Ingolstadt
Nur Frankfurt hat mehr

Integrationsbericht offenbart auch eklatante Unterschiede beim Anteil der Migranten in den Bezirken

25.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:13 Uhr
Das Neue Schloss Ingolstadt −Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) 80 Mitarbeiter, elf Monate, 240 Seiten: Die Stadtverwaltung hat einen Migrationsbericht erstellen lassen, der viele Daten und Fakten über die Ausländer in Ingolstadt offenbart. Gestern wurde der fertige Bericht erstmals im Sozialausschuss vorgestellt. Hier die wichtigsten Auszüge.

Nur Frankfurt hat mehr: Dass Ingolstadt einen sehr hohen Anteil an „Menschen mit Migrationshintergrund“ hat, ist bekannt. Bundesweit liegt die Schanz damit fast an der Spitze: Etwa gleichauf mit Augsburg liegt der Anteil bei 38,9 Prozent. Nur in Frankfurt gibt es mehr: Da liegt der Wert bei etwa 42 Prozent. Insgesamt leben in Ingolstadt (126 000 Einwohner) rund 49 000 Migranten. Dabei ist der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ grundsätzlich sehr weit gefasst: Eine österreichische Mutter reicht schon, um zu dieser Gruppe zu zählen. Das fällt bei der Ingolstädter Statistik allerdings heraus. Hier geht es lediglich um zugewanderte Ausländer, in Deutschland geborene Ausländer, eingebürgerte Deutsche und Aussiedler.

Im Nordwesten leben die meisten: 12 155 Migranten wohnen in und rund ums Piusviertel. Damit liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bei rund 69 Prozent. Es folgt der Nordosten, wo jeder Zweite einen Migrationshintergrund hat. Während in den meisten anderen Stadtbezirken der Anteil bei etwa 30 Prozent liegt, leben im Süden und im Westen mit knapp unter 20 Prozent die wenigsten (siehe Grafik).

Die Migranten sind jünger: Bei den Einwohnern bis 18 Jahre gibt es bereits mehr Menschen mit als ohne Migrationshintergrund: Sie machen 52,1 Prozent der Altersgruppe aus. Ganz anders sieht es bei der Gruppe 65 plus aus. Da stellen sie nur einen Anteil von knapp 30 Prozent. Damit wirkt sich der starke Zuzug aus dem Ausland zum einen positiv auf die demografische Entwicklung aus, zum anderen bedeutet das auch, dass der Anteil künftig weiter steigen wird.

Die meisten Ausländer sind Türken: In Ingolstadt leben insgesamt 4906. Erst weit danach kommen die Serben (1205), die Rumänen (1012) und die Kroaten (792). Danach folgen die Italiener mit 719 und die Polen mit 708.

In der Kita nur Deutsche: Während der Anteil von deutschen Kindern und Migranten in Kindergärten ungefähr gleichauf liegt, sind die Migranten unter drei Jahren deutlich unterrepräsentiert. Der Besuch einer Kita hänge eng mit der Berufstätigkeit beider Eltern zusammen, heißt es im Integrationsbericht. Die Betreuung ist teuer und oft können sich das nur Eltern erlauben, die doppelt verdienen.

In der Stadtverwaltung arbeiten kaum Migranten: Ihr Anteil an den insgesamt 2247 Mitarbeitern liegt lediglich bei 6,1 Prozent. „Ich werde aber auch künftig nicht darauf achten, ob jemand einen Migrationshintergrund hat oder nicht“, sagte Lösel im Sozialausschuss. „Der Beste wird eingestellt.“ Ohnehin sei es schwierig gewesen, herauszufinden, wer welchen Hintergrund habe, weil es keine Verpflichtung dazu gebe, das offenzulegen. „Und da müssen Sie, liebe Stadträte, sich auch einmal an die eigene Nase fassen“, sagte er. Immerhin habe er sie auch alle angeschrieben – und kaum Rückmeldungen bekommen.