Ingolstadt
Nach München schafft’s wohl nur eine

Landtag: Haderthauer hat ihr Mandat sicher – Für Reichhart und Werner wird es aber mehr als eng

16.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

Ingolstadt (DK) Während die CSU nach der Landtagswahl noch im Freudentaumel ist, sieht es für Markus Reichhart (FW) düster aus. Der Landtagsabgeordnete wird den Sprung ins Parlament wohl nicht schaffen. Für Achim Werner (SPD) schaut es kaum besser aus. Endgültige Ergebnisse gibt es aber erst heute.

Wenn es tatsächlich so kommt, ist es eine bittere Nachricht für Ingolstadt: Von den bisher drei Landtagsabgeordneten aus der Schanz wird es womöglich nur Christine Haderthauer (CSU) schaffen. Sie zieht als Direktkandidatin mit 45,7 Prozent der Stimmen in den Landtag ein, das ist sicher. Markus Reichhart, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, hat rechnerisch hingegen kaum eine Chance, es über die Liste in den Landtag zu schaffen. Aus Oberbayern werden fünf Direktkandidaten der FW über die Liste ins Parlament kommen – allein acht Kandidaten haben aber bereits über die Erststimmen ein derart hohes Ergebnis erreicht, dass es kaum im Bereich des Möglichen liegt, dass Markus Reichhart über die Zweitstimmen noch an ihnen vorbeiziehen könnte. „Haben Sie das so genau ausgerechnet“, fragt Reichhart beim Redaktionsgespräch. Haben wir: Zwar waren am Abend erst 13 von 30 Stimmkreisen in Oberbayern ausgezählt. Darunter aber bereits der Ingolstädter. Und wer sich die Erststimmenergebnisse der bisher noch nicht ausgezählten Zweitstimmenwahlkreise ansieht, merkt schnell, dass es für Reichhart ganz schlecht aussieht. „Stimmt“, sagt er. Und dann: „Das ist aber nicht so schlimm.“ Zwar hätte er gern noch fünf weitere Jahre im Landtag gesessen, aber es gebe auch ein Leben außerhalb der Politik: „Ich habe ein Geschäft, eine Familie – vielleicht nehme ich mir Elternzeit.“ Außerdem, und das ist dann wohl doch wieder das Leben innerhalb der Politik: „Uns steht jetzt ein spannender Kommunalwahlkampf bevor“, sagt der Fraktionsvorsitzende der FW im Stadtrat. Für den er jetzt wahrscheinlich ziemlich viel Zeit hat. Bereut er es da nicht noch mehr, dass er nicht als OB-Kandidat antritt? Immerhin wurde er innerhalb der Fraktion lange als solcher gehandelt. „Nein“, sagt er ganz diplomatisch, „der Peter Springl ist ein toller Kandidat, den ich voll unterstütze.“

Als der DK gestern am Nachmittag bei Werner anruft, ist gerade der Landkreis Eichstätt ausgezählt. „Das ist schon super“, sagt er. Dort gehen 2371 Stimmen auf sein Konto. Den ganzen Nachmittag verfolgt der Direktkandidat der SPD die Auszählungen. „Zittern kann man das nicht nennen“, sagt Werner. „Aber die Geduld wird natürlich ganz schön auf die Probe gestellt.“ Ob er sein Landtagsmandat behält, entscheidet sich wohl erst heute. Aber auch bei ihm gilt: Es sieht nicht gut aus. Über die Liste werden es 14 Sozialdemokraten aus Oberbayern in den Landtag schaffen. Und genau 14 Kandidaten sind im Grunde schon mit ihren Erststimmen so weit an ihm vorbeigezogen, dass es sehr, sehr schwierig für ihn wird, das über die Zweitstimmen wettzumachen.

In Feierlaune ist hingegen natürlich die CSU. Einen Tag nach der Wahl kann sie ihren Erfolg selbst noch kaum glauben. Die Ingolstädter CSU hat ihr Zweitstimmenergebnis von 41,2 Prozent bei der Landtagswahl 2008 auf sage und schreibe 54,2 Prozent gesteigert. Die Direktkandidatin Christine Haderthauer hat zwar deutlich zugelegt im Vergleich zu 2008 – da erreichte sie 38,8 Prozent – aber blieb mit 45,7 Prozent deutlich hinter dem Ergebnis der Zweitstimmen zurück. Woran lag’s? Am „Seehofer-Effekt“, sagt die Sozialministerin. Der Ministerpräsident war Listenführer in Oberbayern. Und „da haben viele Menschen, die an sich nicht CSU wählen, in Heimatverbundenheit Horst Seehofer angekreuzt“, sagt Haderthauer. Dass die Direktkandidaten der CSU weniger Stimmen bekommen hätten als die Partei, sei aufgrund dieses Effekts in ganz Oberbayern festzustellen.

Für Haderthauer überwiegt ganz offenbar die Freude über das Parteiergebnis: Die CSU hat „mit deutlichem Abstand das beste Großstadtergebnis in ganz Bayern“ eingefahren – und den Abstand zur SPD auf 29 Prozentpunkte vergrößert.