Ingolstadt
Ein Happy End nach langem Warten

Viele haben sich um Wiederbelebung der Schanzer Kinos bemüht, jetzt hoffen sie auf Kooperation mit dem neuen Betreiber

04.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:46 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Altstadtkinos werden wieder eröffnet. Kaum eine Nachricht dürfte zuletzt so schnell die Runde durch die Schanz gemacht haben. Schließlich hatten sich viele Schanzer, nachdem das letzte Kino 2008 geschlossen worden war, dafür eingesetzt, das Union, das City und das Cinema wieder zum Leben zu erwecken.

Am Freitag gab Investor Jürgen Kellerhals bekannt, dass die Kinos ab August von Franz Fischer betrieben werden und damit kein Schanzer zum Zug kommt. Die Ingolstädter Cineasten und Kulturschaffenden hoffen nun auf eine enge Zusammenarbeit mit dem professionellen Betreiber und sind zuversichtlich.

Für Petra Neumann, die Leiterin der VHS und Klaus Reichelt, den Wirt des Ölbaums, war die Situation ohne Kinos nicht mehr tragbar. Nächste Woche wollten sie sich zusammensetzen, um zu klären, wie der Kinosaal im Keller der Volkshochschule zu einem öffentlichen Programmkino umgestaltet werden könnte. Mit der überraschenden Nachricht vom Freitag sind diese Pläne wohl obsolet geworden. Kummer, weil aus den eigenen Plänen jetzt nichts wird, hat Neumann nicht. „Die Idee war aus der Not heraus geboren. Ich bin fast schon euphorisch, dass die Kinos jetzt wieder professionell betrieben werden.“ Neumann war am Freitag selbst dabei, als die gute Nachricht verkündet wurde. „Auf der Pressekonferenz ist mehrmals das Wort ,Kooperation’ gefallen“, betont sie. Mit dem künftigen Betreiber habe sie bereits Kontakt aufgenommen und auch schon einen Gesprächstermin ausgemacht. Bei Sprach- und Filmkursen der VHS könnte künftig also auch ein Kinobesuch auf dem Lehrplan stehen.

Große Freude herrscht auch bei Bettina Reinisch, und das, obwohl sich die Filmwissenschaftlerin gemeinsam mit der einstigen Betreiberin der Ingolstädter Kinos, Jeanette Mengele, und Andreas Clasen, dem Chef des Audi-Kinos, selbst als Betreiber der Kinos ins Gespräch gebracht hatte. „Es ist super, dass es die Kinos wieder gibt, egal wer sie führt“, sagt sie. Auch sie ist optimistisch, dass es eine Zusammenarbeit zwischen den Schanzer Kino-Experten und den künftigen Betreibern geben wird. Unter anderem hofft sie auf eine Kooperation bei ihrem Film-Wettbewerb 20minmax. Dank der künftig vier Kinosäle in der Innenstadt sei es vielleicht möglich, mehr der eingereichten Filme zu zeigen. „In Landshut zeigen sie bei ihrem Wettbewerb an einem Tag so viele Filme, wie wir bisher in einer Woche“, erklärt sie.

Mit dem Verein „Von der Rolle“ organisierte Reinisch zuletzt Filmabende im Stadttheater. Intendant Knut Weber hofft auch in diesem Bereich auf eine Zusammenarbeit mit den Kinos, „so, wie wir uns mit allen Kunstschaffenden vernetzen wollen“. Konkurrenz befürchtet Weber nicht. „Kino und Theater sind ganz andere Medien“, sagt er. Dennoch könnten sie ein Ansporn für alle Schanzer Künstler sein, „sich noch mehr anzustrengen. Das ist doch wunderbar.“ In einer Sache profitiert das Theater von den Altstadtkinos ganz direkt: „Uns haben schon Schauspieler abgesagt, weil es hier kein Kino gab“, berichtet Weber.

Direkte Vorteile erhoffen sich auch Reichelt und seine Wirtskollegen in der Innenstadt. Viele Gäste lassen einen Theater- oder Kinoabend in einer der Kneipen der Stadt ausklingen. Kurz nach dem Ende einer Vorstellung steigen regelmäßig die Gästezahlen. „Kulturschwung“, nennt Reichelt das Phänomen scherzhaft.

Beate Diao von der Kunst- und Kulturgarage ist „doch etwas verwundert“ gewesen, dass die Kinos jetzt von einem Externen betrieben werden. „In Ingolstadt gibt es eine Menge kompetenter Leute“, sagt sie und hofft, dass deren Wissen in das Ingolstädter Kinoprogramm einfließt. Diao freut sich auf eine Belebung des Ingolstädter Innenstadtlebens und großes Kino. „Ich mag vor allem Fantasy-Filme“, sagt sie. Bevor sie umständlich in das riesige Kino vor den Toren der Stadt reist, sieht sie sich auch solche bildgewaltigen Werke lieber im gemütlichen Ambiente der Innenstadtkinos an. Die werden ohnehin mit der neuesten Technik ausgestattet und zu klein seien die Leinwände auch nicht. „Hauptsache, sie sind größer als Fernsehen“, lacht sie.