei alten Gebäuden immer einplanen. Hinzu kämen die strengen Auflagen. "Heute kann man ein Haus nicht mehr einfach in drei Tagen abreißen", erklärte Richler, das sei schon wegen der Umweltvorschriften ganz unmöglich. Das abgetragene Material müsse sorgfältig getrennt werden. "Und dann kommt alles auf eine andere Deponie."

Projektleiter Hans Berger ergänzt: "Altlasten findet man bei jedem Abriss." Im Verwaltungsgebäude gelte es derzeit etwa Gipsplatten zu entfernen. Auch mit Asbest sei zu rechnen. Ein Gutachter inspiziert laut Berger die Abbrucharbeiten und überwacht die Entsorgung.

Richler appelliert an die Kritiker des Abbruchs, diese Stadtratsentscheidung endlich zu akzeptieren. "Das ist ein demokratischer Vorgang!" Außerdem gab es einen Wettbewerb. Der Stadtrat habe sich der Frage "eigens noch mal angenommen, weshalb wir ein halbes Jahr verloren haben". Eine Sache nämlich lässt Richler dann doch ein bisschen unruhig werden: "Wir wollen das Hotel- und Kongresszentrum auf dem Gelände bald europaweit ausschreiben, und da müssen wir natürlich einen genauen Termin nennen." Mitte 2013. Das erklärt die Eile.