Ingolstadt
Aus Protest auf die lange Bank

Gerolfinger Banklsitzer werben auf humorvolle Art für neue Sitzmöbel aus heimischem Holz

09.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:37 Uhr

Über zehn Meter lang und mehr als zwei Tonnen schwer: Mit einer Riesenbank aus heimischem Pappelholz protestieren die Gerolfinger Bankl-sitzer in der Fußgängerzone gegen die Mustermöbel aus Tropenholz. Vereinsvorsitzender Erwin Schneider (vorne) leitete die Aktion - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Das Design der neuen Sitzmöbel kommt bei vielen Ingolstädtern gut an. Dass als Material Tropenholz dient, stößt jedoch verstärkt auf Unverständnis. Die Gerolfinger Banklsitzer wollten ihren Widerstand nicht mehr auf die lange Bank schieben und organisierten eine originelle Protestaktion.

So etwas nennt sich massiver Protest – mit Massivholz: Die Gerolfinger Banklsitzer stellten am Samstagvormittag in der Ludwigstraße eine 10,42 Meter lange und über zwei Tonnen schwere Sitzbank aus heimischen Pappelholz auf und zeigten so auf originelle Weise ihren Widerstand gegen die Mustermöbel aus Tropenholz. „Wir spendieren dem Oberbürgermeister ein Tragl Bier, wenn er neue Bänke aus heimischem Holz nimmt – am besten gleich aus dem Gerolfinger Wald“, erklärte Erwin Schneider, Vorsitzender des Banklsitzer-Vereins.

Beim gemeinsamen Fischessen am Karfreitag kam den Männern die Idee für ihre Protestaktion. Gesagt, getan: Mit zwei Bulldogs schafften die Gerolfinger das überlange Teil, auf dem locker alle 25 Mitglieder nebeneinander Platz nehmen können, am folgenden Vormittag heran. Und platzierten es direkt neben den Mustermöbeln. Der Auftritt erregte natürlich reichlich Aufsehen: Passanten verfolgten die Aktion amüsiert, viele pflichteten den Protestlern bei, sie seien ebenfalls gegen Tropenholz. „Den Leuten gefällt unsere Bank: Die haben sich sofort hingesetzt“, freute sich Ewald Wittmann über den großen Zuspruch.

Mit ihrer Riesenbank wollten die Gerolfinger schon ins legendäre Buch der Rekorde kommen, doch der Versuch gelang nicht ganz. „Es gibt zwar längere Bänke, aber nur unsere hat eine Rückenlehne“, erzählt Schneider. Die Banklsitzer betrachten ihr Exemplar damit als den wahren Rekordhalter.

Die Bank wurde aus einer Pappel gefertigt, die im Gerolfinger Wald wuchs. „Der Baum war alt und musste weg. Wir haben den Stamm geschält und die Lehne freihändig mit der Motorsäge ausgeschnitten“, erläutert Erwin Schneider die Herstellung. „Das ist eine schöne, urige Bank ohne Schrauben, ohne Nägel, ohne Leim – alles reine Natur.“

Mit dem samstäglichen Spektakel haben die Banklsitzer auch gleich auf ihr 25-jähriges Vereinsbestehen in diesem Jahr aufmerksam gemacht. Das Jubiläum wird im Juni gefeiert. Dass Ministerpräsident Horst Seehofer dabei ist, versteht sich von selbst. „Aber auch der Söder will kommen“, versichert Schneider. Die Banklsitzer sind nur Männer. Jedes Mitglied muss eine Sitzbank vorm Haus haben. „Nach getaner Arbeit treffen wir uns auf eine Feierabendhalbe – halt dort, wo man gerade hinkommt“, erklärt der Vorsitzende. „Früher, als es noch keine Handys gab, war immer um achte die Bank auf dem Dorfplatz unser Treffpunkt.“ Inzwischen, nach 25 Jahren, sind die Banklsitzer fester Bestandteil des dörflichen Lebens: Sie spielen Theater und treten im Fasching auf. Die Protestaktion gegen die Tropenholzbänke war freilich eine echte Premiere.