Ingolstadt
Die Partei kommt nicht aus dem Keller

SPD-Basis verteilt Komplimente an die Spitzenkandidatin, ist aber frustriert über das Ergebnis der Stadtratswahl

21.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:55 Uhr

Ingolstadt (rh/sic) Trotz des respektablen Abschneidens ihrer OB-Kandidatin Veronika Peters ist die SPD bei der Stadtratswahl aus ihrem Tief nicht herausgekommen. Sie stagniert mit nur zehn Sitzen weiter auf niedrigem Niveau. An der Basis herrscht bei den Sozialdemokraten nach der Wahl alles andere als Zufriedenheit.

„Ich sehe nur, dass wir nichts gewonnen haben“, bilanziert Hansi Picker ernüchtert das Abschneiden seiner Partei. „Wenn Frau Peters die Liste nicht gepusht hätte, wären wir bei sieben, acht Mandaten gelandet.“ Der Chef des Ortsvereins Nord schreibt es der Spitzenkandidatin zu, dass zumindest das Ergebnis von 2008 gehalten werden konnte. Picker selbst hatte auf dem wenig aussichtsreichen Listenplatz 20 kandidiert. „Gefreut hat mich der Stimmenanteil vom Toni Böhm. Das zeigt, dass Leute belohnt werden, die ehrlich Politik machen.“ Für den Basisarbeiter muss bei der SPD „dringend“ ein Neuanfang her.

Es sei höchste Zeit, dass die bekannten älteren SPD-Akteure jetzt „ins zweite Glied“ gehen, findet Picker. Eins ist für ihn klar: Der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat „muss Parteimitglied sein“. Sein Favorit heißt Klaus Mittermaier. „Der würde es am besten machen.“

Pech hatte bei der Wahl Christian De Lapuente. Nachdem er 2008 von Listenplatz fünf auf 13 durchgereicht worden war, machte er diesmal fünf Plätze gut und landete auf Platz elf. Er wäre damit der erste Nachrücker in der SPD-Fraktion. „Ich bin mit meinem Ergebnis zufrieden“, beteuert der DGB-Organisationssekretär. Er glaubt, dass seine Gewerkschaftsarbeit und das Engagement an der Spitze des TSV Nord wesentlich dazu beigetragen haben. „Man darf nicht erst ein halbes Jahr vor der Wahl Gas geben“, sagt De Lapuente. „Der Wähler ist nicht so blöd, der sieht die ganzen sechs Jahre.“ Es sei „traurig und enttäuschend, dass es für die SPD nicht zu einem elften oder zwölften Mandat gereicht hat“. Für einen Aufwärtstrend seiner Partei hat der Gewerkschafter nur ein Rezept: „Wichtig ist, dass die Fraktion zusammenhält und es keine Streitigkeiten gibt.“

Das Stichwort Gemeinsamkeit fällt auch bei Rudi Wagner, dem stellvertretenden Chef des Ortsvereins West und erfahrenen Kenner der Partei. „Wenn eine gemeinsame Oppositionspolitik stattfindet, sind unsere Chancen in sechs Jahren größer.“ Dass die SPD diesmal noch kein besseres Ergebnis geschafft hat, sei „schon ein bisserl enttäuschend“. Wagners Erklärung: „Der Wähler hat die internen Querelen in der Fraktion und der Partei halt nicht so schnell vergessen.“

Thomas Thöne ist erneut mit einem sehr guten Ergebnis in den Stadtrat gewählt worden: Von Listenplatz zwölf aus ging es für ihn fünf Plätze nach oben. Die Stimmung in der Partei beschreibt er als „gut und aufgeräumt“, das Ergebnis der OB-Kandidatin als „sehr schön und respektabel“. Versäumnisse im Wahlkampf sieht Thöne nicht: „Alle haben sich sehr engagiert, ich weiß nicht, was man noch hätte mehr machen können. Irgendwann sind die Wähler gesättigt. Die große Frage für alle Parteien wird vielmehr sein: Wie geht man mit der extrem niedrigen Wahlbeteiligung um“ Von Spannungen in der SPD-Fraktion habe er noch nichts bemerkt, sagt er. Nach der Wahl 2008 haben die Genossen arg gezankt – das hat Thöne nicht vergessen. Seine Lehre daraus: „Man sollte andere so behandeln, wie man selber behandelt werden will.“

Helmut Schlittenlohr gehört seit Jahrzehnten zu den Stützen der SPD, gerade im Wahlkampf. Er spürt „große Aufbruchstimmung“, und das freut ihn sehr. „Auch die neuen Leute tun der SPD gut! Da erwarte ich mir einiges. Vorher hat zum Teil Stillstand geherrscht. Jetzt muss ein Umbruch her!“

„Eine Frau an der Spitze hätte der Stadt gut getan“, kommentiert Helga Hieblinger den Ausgang der OB-Wahl. Sie war von Veronika Peters zur Kandidatur überredet worden, für einen Sitz im Stadtrat reichte es aber nicht. Ob sie jetzt weiter politisch aktiv bleiben wird, hat sie noch nicht entschieden. Mit ihrer Spitzenkandidatin hat sie einen Entschluss gemeinsam. „Ich bin immer noch parteilos“, sagt Hieblinger, „und ich werde es sicher auch bleiben.“