Ingolstadt
Eine meinungsfreudige Familie

Im Wohnzimmer des OB-Kandidaten Raimund Köstler (ÖDP) wird oft und rege diskutiert

13.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:05 Uhr

 

Gemütliche Gegensätze. Sie prägen die gute Stube. Zwei riesige, moderne Couches (eher Sitzlandschaften), eine in Blau, die andere in hellem Grün, bilden ein Ensemble mit uralten, von Schreinerhand restaurierten Bauernmöbeln. Von der Holzdecke dringt dezentes Licht.

Die Familie diskutiert gerne. Das Meinungsbild ist nicht immer einheitlich – und der Weg zur ÖDP selten weit. „In unseren Gesprächen geht es oft um die Frage: Wie weit kann man ökologisch gehen? Wie weit darf man Menschen ökologisch bevormunden? Wo ist die individuelle Freiheit in Gefahr“ Zum Beispiel beim Thema Flugreisen und Energiebilanz – ein Diskurs, der ökologisch sensible Familien durchaus auf ein Minenfeld führen kann. Köstler hat hier eine klare Position: Umweltbewusstsein sei ein hohes Gut, aber mit einer „extrem-ökologischen Lebensweise einzelner“ sei weder den folgenden Generationen noch dem Weltklima gedient. Es sei auch legitim, genauso an die eigene Lebensqualität zu denken. „Wir zählen nicht am Jahresende jedes Gramm Kohlendioxid, das wegen uns ausgestoßen wurde, um zu schauen, ob wir richtig gelebt haben“, sagt Köstler.

Ein Theoretiker oder gar Dogmatiker ist er nicht. Im Gegenteil. „Natürlich hat man in der Politik Grundsätze und Ideale“, sagt Köstler. „Aber man sollte immer realistisch bleiben. Denn am Ende muss schließlich alles auch funktionieren.“

Sein Beruf hat diese Einstellung zweifellos mitgeprägt: Der 50-Jährige arbeitet als Informatiker; da ist Pragmatismus programmiert. Es gelte, in langen Prozessen zu denken, nicht nur von Wahlkampf zu Wahlkampf. Er stellt daher lieber die Frage: „Wie geht es den folgenden Generationen in 20, 30 Jahren“

Seine Tochter Karina will sich dieser Aufgabe eines Tages auch beruflich widmen. Sie studiert das relativ neue Fach Management Erneuerbarer Energien in Weihenstephan. Die 18-Jährige verteidigt ihr Engagement in der ÖDP voller Überzeugung gegen Vorurteile, Spott und Ignoranz. „Viele meiner Kommilitonen an der Uni denken ähnlich wie ich, das bringt natürlich das Fach mit sich. Manchen, vor allem Norddeutschen, muss ich aber erst erklären, was die ÖDP ist.“ Doch dann sei man meistens schnell beisammen. „In meiner Generation sind zum Beispiel fast alle gegen Atomkraft“, erzählt die junge Stadtratskandidatin.

Ihr Vater hat deutlich länger gebraucht, um zur ÖDP zu finden. Er ist erst seit 2008 Mitglied. „Natürlich habe ich vorher immer grün gewählt.“ Das „natürlich“ betont er, es ist ihm wichtig. Aber dann gab für ihn etwas Entscheidendes den Ausschlag, das Lager zu wechseln: „Die Einstellung zum Lobbyismus. Die ÖDP nimmt grundsätzlich nur private Spenden an, um unabhängig zu bleiben. Firmenspenden lehnen wir ab. Bei den Grünen ist das anders, deshalb kann ich sie nicht wählen.“

Köstler ist im Piusviertel aufgewachsen, hat die FOS absolviert und an der Regensburger FH studiert. Seit 1986 arbeitet er bei Audi. ÖDP-Stadtrat Franz Hofmaier war ein langjähriger, geschätzter Kollege. Das Familienauto ist ein A 3. Ins Werk fährt Köstler aber meistens mit einem Elektro-Smart. „Denn ein vergleichbares E-Auto hat Audi leider noch nicht im Angebot.“