Ingolstadt (DK) Was für ein Kontrast im CSU-Haus: Nach dem Wahldebakel vom 28. September 2008 steht Horst Seehofer im Mittelpunkt des Interesses, alle Fernsehkameras richten sich auf ihn, jeder weiß, dass er jetzt ran muss und das Verliererduo Beckstein/Huber ablösen wird.
Gestern Abend erscheint Seehofer nicht leibhaftig in der Ingolstädter Parteizentrale, sondern als großer Triumphator am Bildschirm.
„Das nehmen wir, wenn’s dabei bleibt“, kommentiert Kreischef Hans Süßbauer um 18 Uhr die erste Wahlprognose mit satten 49 CSU-Prozent. Die Anhängerschaft verliert sich noch spärlich im Saal. Ein Dutzend meist junge Leute stehen an der Theke, an der wie seit über 30 Jahren Waltraud Mayer darauf schaut, dass alles läuft. Es gibt für das Parteivolk wie immer Bauernwürste und Wiener.
„Das war einer der beiden Wünsche, die ich in diesem Jahr hatte“, sagt Mayer, 28 Jahre Büroleiterin Seehofers am Unteren Graben. Dass ihr langjähriger Chef an diesem Abend so großartig abschneiden würde, habe er sich „für die Endphase seines politischen Lebens einfach verdient“. Und der zweite Wunsch? „Das fragen Sie mich in einer Woche“, dann steht nämlich ihr jetziger Chef Reinhard Brandl zur Wahl.
Während sich bei den TV-Hochrechnungen das stolze CSU-Ergebnis festigt, läuft im Saal der allerjüngste Nachwuchs des Kreisverbands ein. Stadträtin Tina Hofmann und Bezirkstagskandidatin Patricia Klein haben Magdalena Theresia (vier Monate) und Leopold Georg (sieben Monate) mitgebracht. Die Babys sind – dem CSU-Wahlergebnis entsprechend – putzmunter. Sie fangen erst zu schreien an, als Seehofer im Fernsehen erklärt: „Wir sind wieder da!“
Zwei Stunden später trifft Christine Haderthauer mit Ehemann Hubert ein. Jetzt wird es nach der bisher recht verhaltenen Siegesfeier doch noch einmal etwas lauter im CSU-Haus. Blumen, Beifall und eine Abgeordnete, die den Triumph in die Worte fasst: „Jeder zweite Ingolstädter hat Ja zur CSU gesagt.“ Jetzt sei „Gas geben“ gefragt, denn die Bundestagswahl werde ein „Fotofinish“.