Ingolstadt
"Hier gibt es keinen Menowin"

22.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:05 Uhr

Suchen die Nähe zu ihrem Idol: Fans umjubeln "Superstar"-Finalisten Menowin Fröhlich im April bei seinem kurzen Auftritt in der Diskothek Take Off. Um ihm näher zu kommen, rufen manche wahllos Bürger mit dem Nachnamen Fröhlich an. - Foto: Schuhmann

Ingolstadt (DK) Bürger mit dem Nachnamen Fröhlich sind zurzeit nicht sonderlich gut auf die Anhänger des Sängers Menowin zu sprechen. Die Ingolstädter leiden unter lästigen Anrufen.

Seitdem Menowin so viele Verehrer hat, geht Frau Fröhlich aus Haunwöhr nicht mehr gern ans Telefon. "Gestern hat noch ein Fan um halb zwölf abends angerufen", schimpft die ältere Dame. Sie sei gar keine Verwandte des Sängers. "Die sollen uns in Ruhe lassen."
 

Fans des Finalisten von "Deutschland sucht den Superstar" rufen scheinbar wahllos fast jeden in Ingolstadt an, der im Telefonbuch unter "Fröhlich" aufgeführt ist und mit dem Fernsehstar verwandt sein könnte.

Frau Fröhlich, die in Auwaldseenähe wohnt, hat vor allem mit jungen Frauen zu tun. "Dumme Hühner sind das, die kichern nur blöd herum", sagt die 69-Jährige. Gut zehn Mal habe sie ihr Sprüchlein "Hier gibt es keinen Menowin" schon aufgesagt – oft ohne Erfolg. "Die wollen einfach nicht begreifen." Die Anrufer bitten sie immer wieder, Menowin schöne Grüße auszurichten. "Die Mädchen müssen noch viel lernen", sagt Frau Fröhlich, und es klingt fast nachsichtig. Trotzdem wäre sie froh, wenn die Anrufe ein Ende hätten.

Bei Frau Fröhlich aus Ringsee hat nur einmal ein junger Mann angerufen. Herr Fröhlich aus der Innenstadt blieb bislang von solchen Anrufen verschont. Bei Herrn Fröhlich aus dem Nordviertel stand hingegen sogar einmal jemand vor der Tür. "Wir sind schon über 80, was wollen die von uns? Wir sind nicht mit dem verwandt."

Eine geschiedene Frau Fröhlich heißt eigentlich gar nicht mehr so, aber das Telefonbuch führt sie noch unter dem Namen ihres Ex-Mannes. "Ich habe schon beantragt, dass man mich aus dem Verzeichnis rausnimmt", sagt die Krankenschwester. Drei bis vier Anrufe bekomme sie am Tag. "Voll unangenehm" findet sie das. Meistens riefen Frauen an, auch ältere, die behaupteten, von ihrer "Sippe" zu sein.

Frau Fröhlich aus St. Monika zeigt sich erschüttert: "Die Fans haben keine guten Manieren." Viele riefen mit unterdrückter Nummer an und stellten sich nicht einmal vor. Bei 12 bis 16 Anrufen pro Tag fällt es schwer, humorvoll zu bleiben. "Am Anfang habe ich noch gelacht." Mittlerweile findet sie die Menowin-Verehrer nur noch "super nervig". Manche Fans lassen sich kaum abwimmeln, vor allem dann nicht, wenn sie schon alle anderen potenziellen Verwandten abtelefoniert haben und in Frau Fröhlich aus dem Monika-Viertel ihre letzte Chance sehen. Der Sänger solle endlich eine eigene Telefonnummer für seine Anhänger einrichten, fordert sie.

Doch der hat keine Zeit für die Nöte seiner Mitbürger. Sagt zumindest einer seiner Onkel. "Er steht jetzt so unter Druck, alle sind hinter ihm her." Dass die Fans unbeteiligte Bürger belästigen, finde er nicht so gut. Sollte Menowin also ein Machtwort sprechen? Onkel Fröhlich glaubt nicht, dass das helfen würde. "Ich wollt’ Dir das nun einfach sagen, ich kann über Dich nicht klagen", schreibt Manuela aus Fürstenfeldbruck in einem Liebesgedicht an Menowin. Das würden einige Fröhlichs wohl nicht ohne Weiteres unterschreiben.