Ingolstadt
Es geht voran

Mitarbeiter der Petroplus-Raffinerie hoffen auf einen baldigen Verkauf der Anlage

03.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

Auf neuestem Stand: Bei der großen TÜV-Revision im vergangenen Jahr wurde in die Petroplus-Raffinerie ein zweistelliger Millionenbetrag investiert. Das macht die Anlage für einen Käufer interessant - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Hoffnungsvoll und abwartend. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die gegenwärtige Stimmung bei den 330 Beschäftigten der Ingolstädter Petroplus-Raffinerie bringen. Am Werkstor äußerten sich die Befragten gestern durchweg positiv – sofern sie überhaupt etwas sagen wollten.

Wie berichtet, hat das Amtsgericht Ingolstadt das Insolvenzverfahren für die deutschen Petroplus-Gesellschaften mit insgesamt rund 400 Mitarbeitern eröffnet. Die Ingolstädter Raffinerie kann damit verkauft werden. Die Beschäftigten brauchen vorerst nicht um ihre Arbeitsplätze bangen. In Ingolstadt sind die Petroplus-Mitarbeiter voller Hoffnung. Weil sie „ihre“ Raffinerie kennen. Und weil sie wissen, dass die Anlage für einen Investor durchaus interessant ist.

Obwohl die DK-Befragung auf dem Werksgelände von Firmenleitung und Betriebsrat abgesegnet ist, wollen gestern längst nicht alle etwas sagen. Gegenüber Medien sind die Mitarbeiter der Petroplus zurückhaltend. „Ich darf, aber ich will nicht“, meint ein junger Mann nach Schichtende und macht sich auf Richtung Parkplatz. Andere zeigen sich aufgeschlossener. Marc Rundnagel etwa. „Wir sehen das alles sehr positiv“, meint er. In Michael Jaffé habe die Petroplus einen sehr guten Insolvenzverwalter. „Die Raffinerie steht gut da. Wir sind sehr zuversichtlich“, sagt Rundnagel, der seit 2007 in der Instandhaltung arbeitet.

Der Standort habe viel Potenzial und stehe vor großen Herausforderungen, meint Daniela Gelatro, die als Design Engineer bei der Petroplus arbeitet. Auch sie ist sicher, dass es weitergeht. Genau so wie Kurt Gastl. Er ist seit sieben Jahren beim Werksschutz der Petroplus beschäftigt. „Soweit ich die Raffinerie kenne, ist der Zustand okay.“ Gastl ist deshalb guter Dinge, dass sich ein Käufer findet. Wirkliche Sorgen um seinen Arbeitsplatz macht er sich nicht.

Tatsächlich hätten sich bereits erste Interessenten gemeldet. Die Anlage sei für einen Investor ziemlich attraktiv, meint der Sprecher des Insolvenzverwalters, Sebastian Brunner. 40 Prozent aller Raffinerien Europas seien veraltet und müssten für Hunderte von Millionen Euro saniert werden. Die Petroplus dagegen hatte erst voriges Jahr eine große TÜV-Revision, bei der laut Unternehmenssprecherin Susanne Ehrnthaler „ein hoher zweistelliger Millionenbetrag“ investiert worden sei. Auch jetzt, wo die Raffinerie im Warmhaltebetrieb läuft, nutze man die Zeit für weitere Instandhaltungsmaßnahmen.

Das Kapitel Fernwärme gelte bei der Investorensuche als „Alleinstellungsmerkmal“, betont Hubert Stockmeier, Geschäftsführer der zu den Stadtwerken gehörenden Netze GmbH. Die Stadt, so Stockmeier, sei in engem Austausch mit der Petroplus. Der Fernwärmeverbund bleibe bestehen – egal, wer einsteigt. „Wir drücken ganz fest die Daumen, dass der Verkauf bald über die Bühne geht.“

Auch der Köschinger Bürgermeister Max Schöner ist über die derzeitige Entwicklung „hocherfreut“. Er ist überzeugt, dass sich im zweiten Quartal ein Investor findet, „der die Petroplus zukunftsfähig weiterführt“. Allein in Kösching gibt es etwa 60 Familien, bei denen mindestens einer bei Petroplus arbeitet.

Manfred Becker, der in Unterhaunstadt wohnt, hofft ebenso auf eine Rettung der Petroplus. „Die Leute brauchen Arbeit und Brot.“ Die Geruchsbelästigungen, findet er, seien in den letzten Jahren besser geworden. Außerdem: „Jeder will Benzin, aber keiner will eine Raffinerie in der Nachbarschaft.“